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Die Rückkehr des Astronauten

Die Rückkehr des Astronauten

Titel: Die Rückkehr des Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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alles in Fluß brachten, daß weichfingrige Großkopfete aus den mit Geld gesegneten Sektoren den anderen den Lohn auszahlten. Und in Shanty Town trank niemand das Wasser aus der Leitung, weil die Bundesregierung Verhütungsmittel ins Trinkwasser mischte.
    Man mußte eine Menge vergessen.
    Aber schließlich nahm man aus seinem Sektor immer etwas mit. Und für Cramer hieß er Shanty Town. Er wünschte es sich gar nicht anders.
    Er saß da und ließ sich seine Lage durch den Kopf gehen. Klar, er war älter, müder. Er spürte das. Er hatte einiges hinter sich. Doch ganz tief war er der gleiche wie immer. Er hatte aus der Klapsmühle herausgemußt, um das zu erkennen. Ganz einfach, er fühlte sich nicht als Starky . Irgendwie kam ihm alles wie ein Irrtum vor, als ob alles einem Fremden zugestoßen wäre. Die Angst, die Unruhe waren verschwunden. Er wußte, daß es bis zum Ende, bis zum Augenblick des Überschnappens so sein würde. Er saß da und wartete.
    Langsam dämmerte es, ein stiller Schleier dünner Gaze, der über die Dächer flatterte und die Sonne verdunkelte. Die Schatten wurden tiefer. Die Kinder trollten sich von der Straße. Die Arbeiter waren schon lange nach Hause zurückgekehrt. Die Fensterrechtecke wurden hell, und die Brise kühlte ab.
    Ein Alterchen näherte sich Cramers Vortreppe, ein bärtiges Wrack mit Mütze und Stock. Eine krumme Nase, tiefe, glänzende Augen und der Bart durchsetzt mit weißen Strähnen. Er hatte einen alten Drillichanzug an und trug einen Rucksack über die müden Schultern gehängt. Er setzte sich neben Cramer.
    »Die Sterne kommen heraus«, sagte das Alterchen.
    »Tatsächlich, Großväterchen.«
    »Sie scheinen auf uns alle hernieder. Etwas Wichtiges, worüber man nachdenken kann. Stellung und Privilegien der Sterblichen werden sozusagen fortgewischt, und die Hand hinter dem Porträt wird sichtbar, die ewigen Wahrheiten. Meinen Sie nicht auch?«
    »Gut gesagt.«
    »Besten Dank, mein Herr. Man trifft auf seinen Wanderungen nicht oft eine freundliche Seele.«
    Cramer wischte das Kompliment mit einer Handbewegung beiseite.
    »Earl«, sagte der Alte. »Robert Earl.« Cramer schüttelte ihm die Hand und sagte: »Man ruft mich John Malt.«
    »Sie leben hier, mein Herr?«
    »Bin auf der Durchreise.«
    »Ein Wandersmann. Schön. Die Welt könnte mehr davon vertragen.«
    »Sind Sie aus Shanty Town?«
    »Shanty Town gibt es überall, mein Herr. Man macht sich etwas vor, wenn man es nicht sieht.« Earl holte eine Flasche aus seinem Rucksack und bot sie Cramer an. »Ein langes Leben, Mr. Malt.«
    »Auf Ihre Träume.« Er trank, und Earl nahm auch einen Schluck. Cramer beobachtete das dunkle Gelände. Dort bewegte sich nichts. Er setzte die Flasche wieder an den Mund. »Gutes Zeug«, sagte er. Die beiden Männer saßen schweigend nebeneinander und ließen die Flasche hin und her gehen.
    Earl sagte: »Da draußen gibt es eine Straße.«
    »Wohin?«
    Er zuckte die Schultern. »Interessiert es Sie?«
    Cramer seufzte. »Vielleicht ein andermal.«
    »Wenn Sie wollen, könnte ich Sie ein Stückchen begleiten.«
    »Ein anderes Mal.«
    »Wie es eben kommt.«
    »Sie haben mir die Nacht heller gemacht, Mr. Earl.«
    »Sie mir ebenfalls. Jetzt ruft die Straße. Eine gute Nacht!«
    Cramer war allein. In der Ferne hörte er Hubschrauberrotoren. Verkehrsgeräusche erreichten sein Ohr. Das Getränk wärmte ihn von innen. Nichts verändert sich, dachte er. Kein Anfang, kein Ende, nur Bewegung, einen Schritt vor, einen Schritt zurück. Versprechen bedeuten nicht viel. Die Zeit schreitet fort und kümmert sich nicht um sie. Die Träume immer knapp außer Reichweite, immer kurz vor der Nasenspitze.
    Sie kamen kurz nach neun. Ein Kugelauto voll. Sechs Bundessoldaten. Sie verschwanden wie Schatten auf dem Trümmergelände und gingen in Stellung.
    Ein zweiter Wagen tauchte auf, dann noch ein dritter.
    Die Ruine drüben war umzingelt. Alles war vorbereitet, und man wartete ab. Wer noch fehlte, war Cramer selbst. Wenigstens wußte er jetzt, was gespielt wurde. Er konnte sich nichts mehr vormachen. Gegen den Verband anzugehen, war eine Arbeit, bei der man allein blieb. Er stand auf. Hier war es dunkel. Er hatte sich seinen Platz mit Sorgfalt ausgesucht. Die Jungs auf der anderen Straßenseite würden nichts merken.
    Er bewegte sich um eine Ecke. Eine Stimme machte: »Psst!«
    Ein Schatten sagte: »Captain Cramer.«
    Cramer wirbelte herum. Robert Earl, der alte Landstreicher, kam zwischen zwei Gebäuden zum

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