Die Rückkehr Des Bösen
bemühen, doch Nick entging nicht, dass in seiner Stimme Verärgerung lag.
„McCutty?“ wiederholte Nick, als müsse er erst mal nachdenken. „Sagt mir nichts, der Name.“
„Dann sind die Jungen also nicht hier?“ Bruder Sebastian zog eine Augenbraue hoch und musterte Nick, der ihn einfach nur ansah. „Na schön“, sagte er schließlich, drehte sich um und ging, ohne sich zu verabschieden.
Nick blieb im Türrahmen stehen und blickte ihm nach. Bruder Sebastian stieg in eine schwarz glänzende Limousine. Nick winkte, als er davonfuhr, und machte dann die Haustür zu.
Als er ins Wohnzimmer zurückkam, starrten ihn die Jungs an, als wären sie soeben dem Erschießungskommando entronnen.
„Das war echt spitze von dir, Onkel Nick“, stöhnte Timmy erleichtert.
Nick setzte ein ernstes Gesicht auf und sah sie an. „Also, nun mal los. Was habt ihr angestellt, ihr zwei Halunken?“
73. KAPITEL
Omaha, Nebraska
Vater Michael Keller sehnte sich nach Ruhe und hoffte, endlich wieder zu Sinnen zu kommen. Während des zweistündigen Zwischenstopps in Chicago war er kurz davor gewesen, sich alles noch einmal anders zu überlegen. Er hatte sich gefühlt, als müsse es ihn jeden Augenblick zerreißen. Die meiste Zeit hatte er in der Toilette verbracht und sich dermaßen übergeben, bis er nichts mehr spürte, außer dem Brechreiz. Und kaum war sein entleerter Magen einigermaßen zur Ruhe gekommen, da hatten seine Augen angefangen, ihm Trugbilder vorzugaukeln.
Bei seiner Ankunft in Omaha hatte er alles doppelt und dreifach gesehen. Als ihn die beiden Beamten – oder waren es vier oder gar sechs gewesen? – durch die Flughafenhalle eskortiert hatten, war er sich vorgekommen, als marschiere er durch ein Spiegellabyrinth, das alles zu abstrusen Bildern verzerrte, egal, wie sehr er sich auch gegen diese Hirngespinste zur Wehr setzte. Völlig erschöpft hatte er sich in das Hotel fahren lassen, und erst hier war er wenigstens wieder ein wenig zur Besinnung gekommen. Das Zimmer war größer als seine Hütte in dem kleinen Dorf und mit einem Kühlschrank sowie einer Mikrowelle ausgestattet. Was für ein Luxus!
Er hatte einfach zu lange im Regenwald gelebt. Das Bett war breit und weich und der Teppich so flauschig, dass er auf Daunen zu laufen meinte. Die kleinen Duschgel- und Shampoofläschchen und die weißen Frotteehandtücher – er hatte völlig vergessen, was er alles aufgegeben, aufweiche Annehmlichkeiten des Lebens er all die Jahre verzichtet hatte. Die Klimaanlage zum Beispiel. Die erschien ihm so ungewohnt, dass er vorhin im Auto während der Fahrt vom Flughafen hierher regelrecht gefroren und an der Hotelrezeption als Erstes um eine Tasse heißen Tee gebeten hatte. Das würde seine zerschundenen Nerven sowie seinen Magen beruhigen, heißer Tee, und zwar ohne die Zugabe von Eisenhut.
Der jüngere der beiden Beamten hatte sich erkundigt, ob er etwas brauche und ihm gesagt, dass die anderen bald kommen würden. Als der Zimmerservice den Tee brachte, hatte sich der Detective verabschiedet und war mit dem Fahrstuhl nach unten verschwunden.
Jetzt betrachtete Keller das Tablett, das der Hotelbedienstete auf dem Tisch abgestellt hatte. Die mit heißem Wasser gefüllte Kanne sowie die Tasse waren aus feinstem Porzellan, dazu ein passendes Schälchen mit einer Auswahl verschiedener Teesorten in bunten Beutelchen, Milchkännchen und Zuckerdose aus Edelstahl. Daneben ein kleiner, mit einer Stoffserviette abgedeckter Korb, der noch warme süße Brötchen und Muffins enthielt. Zufrieden rieb sich Vater Keller die Hände, entschied sich dann für einen der Teebeutel und goss heißes Wasser darüber. Sofort stieg ihm das köstliche Aroma in die Nase. Ja, gleich würde es ihm besser gehen. Schon beim ersten Nippen spürte er, wie ihn das Getränk wohlig wärmte.
Es war ein Irrtum gewesen, zu glauben, auf all dies einfach verzichten zu können. Fast vier Jahre lagen jetzt hinter ihm, vier lange Jahre einer Bestrafung, die er nicht verdiente. Sicher, er hatte versucht, diese Zeit so gut wie möglich zu nutzen, denn es gab ja so viele, die seiner bedurften. Die in Elend und Hunger dahinvegetierten, erniedrigt,geschändet. Sie alle zu retten, das überstieg seine Kräfte, das war ihm schnell klar geworden. Aber wenigstens um Arturo hatte er sich kümmern können. Arturo war etwas Besonderes. Seine traurigen, dunklen Augen waren ihm wie ein Fenster zu seiner eigenen Kindheit erschienen, eine Erinnerung daran, was es bedeutete,
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