Die Rückkehr Des Bösen
gut.
Mit Maggie war sie erst am Abend zuvor essen gegangen. Und sie wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als hätte sie’s nötig, erst recht nicht jetzt. Sie dachte an R. J. Tully, Maggies Kollegen und Partner, doch der würde erst in einer Woche zurück sein. Wenn sie ihn nur nicht so vermissen würde! Er machte zwei Wochen Urlaub mit seiner Tochter Emma irgendwo in Florida, und schon jetzt ... Verflixt, sie gestand es sich nur ungern ein, doch er fehlte ihr tatsächlich! Kein gutes Zeichen, denn sie hatten sich ganz bewusst vorgenommen, es langsam angehen zu lassen, sich erst einmal besser kennen zu lernen, und zwar jenseits ihrer Arbeit für das FBI, durch die sie sich kennen gelernt hatten.
Schon seltsam. Da versuchte sie Maggie andauernd zu ermuntern, sie solle sich doch mal ein Abenteuer gönnen und nach Herzenslust eine Romanze genießen, und dabei bekam sie es selbst nicht hin! Kannst du nicht? Oder willst du nicht?
Ein leises Klopfen an der Tür zu ihrem Büro unterbrach sie in ihren Gedanken.
„Herein!“
Dena, ihre Bürohilfe, kam herein. „Fertig für heute. Ich bin dann weg. Brauchen Sie noch was?“
„Nein, alles klar. Und danke, dass sie gekommen sind, heute am Sonnabend.“
„Keine Ursache. Ich musste ohnehin mal die Ablage auf Vordermann bringen.“
Das Mädchen machte seine Sache prima. Dena konnte gut mit ihren Klienten umgehen, da fiel es nicht groß ins Gewicht, dass sie ab und zu eine Akte verlegte oder auch mal eine Stunde lang am Telefon Privatgespräche führte.
„Schon was für morgen geplant?“ fragte Gwen.
„Allerdings. Heute früh hat mich eine Freundin angerufen, und wir wollen mal gucken, was in diesem neuen Nachtclub los ist. Und Sie?“
„Ich hoffe, ich kann etwas Schlaf nachholen.“
„Bestimmt ‘ne gute Idee. In letzter Zeit wirken Sie etwas ... na, sagen wir, angespannt. Alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Aber sicher. Ich bin bloß etwas müde. Da kommt mir ein freier Tag äußerst gelegen.“
„Schön. Dann wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.“
„Danke, Dena. Ihnen auch“
„Also, bis Montag. Ach, halt, das hätte ichbeinahe vergessen.“ Sie ließ die Tür offen stehen und verschwand, um sodann mit einem Umschlag wieder aufzutauchen. „Der wurde für sie abgegeben“, sagte sie.
Gwen konnte auf dem Umschlag zwar keinen Absender entdecken, wusste aber sofort Bescheid. Ihr war, als bliebe ihr schlagartig die Luft weg.
„Wissen Sie, wer den gebracht hat?“
„Nee. Muss wohl reingeschneit sein, als ich gerade Kaffee gekocht hab oder beim Kopieren war.“
„Wann?“
„Wie bitte?“
„Als Ihnen der Umschlag auffiel – wie spät war es da?“
„Ach, du liebe Zeit, so genau weiß ich das nicht mehr. Zwischen den Terminen von Mr. Nash und Mr. Campion, würde ich sagen.“
Gwen bemühte sich krampfhaft, ihr Zittern zu verbergen. Natürlich! Er musste ihn mitgebracht haben. Aber war das nicht viel zu riskant, um nicht zu sagen unverfroren? Würde er das Ding tatsächlich mitschleppen und einfach auf dem Empfangstresen deponieren? Hatte er sich vielleicht diesmal einen Schnitzer erlaubt und seine Fingerabdrücke hinterlassen? In der Julihitze trug er doch mit Sicherheit keine Handschuhe.
„Ist es was Wichtiges?“
Gwen zuckte die Schultern. „Glaube ich kaum. Sonst hätte der Überbringer den Umschlag bestimmt nicht einfach so auf den Tresen gelegt.“
„Sicher ... Also, dann bis Montag.“
In der Tür drehte sie sich noch mal um. „Sie sollten jetzt auch Feierabend machen und den Rest ihres Wochenendes genießen.“
Gwen erwiderte ihr Lächeln. Es kam ihr vor, als sei Dena ihre erste Bürokraft seit zwei Jahren, die sich aufrichtig um ihre Chefin sorgte. Andere mochten ihr vielleicht in Sachen Organisationstalent voraus sein – das war nicht gerade Denas starke Seite –, doch dafür mangelte es ihnen an etwas, das Gwen nur als menschliche Wärme bezeichnen konnte. Etwas, das unerlässHch war für die Person in ihrem Vorzimmer.
„Ich werde Ihren Rat wohlwollend prüfen. Nun aber nach Hause mit Ihnen.“
„Zu Befehl, Chefin!“
Damit drehte sie sich um und schloss die Tür hinter sich.
Als sie sicher war, dass sie allein war, wandte sich Gwen dem Umschlag zu. Um keine etwaigen Fingerabdrücke zu verwischen, fasste sie ihn mit Daumen und Zeigefinger an einer Ecke und hob ihn hoch. Die Unterseite ließ eine leichte Wölbung erkennen, die ihr auf den ersten Blick nicht aufgefallen war. Mit der freien Hand griff sie
Weitere Kostenlose Bücher