Die Rückkehr Des Bösen
Schultern.
Nick kam sich vor wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch. Nur vermochte er nicht recht einzuschätzen, was der Detective noch in der Hinterhand hatte.
„Moment mal!“ Plötzlich blieb Pakula stehen und starrte Nick an. „Morrelli! Nick Morrelli! Jetzt fällt es mir wieder ein! Sie waren Quarterback bei den Nebraska Huskers! Saison 82/83!“
Nick brauchte ein paar Sekunden, bis er den Themenwechsel begriff. Zuvor, als Pakula geäußert hatte, derNameMorrelli käme ihm irgendwie bekannt vor, hatte er kurz an seine Dienstzeit als Sheriff in Platte City gedacht. Das lag schon etliche Jahre zurück, doch ein Fall, mit dem er damals zu tun gehabt hatte, hatte seinerzeit ganz Nebraska erschüttert. Nach dem Medienrummel war es keinem in der Gegend leicht gefallen, den Mord an den zwei kleinen Jungen zu vergessen. Obgleich zwei Männer zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren, war Nick keineswegs davon überzeugt, dass er die tatsächlichen Mörder gefasst hatte. Aber jetzt stellte er erleichtert fest, dass Pakula ihn aus einem anderen Grund kannte, aus einer erfolgreicheren Zeit seines Lebens.
„Stimmt“, bestätigte er.
„Wusste ich’s doch!“ Und damit wandte sich Pakula ebenso abrupt, wie er eben seine Befragung unterbrochen hatte, wieder Tony zu. „Also, Vater Gallagher. Seit wann kannten Sie Monsignore O’Sullivan?“
„Ich bin seit drei Jahren Gastpfarrer der Gemeinde ,Our Lady of Sorrow’.“
„Mögen Sie ihn?“
„Wie meinen Sie das?“
„Kamen Sie gut miteinander aus?“
„Natürlich. Wir waren Amtsbrüder.“
Nick bemerkte, wie Tony das übergeschlagene Bein zurück auf den Boden setzte und die Hände auf seine Knie legte. Auf einmal wirkte er wieder nervös.
„Verreiste er häufig?“
„Das kommt drauf an, was Sie unter häufig verstehen.“
„Was wollte er in Rom?“
„Ich glaube, der Erzbischof hatte ihn mit etwas beauftragt. Der Monsignore war zuvor noch nie im Vatikan gewesen.“
„Dann freute er sich also auf die Reise?“
„Ja, sicher. Zumindest nehme ich das an.“
„Sollte er im Auftrag des Erzbischofs denn irgendetwas überbringen?“
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Tony.
Nick bemerkte, wie die beiden Polizisten sich ansahen. Sie gaben zwar vor, lediglich die Fakten zu überprüfen, doch er hätte wetten mögen, dass sie auf etwas ganz Bestimmtes aus waren. Was konnte das sein? Was verschwieg ihnen Tony ihrer Meinung nach?
„War nur eine Frage.“ Jetzt übernahm die Mollige, während Pakula sich an die Wand lehnte, als brauche er eine Pause. „Der Erzbischof“, fuhr Carmichael fort, „schickt Monsignore O’Sullivan also in den Vatikan. Besaß der Monsignore eine Aktenmappe aus braunem Leder?“
Nun hatte Nick wieder den Eindruck, die beiden stocherten doch nur im Nebel herum.
„Ja, ich meine, mich daran erinnern zu können“, bestätigte Tony.
„Trug er sie gestern bei sich?“
„Ich habe ihn nicht zum Flughafen aufbrechen sehen.“
„Aber unmittelbar davor schon?“
„Ja.“
Carmichael sah Tony abwartend an, der jedoch bloß mit den Achseln zuckte. „Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern.“
„Okay“, seufzte sie. „Letzte Frage für heute. Haben Sie irgendeine Vermutung, warum jemand dem Monsignore nach dem Leben trachten könnte?“
„Das Leben ist Gottes allergrößtes Geschenk“, belehrte sie Tony. „Ich kann mir wahrhaftig nicht vorstellen, wer zu einer solchen Tat fähig sein sollte.“
Detective Carmichael nickte, ohne von ihren Notizen aufzublicken. Dann sah sie ihren Kollegen an und wandte sich anschließend an Nick. „Falls wir noch Fragen haben, lassen wir von uns hören.“
Jetzt war sich Nick ganz sicher, dass sie und Pakula mehr wussten. Die ganze Zeit über hatten sie ihn kaum beachtet. Und auf einmal teilten sie ihm mit, es kämen wahrscheinlich noch weitere Fragen auf Tony zu – wohlgemerkt ihm, Tonys Freund. Dem Anwalt.
18. KAPITEL
Washington, D. C.
Gwen Patterson packte ein paar Akten zusammen, die sie mit nach Hause nehmen wollte. Endlich Wochenende! Sie überlegte, ob sie bei Mr. Lees Delikatessenmarkt vorbeifahren und einkaufen solle – frischen Mozzarella, Knoblauch und italienische Wurst, um sich ihre gefüllten Manicotti mit Sauce Bolognese zu zaubern. Beim Kochen konnte sie am besten abschalten. Am Herd zu stehen empfand sie als entspannend, und es beruhigte ihre Nerven. Wenn sie dann auch noch für jemanden mitkochen konnte, funktionierte das doppelt
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