Die Rückkehr Des Bösen
nur eine einzige Nachricht, und wie er es erwartet hatte, stammte sie vom „SinEater“. Er öffnete sie, bevor er es sich anders überlegen konnte. Die Mail bestand nur aus einem Satz.
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75. KAPITEL
Hotel „Embassy“, Omaha
Maggie rieb sich die Schultern. In dem Raum war es eiskalt, fand sie. Oder kam ihr das nur so vor, weil sie gerade drauf und dran war, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen? Die Einzelheiten hatte zwar Assistant Director Cunningham geregelt, aber sie würde es sein, die Keller jetzt gleich hier an diesem Tisch gegenübersitzen musste.
„Ist es hier drin nicht saukalt?“ fragte sie Pakula, der sich gerade seinen fünften Kaffee an diesem Tag genehmigte.
„Angenehm kühl, würde ich sagen“
Maggie trat an den in der Ecke stehenden Servicewagen und schenkte sich einen heißen Tee ein. Die Empfangschefin des Hotels hatte ihnen kurzfristig ein Besprechungszimmer zur Verfügung gestellt und dabei auch ihr leibliches Wohl nicht vergessen. Müsste Pakula doch gefallen, fuhr es Maggie unwillkürlich durch den Kopf. Wieder was zu futtern und zudem umsonst! Allerdings schien er sich diesmal mit Kaffee zu begnügen.
„Chief Ramsey kennt offenbar die richtigen Leute hier“, bemerkte sie mit einem Blick auf das Tablett mit Obst und Käse. Sie versuchte, möglichst entspannt zu wirken, so, als ginge es um eine ganz gewöhnliche Befragung. Dann sah sie über die Schulter zu Pakula. „Allerdings keine Donuts.“
„Sehr witzig.“
Die Art, wie er sie ansah, entlockte ihr ein Lächeln. Und auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie Special Agent R. J. Tully vermisste, ihren Kollegen und Partner. Es fiel ihr nicht leicht, sich das einzugestehen, hielt sie sich doch einiges darauf zugute, eine Einzelgängerin zu sein, die niemanden brauchte.
In diesem Moment betrat Detective Kasab das Zimmer. Er blieb stehen und hielt die Tür auf, als müsse man Vater Keller mit ausgesuchter Höflichkeit behandeln.
Maggie war wie vom Donner gerührt. Sie hätte den Pater fast nicht wieder erkannt. Er sah älter aus, die Haut zwar sonnengebräunt, doch wie gegerbt, das dunkle Haar vorzeitig grau durchwirkt. Wenn sie sich richtig erinnerte, war er jünger als sie, aber die Flucht nach Südamerika hatte ihn gleichsam verwelken lassen und seine weichen, jungenhaften Züge in die eines ausgemergelten alten Mannes verwandelt.
Er hatte einen Pappkarton dabei, den er mit beiden Händen vor sich her trug, als könne der Inhalt bei der leisesten Erschütterung zerbrechen. Als sein Blick durch das Zimmer schweifte, schien er Maggie nur flüchtig zu streifen. Hielt er Ausschau nach einer Hintertür? Nach einem Fluchtweg? Rechnete er mit Tricks?
Pakula stellte sich vor, und als er dann auf Maggie wies, um sie ebenfalls bekannt zu machen, kam sie ihm zuvor, indem sie auf Keller zutrat.
„Vater Keller und ich sind sozusagen alte Bekannte“, bemerkte sie. „Ist es nicht so?“ Sie sah dem Priester in die Augen, bot ihm jedoch im Gegensatz zu Pakula nicht die Hand. Stattdessen stellte sie ihre Teetasse am Tischende ab und nahm Platz.
„Ich gehe davon aus, dass wir zumindest keine Gegner sind, Agent O’Dell“, erwiderte er mit jener glatten, tiefen Stimme, an die sie sich so gut erinnerte. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie Maggie nenne?“
„Ja.“
„Wie bitte?“
„Ja, es macht mir etwas aus.“ Sie nippte an ihrem Tee und hoffte, das Frösteln würde endlich nachlassen. Dann schlug sie ihr Notizbuch auf und klopfte mit dem Stift auf den Tisch.
Es war Kasab, der schließlich das Schweigen brach. „Falls Sie etwas brauchen – ich bin in der Lobby“, sagte er und verschwand.
Auch nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte Maggie noch immer keinerlei Anstalten, das Gespräch zu beginnen. Pakula räusperte sich und warf ihr einen Blick zu. Zwar kannten sie sich erst seit einigen Tagen, aber sie verstand seinen Hinweis dennoch. Reißen Sie sich zusammen! Er nahm seinen Kaffeebecher und schlenderte zu dem Servicewagen. „Kaffee, Vater Keller?“ fragte er betont beiläufig.
Keller wies auf Maggies Tasse. „Tee, bitte.“
„Kein Problem.“
„Zwei Stück Zucker.“
Pakula lüftete den Deckel der Edelstahldose. „Zwei Stück Zucker, selbstverständlich.“
Maggie wäre am liebsten aus der Haut gefahren. Ja, waren sie denn hier etwa zum Kaffeekränzchen angetreten?
Endlich hatten sich alle drei um den langen Tisch herum versammelt. Maggie am
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