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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dummheiten macht. Du weißt, was ich meine?«
    Saila nickte wortlos. Ihr Gesicht war ein einziger Ausdruck der Qual.
    »Und danach müsst ihr zurück zur Burg reiten und Salims Vater berichten, was passiert ist. Er darf auf gar keinen Fall etwas Unüberlegtes tun, hast du das verstanden? Macht euch keine Sorgen um mich. Ich finde schon einen Weg, um zurückzukommen. Wahrscheinlich«, fügte sie mit einem diesmal fast überzeugenden Lächeln und in einem Ton der Zuversicht, die sie ganz und gar nicht empfand, hinzu, »werde ich schon in ein paar Tagen zurückkommen. Ich werde bei der ersten sich bietenden Gelegenheit fliehen.«
    »Die erste Gelegenheit wäre jetzt«, antwortete Saila.
    Robin schüttelte nur erneut den Kopf. »Das ist viel zu gefährlich«, beharrte sie. »Du kennst Dariusz nicht. Ich bin lange genug mit diesen Männern geritten, um zu wissen, wozu sie imstande sind. Er würde das ganze Dorf büßen lassen. Er würde es niederbrennen und jeden Mann und jede Frau und jedes Kind töten, glaub mir. Und selbst wenn ich es bis zur Burg schaffe, würde er sie möglicherweise belagern, nur um meiner wieder habhaft zu werden.«
    Saila widersprach zwar nicht, aber sie sah sie so unübersehbar zweifelnd an, das Robin sich fast genötigt fühlte hinzuzufügen:
    »Dariusz ist ein Fanatiker, Saila. Wenn es etwas gibt, was er noch mehr hasst als Saladin und seine Verbündeten, dann sind es Tempelritter, die gegen ihren Eid verstoßen. Er würde eher einen Krieg vom Zaun brechen, als einen Verräter aus seinen eigenen Reihen davonkommen zu lassen. Und ganz genau dafür würde er mich halten, wenn ich jetzt fliehe.«
    »Aber das habt Ihr doch schon längst, Herrin«, sagte Saila leise. Robin sah sie fragend an, und die Dienerin fügte hinzu:
    »Den Eid gebrochen.«
    Nicht wirklich, dachte Robin. Sie hatte ihn nie geleistet. Sie hatte diese lebensgefährliche Scharade niemals spielen wollen, zu der sie jahrelang gezwungen gewesen war, und sie verfluchte sich in Gedanken dafür, nicht nach ihrer Errettung genau das getan zu haben, worum Salim sie so oft gebeten hatte, nämlich das weiße Ordensgewand endgültig abzulegen und zu verbrennen, und auch dem Kettenhemd, dem Schwert und dem Schild abzuschwören und einfach nur Salims Frau zu sein, die an seiner Seite lebte und herrschte. Ganz plötzlich begriff sie, auf welch entsetzliche Weise sich Salims Worte zu bewahrheiten begannen.
    Was sie so lange Zeit für nichts anderes als ein Spiel gehalten hatte, ein harmloses Kokettieren mit einer Vergangenheit, die sie endgültig hinter sich gelassen zu haben glaubte, das war von einem Herzschlag auf den anderen zu einer Gefahr längst nicht nur für ihr Leben geworden. Warum war sie in Rüstung und Waffenrock hergekommen? Sie war sicher, dass Dariusz sie nicht einmal erkannt hätte, hätte sie die seidenen Gewänder und kostbaren Tücher getragen, in denen Salim sie so gerne sah, und einen Strauß Blumen oder einen Korb mit Früchten in der Hand gehalten statt eines Schwertes.
    Aber es war noch niemals Robins Art gewesen, mit dem Schicksal zu hadern. Sie musste einfach akzeptieren, was geschehen war, und versuchen, das Beste daraus zu machen - auch wenn sie sich sehr wohl bewusst war, dass sie die Situation in Wahrheit noch nicht einmal ansatzweise begriffen hatte.
    Leichte Schritte näherten sich, dann trat Nemeth zu ihnen heraus. Auch das Mädchen war schreckensbleich. Es zitterte am ganzen Leib, und Robin musste nicht fragen, um zu wissen, dass auch Nemeth ihr Gespräch mit Dariusz belauscht hatte; vermutlich auch das mit ihrer Mutter. Bevor Nemeth jedoch auch nur ein Wort sagen konnte, machte Robin eine Kopfbewegung zum Ausgang hin. »Geh zur Tür«, sagte sie, »und pass auf, dass uns niemand stört.«
    »Aber …«, begann Nemeth.
    Robin unterbrach sie sofort. »Schnell. Es ist wichtig, Nemeth. Wir verlassen uns auf dich.«
    Das Mädchen sah sie noch einen Moment lang aus großen, furchterfüllten Augen an, aber dann wandte es sich um und verschwand mit schnellen Schritten im Haus, und Robin drehte sich wieder zu Saila um und streifte gleichzeitig mit einer entschlossenen Bewegung den Turban ab. »Eines musst du noch für mich tun, Saila«, sagte sie.
    »Herrin?« Saila wirkte unsicher, fast erschrocken.
    »Hol das schärfste Messer, das du in der Küche findest«, sagte Robin schweren Herzens. »Und dann schneide mir das Haar.«

4. KAPITEL
    »Bruder Robin?« Jemand schüttelte sie sanft an der Schulter. Robin schob

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