Die Rückkehr des Astronauten
Zeit zur Verfügung gestanden.
Und jetzt hatte er fast keine mehr.
Cramer bewegte sich mit der Menge, ließ sich aber nicht mehr so ganz zufällig treiben.
Ein Vergnügungspark auf der Straße, gestreifte Zelte, Fahnen, der Tumult von Spiel und Karussell, das Schieben und Drängen der Besucher lagen vor ihm. Die Füße trugen ihn in das Durcheinander. Zwischen den Beinen wimmelte es von Kindern. Dicke Frauen in blumenbedruckten Kleidern rempelten einander, klammerten sich an ihre Männer, hatten sich mit Filzhüten, Jacken und kurzen Umhängen geschmückt. Stände mit Bratäpfeln konkurrierten mit heißen Roten und Zapfstellen für Lebenssaft. In der Mitte reihten sich die Glücksspiele, die Geschicklichkeitsspiele. Der Junge mit den zwei Köpfen konnte für eine Kupfermünze begafft werden. Banjij, der Schlangenmensch, würde sich für denselben Preis aufringeln. Der größte Mensch der Welt, das menschliche Gebirge Schultz, die Riesendame, der kleinste Zwerg konnten alle für ein paar Münzen bestaunt werden. »Weder tot noch lebendig hängt es mitten in der Luft« machte ein Riesengeschäft. Eine lange Schlange hatte sich angestellt, um zu sehen, was das wohl war.
Cramer lief weiter.
Die Zigeunerin Veega sah alles, wußte alles. Über ihrem Zelt blinkte ein elektrisches Auge an und aus. Entfernen Sie den Schleier der Zukunft, stand auf einem Schild.
Anscheinend gar kein schlechter Gedanke.
Er trat in das Zelt.
Im Inneren war es dunkel. Und still.
Am anderen Ende des Zeltes schimmerte eine Kristallkugel, die in der Luft zu schweben schien. Darunter ein Tisch. Hinter dem Tisch saß eine bewegungslose Gestalt, halb im Schatten verborgen.
Er ging auf die Gestalt zu.
Der Kristall hing über ihm und warf einen bläulichen Schein auf sein Gesicht. Er starrte auf die Frau hinab. Sie war Mitte zwanzig. Die Augen waren geschlossen; das runde Gesicht wirkte heiter. Die Frau trug kein Make-up. Sie brauchte keines. Ihre Nase war so, wie eine Nase auszusehen hatte. Das schwarze Haar hing ihr auf die Schultern. Ihr Gewand war grün, ein langes, weiches Etwas, das Körper und Stuhl umgab.
Sie bewegte keinen Muskel. Sie schlug die Augen nicht auf.
Sie begann zu sprechen: » Cramer … einst lagst du in Fesseln … jetzt hast du die Ketten zerbrochen … dein Fleisch ist frei, doch dein Geist ist verkommen … er riecht nach Gefangenschaft … ist in Blut gebadet … Blut! Ich sehe Ströme von Blut.«
Sie hatte eine leise, melodische Stimme, die wie ein sanftes Lied klang, ein Klagelied, das sich in die Abgründe der Zeit vortastete, das die gesamte Menschheit umfaßte.
»Wehe, Cramer, wehe, und wehe denen, die deinen Pfad kreuzen … der Untergang streckt seine Hand nach dir aus … du bist unrein, der Gestank des Bösen haftet an dir … du hast mit dem Bösen zu schaffen, und wo du hingehst, folgt dir der Tod …«
Sie hatte geendet.
Lange hatte es nicht gedauert.
Cramer seufzte tief. »Na Mädchen, du hast wohl das Bündel verloren, was?«
»O wehe …«
»Lassen wir den Blödsinn, Schätzchen.«
Sie riß die grauen, runden Augen auf. Ihr Mund verzerrte sich. Sie zischte: »Was denkst du dir eigentlich, hier aufzutauchen? Bist du verrückt?«
»Süße, komm runter vom hohen Roß. Ich brauche das Bündel!«
»Was denn für ein Bündel? Wenn du jeden Augenblick durchdrehen kannst?«
»Die Sache ist sicher; du brauchst nicht ins Schwitzen zu kommen.«
»Sicher? Wer garantiert mir das, du Schleicher, du Mörder? Gibst du mir’s schriftlich? Hast du eine Versicherung abgeschlossen, die uns bedenkt, wenn du überschnappst und uns alle umbringst?«
»Ich hab’ nicht vor, mich hier häuslich niederzulassen, Schätzchen.«
»Du lieber Gott«, sagte sie. »Besten Dank.«
»Hör mal, du willst doch nicht, daß ich mich aufrege, oder? Mir ging’s nicht gut, mußt du wissen. Aber das weißt du sicher.«
Sie wußte es. Ihre Augen zeigten Furcht. Die Öffentlichkeit wußte nur wenig über die Krankheit der Starkys. Sie wußte lediglich, daß es eine Zeitbombe war, die jederzeit hochgehen konnte.
Sie versuchte, die Stimme freundlich klingen zu lassen. »Ich hab’ es nicht, Cramer, ehrlich.«
»Was ist passiert? Hat man dich ausgeraubt?«
»Genau!«
»Ganz schön schlimm, na ja.«
»Du siehst, was hier los ist. Die Mitte der Straße …«
»Klar. Du schaffst aber besser Ersatz ran, und zwar rasch. Eintausend grüne Scheine, Schätzchen.«
»Wie denn?«
»Das ist dein Problem, Mädchen.«
»Hör mal,
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