Die Rückkehr Des Bösen
eindeutige Fragen eindeutige Antworten geben. Er reitet sich sonst bloß selber rein und bestärkt die nur in dem Verdacht, er hätte etwas zu verbergen.“
Nick lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und verschränkte die Arme über der Brust. „Hab ich bereits“, erwiderte er, wobei er keinen Hehl aus seinem Frust machte. „Genau das hab ich ihm gesagt. Aber selbst auf mich hört er nicht.“
Zum ersten Mal trafen sich ihre Blicke, und für einen kurzen Moment fühlte er sich an damals erinnert, an jene Zeit vor vier Jahren, als sie gemeinsam die Morde in Platte City aufklärten. Wie kam es bloß, dass sie ihm offenbar immer dann am nächsten war, wenn er ins Schleudern geriet und nicht mehr weiter wusste?
„Meinst du, er hat was zu verbergen?“
„Keine Ahnung, aber Tony Gallagher und ich, wir kennen uns jetzt seit unserem fünften Lebensjahr. Er kann ein Dickkopf sein und sich aus so ziemlich allem herauslavieren. Aber jemanden umbringen, das könnte er nie, das weiß ich.“
„Auch dann nicht, wenn er’s für gerechtfertigt hielte?“
„Was meinst du damit?“
Maggie stellte den Eisbehälter neben sich auf den Teppichboden und lehnte sich ebenfalls mit verschränkten Armen an die Wand. Gut sah sie aus, besser denn je. Wenngleich sie etwas mitgenommen wirkte, spürte Nick doch, dass sie so etwas ausstrahlte wie ... Ausgeglichenheit. Ob sie die Dämonen ihrer Vergangenheit wohl endlich überwunden hatte?
„Ich bin davon überzeugt, dass unser Mörder glaubt, er handele im Namen der Gerechtigkeit. Möglicherweise hält er sich sogar für ein Werkzeug des Herrn.“
Nick erschauderte, als er daran dachte, was Tony ihm zuvor hinsichtlich seiner Auseinandersetzung mit Monsignore O’Sullivan gesagt hatte. Er habe, so hatte Tony ihm anvertraut, seinen Amtsbruder dahingehend informiert – nein, nicht informiert, sondern ihn gewarnt –, dass er dieses Mal nicht stillschweigend zusehen werde. Was aber hieß das?
Eine Frau mit einem kleinen Plastikeimer kam den Gang herunter, Maggie musste den Weg zur Eismaschine freimachen. Die Frau lächelte beiden zu und füllte ihr Eimerchen. Dann zwängte sie sich wieder lächelnd zwischen Nick und Maggie hindurch und machte sich auf den Rückweg. Nick fragte sich, ob sie wohl glaubte, sie habe womöglich ein Paar beim Anbandeln gestört. Ohne sich sonderlich zu beeilen, spazierte sie den Gang entlang, und als sie um die Ecke bog, bemerkte er, dass Maggie ebenfalls mit gespitzten Ohren lauschte, bis sie eine Zimmertür ins Schloss fallen hörte.
„Nicht gerade ein idealer Platz für solche Gespräche“, bemerkte er mit einem Grinsen. Am liebsten hätte er sie in sein Zimmer eingeladen. Jill war mit ihrer Mutter und der Brautjungfer ausgegangen, würde erst spät zurückkommen und ohnehin bei ihrer Mom übernachten. Wie kommst du eigentlich auf so einen Schwachsinn? Hast du sie noch alle? Lächerlich! Er kam sich absolut dämlich vor.
„Ich hab noch ein paar Anrufe zu machen“, sagte sie schließlich und nahm ihren Eisbehälter auf, ohne jedoch Anstalten zu machen, zu gehen.
„Tja, ich ebenfalls“, gab er vor.
„Also dann – gute Nacht!“ Sie wandte sich zum Gehen.
„Nacht!“
Er zwang sich dazu, ihr nicht mit Blicken zu folgen, und hinterherlaufen wollte er ihr erst recht nicht, als sie in die Richtung ging, in die auch er musste.
Der liebe Gott hat ‘nen schrägen Humor, dachte er bei sich, als er sah, wie sie die Tür zu dem Zimmer entriegelte, das seinem direkt gegenüber lag. Ganze zehn Schritte von ihm entfernt.
64. KAPITEL
Omaha, Nebraska
Gibson flunkerte seiner Mom vor, ihm sei schlecht. Nee, nichts Schlimmes, Magen verdorben oder ‘ne leichte Grippe vielleicht. Nein, sie brauche nicht den Doc zu rufen, aber etwas essen könne er jetzt auf keinen Fall.
Kotzübel war ihm weiß Gott, allerdings waren daran keine Viren schuld. Es lag vielmehr an diesem Darth-Vader-Verschnitt, der ihn regelrecht an die Wand genagelt hatte. Jetzt wollte Gibson nur eins: sich ungestört in seiner Bude verkriechen. Ob er vielleicht ein paar Tage krankfeiern sollte? Er war sich ganz und gar nicht sicher, ob er morgen Bock auf den Schnupperkurs haben würde. Seine Mom würde das gar nicht merken. Die ging schon zur Arbeit, bevor er los musste, und kam erst nach ihm heim. Das Ganze wäre also gar kein Thema, vorausgesetzt, es gelang ihm, seinem kleinen Bruder das vorlaute Maul zu stopfen. Da musste er sich irgendwas einfallen lassen, womit er ihn bestechen
Weitere Kostenlose Bücher