Die Rückkehr der Templerin
noch einmal und heftiger den Kopf. »Sollen wir uns wie ein Haufen jammernder Feiglinge benehmen, nur weil dort vorne vielleicht ein Dutzend Plünderer auf uns wartet?«
»Ein Dutzend Plünderer«, widersprach Robin, »würde es wohl kaum wagen, einem Heer wie dem unseren aufzulauern.«
Dariusz’ Augen wurden fast schwarz vor Wut, als er sich vollends zu Robin umdrehte, aber seine Stimme klang überraschend ruhig, als er antwortete: »Vorausgesetzt, sie sind sich darüber im Klaren, mit wem sie es zu tun haben, ja.«
Im allerersten Moment verstand Robin nicht, was er damit meinte - ging sein Fanatismus mittlerweile schon so weit, dass er sich einbildete, Gott hätte ihre Gegner allesamt mit Blindheit geschlagen? -, aber dann drehte sie sich in dieselbe Richtung, in die sein ausgestreckter Arm deutete.
Die Templer hatten auf der Kuppe des Hügels Halt gemacht, unweit der Ruine, die ihnen gerade als Aussichtspunkt gedient hatte, der Großteil des Heeres aber an seinem gegenseitigen Fuß; bestimmt zwei- oder dreihundert Schritte entfernt. Für jeden, der sie aus sicherer Entfernung beobachtete, musste es tatsächlich aussehen, als handele es sich lediglich um ein kleines Grüppchen versprengter Ritter, ein Dutzend Männer, das sich durch die glühende Mittagshitze schleppte und ein leichtes Opfer für jeden entschlossenen Gegner abgab. Und ganz plötzlich war Robin fast sicher, dass auch das kein Zufall war. Bruder Dariusz fürchtete einen Überfall nicht nur nicht - eher suchte er den Kampf und schien alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihn zu provozieren.
»Aber gut, Bruder Robin«, fuhr Dariusz fort, nunmehr in eindeutig spöttischem Ton und mit ganz leicht erhobener Stimme, gerade genug, um sicherzugehen, dass auch alle anderen Ritter seine Worte hörten. »Wenn Ihr so sehr einen Hinterhalt fürchtet, dann wäre es fahrlässig, sich nicht darauf vorzubereiten. Macht euch kampfbereit!« Die drei letzten Worte hatte er mit lauterer Stimme gerufen.
Während sich die Ritter, ohne zu murren, und schnell, dennoch aber mit erschöpft wirkenden, mühsamen Bewegungen erhoben und noch mühevoller in die Sättel ihrer Pferde stiegen, wandte sich Dariusz mit einer befehlenden Geste an Rother.
»Kehrt zu den anderen zurück«, befahl er. »Die Männer sollen uns in einigem Abstand folgen. Aber ich will nicht, dass man sie sieht.«
Rother eilte davon, und auch Robin wandte sich um und ging mit hängenden Schultern zu ihrem Pferd. Es schnaubte protestierend, als sie sich in den Sattel hinaufzog, wie um sich über die viel zu kurze Rast zu beschweren, und als sie den schweren Topfhelm überstülpte, hatte sie im ersten Moment das Gefühl, ersticken zu müssen. Die Hitze war grausam, und ihr eigener Atem, den sie unter dem Helm einatmete, roch so schlecht, dass ihr allein davon übel wurde.
Dariusz stieg als Letzter in den Sattel, befestigte mit einer raschen Bewegung den großen, dreieckigen Schild mit dem roten Tatzenkreuz der Templer am linken Arm und schloss die rechte Faust um seine Lanze, an deren Ende der weiß-rote Wimpel mit dem Symbol des Ordens flatterte. Ohne ein weiteres Wort sprengten sie los und verfielen fast sofort in scharfes Tempo. Robin wandte mühsam den Kopf und sah, dass eines der Pferde zurückgeblieben war. Ihr Tempo nahm noch zu, als sie die gegenüberliegende Flanke des Hügels herabsprengten und jetzt direkt auf die Staubwolke weit vor ihnen Kurs nahmen. Robin gab die ohnehin nicht sehr realistische Hoffnung auf, dass es eine vollkommen harmlose Bedeutung für die Staubwolke geben könnte.
Dafür begann sie allmählich ernsthaft an Dariusz’ Verstand zu zweifeln. Wenn der Templer tatsächlich annahm, dass dort vorne zwischen den Dünen mehr als eine Herde versprengter Schafe war, die ein bisschen Staub aufwirbelten, so musste er sich und seine Begleiter wohl als Köder ansehen, der den Feind aus dem Versteck hervorlocken und binden sollte, bis die Hauptmacht heran war. Doch was nützte ein Köder, wenn die Falle, zu der er gehörte, noch gar nicht aufgestellt war? Rother würde endlose Minuten brauchen, um das Lager des Hauptheeres zu erreichen und Dariusz’ Befehle zu überbringen, und es würde noch einmal und noch länger dauern, bevor sich die Männer in Bewegung setzten und ihnen folgten, und das noch dazu deutlich langsamer als sie selbst. Robin maßte sich nicht an, irgendetwas von Strategie oder Kriegsführung zu verstehen, - aber das, was Dariusz nun tat, hatte nichts mit
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