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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Hand weg, nuschelte verschlafen irgendetwas in sich hinein und drehte sich auf die Seite, wobei sie mit der Hand nach einer Decke tastete, die es gar nicht gab. Die Stimme, die ihren Namen genannt hatte, wiederholte sich nicht, aber die Hand war wieder da und rüttelte noch einmal und diesmal deutlich kräftiger an ihr. Widerwillig öffnete Robin die Augen, blinzelte verständnislos in ein schmutziges, von einem unordentlich gestutzten Bart eingerahmtes Gesicht und versuchte vergeblich, sich zu erinnern, wo sie war.
    »Es ist Zeit, Bruder«, sagte der Bärtige. Er flüsterte fast; dennoch entging Robin der missbilligende Unterton in seinen Worten nicht. Sie hatte auch das Gefühl, den Grund für seinen leisen Ärger kennen zu müssen, aber sie war einfach noch nicht richtig wach. Dennoch deutete sie eine Bewegung an, die der Bärtige zumindest als zustimmendes Nicken auslegen konnte, wenn er es denn wollte, presste für einen Moment die Lider so fest aufeinander, dass bunte Lichtblitze vor ihren Augen flimmerten, und stemmte sich zugleich auf beide Ellbogen hoch. Dem Bärtigen schien das als Antwort zu genügen, denn er warf ihr zwar noch einen halb strafenden, halb aber auch verzeihenden Blick zu, sagte aber nichts mehr, sondern drehte sich wortlos um und ging. Robin stemmte sich ein kleines Stückchen weiter in die Höhe und unterdrückte nur noch mit Mühe ein Gähnen. Im allerersten Moment hatte sie immer noch Mühe, sich zu erinnern, wo sie war. Ihr Körper begann vielleicht allmählich zu erwachen, aber ihre Gedanken und erst recht ihre Erinnerungen schienen größere Schwierigkeiten damit zu haben. Ihre Umgebung hatte jedenfalls alle Voraussetzungen, geradewegs aus einem Albtraum stammen zu können, dessen Nachhall sie noch spürte, ohne sich wirklich daran zu erinnern. Es war ein einfacher, niedriger Raum in einem engen Turm, dessen Wände aus unverputzten Ziegeln bestanden und der von einer einzelnen, schon fast heruntergebrannten Kerze nur unzureichend erhellt wurde, sodass sie kaum mehr als die dunklen Schatten einiger Männer wahrnahm, die sich rings um sie herum allmählich zu rühren begannen. Es war stickig, und es stank. Der zerschlissene Strohsack, auf dem sie sich zum Schlafen ausgestreckt hatte, musste unter ihrem Gewicht aufgeplatzt sein, denn sie spürte mindestens ein Dutzend trockener Halme, die in ihrem Nacken kitzelten und stachen, und der Geruch des schon halb in Fäulnis übergegangenen Strohs war noch beinahe der angenehmste hier drinnen.
    Das war etwas, was sie in der Zeit mit Salim schlichtweg vergessen hatte. Die Tempelritter mochten gefürchtete Krieger sein, tapfere und - zumindest zum größten Teil - aufrechte Männer, die tatsächlich an das glaubten, wofür sie standen, aber eines waren sie gewiss nicht: reinlich. Robin musste sich keine Sorgen darum machen, dass ihr Geheimnis spätestens beim ersten gemeinsamen Bad entdeckt würde. Die Tempelritter badeten nie. Einige wenige, allen voran zweifellos Dariusz, bildeten da vielleicht eine Ausnahme, doch Robin hatte weder damals in ihrer Zeit in der Komturei noch auf dem Schiff während der Überfahrt oder jetzt eine Ausrede benötigt, um sich in ihrem langen Unterkleid oder auch gleich komplett angezogen zum Schlafen auszustrecken. Sie war sicher, dass etliche der Männer, die rings um sie herum allmählich erwachten oder auch noch lautstark vor sich hin schnarchten, ihre Kleidung seit Jahren nicht mehr abgelegt hatten.
    Dennoch waren die letzten Nächte, die sie gemeinsam mit den Rittern verbracht hatte, Nächte voller Angst gewesen, in denen sie kaum zum Schlafen gekommen war; und wenn, dann war es ein unruhiger, von Albträumen und Furcht heimgesuchter Schlaf gewesen, aus dem sie nicht wirklich ausgeruht wieder erwacht war. Sie war es gewohnt, in einem eigenen Zimmer zu schlafen und in einem Bett, das annähernd so groß war wie dieser ganze Raum, in dem sich ein gutes Dutzend Männer drängte, und sie hatte allein zwei Nächte gebraucht, um eine Stellung zu finden, in der sie auch nur einzuschlafen gewagt hatte. Eine flüchtige Berührung, und ihr Geheimnis wäre keines mehr. Es kam Robin schon jetzt fast wie ein kleines Wunder vor, dass bisher noch keiner dieser Männer misstrauisch geworden war.
    Vielleicht lag es einzig daran, dass jeder einzelne von ihnen mindestens genauso erschöpft und müde war wie sie selbst. Nicht wenige von ihnen schafften es abends gerade noch mit letzter Kraft, sich zu ihrem Schlafplatz zu

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