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Die Rückkehr der Zehnten

Titel: Die Rückkehr der Zehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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der Hilfe der Götter und seinem Hohepriesterstab. Zwei der Sueben starben, die anderen flohen.« Sie hoffte, das würde genügen.
    »Hattest du keine Angst, dass sie euch verfolgen würden? Oder dass sie noch mehr Krieger holen würden, um euch zu töten?«
    Lis zuckte die Schultern und trommelte unbewusst mit den Fingern auf das Fenstersims. Die Ungeduld machte ihr zu schaffen. Heute würde sie Levin alleine sehen, endlich würde sie ihn sprechen können. »Wir wissen uns auf unseren Wegen zu verbergen«, erwiderte sie kryptisch und lächelte Mokosch zu.
    Marzana lehnte sich über die Brüstung und ließ ihren Blick über die vormittagsblaue Bucht schweifen. Am Horizont schraubten sich dünne Rauchsäulen in die Höhe. »Diese Fähigkeit wird euch bei den Sarazenen nichts nützen«, meinte sie und grinste. »Schau sie an, sie warten immer noch. Dabog denkt, dass sie versuchen werden uns auszuhungern, aber ich denke, sie wissen, dass sie die Stadtmauer nicht überwinden können.«
    »Ich glaube nicht, dass sie bei Tag angreifen«, antwortete Lis nur.
    Der Krieg schien für die Menschen so selbstverständlich zu sein, dass sie keinen Gedanken an ihr Leben verschwendeten. Marzanas Geliebter gehörte zu den Kriegern, die mit geschärften Schwertern auf den Angriff warteten, ihre Kinder spielten im Palasthof, vor der Stadt wartete ihre verstoßene Schwester darauf, mit den Sarazenen anzugreifen, aber Marzana kaute seelenruhig Feigen und lauschte lächerlich dilettantisch erfundenen Kampfgeschichten. Was für Menschen, dachte Lis. Vielleicht erfahre ich irgendwann, aus welchem Jahrhundert sie stammen und warum nicht einmal der alte Kajetan von ihrer Existenz wusste.
    Gedankenverloren zupfte sie an ihrem Kleid, das Mokosch ihr geschenkt hatte. Es war von einem dunklen Grün und hatte mit Goldfaden eingestickte Spiralen als Verzierung, das Symbol für den Kreislauf des Lebens, für Vergänglichkeit und Wiederaufblühen, wie sie inzwischen wusste. Das Haar trug sie wie die anderen Frauen in Antjana offen und mit kleinen eingeflochtenen Königsmuscheln geschmückt. Wenn sie sich tagsüber in einer spiegelnden Fläche sah, war sie immer noch irritiert, eine ziemlich erwachsene und würdevolle Lis zu sehen, die nichts mehr mit dem Mädchen in der Regenjacke gemeinsam hatte. Nur ihre Augen waren trauriger als früher, was ihnen eine seltsame Ähnlichkeit mit Matejs Augen verlieh.
    Seit der Festnacht hatte sie ihn nicht mehr gesehen, auch die anderen Mitglieder des Zirkels hielten sich vom Palast fern. Lis vermied es, zu Zlata zu gehen, und grüßte Tona nur flüchtig. Der Marktplatz war seit dem Kriegsfest leer und in den Kellern des Priesterturms, so hatte Lis von einem der Novizen erfahren, waren die Kuriere gefangen und wurden verhört. Angst lag in der Luft.
    Die Zeit lief, das wussten sie alle, nun hing ihre Zukunft von Levin ab, der an die Kuriere herankommen musste. Wenigstens schien sie inzwischen bei den Novizen, die die Türen hüteten, geachtet zu sein, denn sie gaben ihr bereitwillig Auskunft und behandelten sie längst nicht mehr so gönnerhaft und von oben herab. Es sah seltsam aus, wenn sie unter ihren Furcht erregenden Masken lächelten.
    Levin war kurz angebunden und hatte ihr bei einer flüchtigen Begegnung auf dem Marktplatz eingeschärft, in der Öffentlichkeit nicht auf Deutsch mit ihm zu sprechen. »Wir sind Gäste, Lis, und Niam sieht es nicht gern, wenn wir etwas verbergen.«
    Wieder war ihr aufgefallen, dass sein Akzent seltsam und etwas unbeholfen klang. Wollte er vielleicht nicht mit ihr auf Deutsch sprechen, weil die Sprache ihm inzwischen schwer fiel? War er dabei, zu vergessen? Mit einem ängstlichen Flattern in der Brust dachte sie wieder an Matej. Wie lange hatte er gebraucht, um alles aus seinem Gedächtnis zu verbannen, was er über seine Heimat und seine Zeit wusste?
     
    Nach einigem Suchen fand sie Levin schließlich im hintersten Trakt des Priesterhauses bei den Pferdeställen. Fast den ganzen Vormittag hatte sie gewartet und zugeschaut, wie er mit den Novizen die Gebetszeremonie für Poskur durchführte. Irritiert beobachtete sie, wie konzentriert sein Gesicht aussah. Noch mehr beunruhigte sie Niams Miene. Zufrieden wie eine schnurrende Raubkatze lobte er seinen neuen Schüler und strahlte dabei eine väterliche Güte aus, die Lis unheimlich war. Wenn Levin nicht darauf reinfiel, dann spielte er seine Hingabe an seinen neuen Lehrer bemerkenswert gut.
    Inzwischen ging Levin mit dem

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