Die Rückkehr Des Bösen
immatrikulieren, der Alma Mater ihrer Mutter. Während ihrer High-School-Zeit hatte sie hervorragende Noten mit nach Hause gebracht und zudem ein Stipendium ergattert. Dankenswerterweise, denn die Studiengebühren an dem renommierten College waren wahrlich nicht ohne.
Er konnte wirklich stolz sein auf seine Tochter. Zwar hatte er, als es so aussah, als würde sie Omaha wegen ihres Studiums den Rücken kehren, schon mit dem Gedanken gespielt, seinen Boxsack und seine gesamten Gewichte aus der Garage zu räumen und stattdessen ihr Zimmer in Beschlag zu nehmen. Doch war es ihm natürlich wesentlich lieber, sie weiter in seiner Nähe zu wissen und dadurch in der Lage zu sein, noch ein paar weitere Jahre ein Auge auf sie zu haben. Er freute sich auch darauf, im Herbst zu ihren Spielen gehen zu können, wenn sie im Dress der Creighton University auflief. Angeblich sollten die Eltern der Spielerinnen Plätze im VIP-Bereich bekommen.
Die Seitentür ging auf, und er ertappte sich dabei, wie er sich in Positur setzte, kerzengerade und schuldbewusst, als sei er während der Predigt in der Kirchenbank eingenickt. Er war unsicher, wie er sich nun verhalten sollte. Sollte er aufstehen? Wieso denn, zum Teufel?
„Mr. Pakula!“ Aus Erzbischof Armstrongs Mund klang sein Name wie eine Ankündigung. Allerdings sprach er ihn falsch aus, mit der Betonung auf der ersten Silbe statt auf der zweiten, PAA-kula statt Pa-KU-la.
„Pa-KUU-la, und nicht Mister, sondern Detective“, korrigierte er, nicht willens, sich kleiner machen zu lassen als er war. Der Würdenträger blieb neben dem Schreibtisch stehen. Wartete er etwa darauf, dass sein Besucher sich erhob? Chief Ramsey hatte Pakula instruiert, er müsse zwar höflich sein, brauche seiner Eminenz aber nicht in den Allerwertesten zu kriechen. Pakula blieb sitzen.
„Tschechisch?“
„Polnisch.“
„Ah ja, gewiss“, hüstelte Armstrong, als habe er, bevor er sich endlich in seinen Sessel hinter dem Schreibtisch gleiten ließ, zunächst den Ursprung von Pakulas Namen klären müssen. Als sei das unentbehrlich, um seinen Besucher zu verstehen.
Der Sessel drohte die hochgewachsene, hagere Gestalt des Bischofs regelrecht zu verschlucken, doch augenscheinlich war er sich dieses Eindrucks bewusst, denn er rückte umgehend vor bis zur Sesselkante und bettete die gefalteten Hände andächtig vor sich auf den Tisch. Es waren die kleinsten Hände, die Pakula je bei einem Mann gesehen hatte – glatt, ohne Schwielen, die Nägel poliert, penibel gefeilt und mit perlweißen Spitzen, ohne Zweifel das Ergebnis professioneller Maniküre. So viel zum Thema Demut, dachte Pakula.
„Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mr. Pakula?“ fragte Armstrong, den Kopf leicht schräg gelegt und mit vermeintlich teilnahmsvollem Blick.
„Sie haben uns über Bruder Sebastian Ihre Unterstützung angeboten.“ Pakula beschloss, darüber hinwegzusehen, dass Armstrong seinen Dienstgrad ignorierte. „Deshalb wollte ich mich erkundigen, ob Sie uns vielleicht einige Gedanken oder Einsichten mitzuteilen hätten bezüglich ... Nun ja, Sie verstehen, bezüglich der Frage, wer Monsignore O’Sullivan umgebracht haben könnte?“ Es brachte nichts, um den heißen Brei herumzureden.
„Ja, wer könnte so etwas nur tun?“ seufzte der Erzbischof mit tiefer Stimme, als setze er zu einer Predigt an. Er öffnete seine verschränkten Hände, hielt sie mit den Handflächen nach oben und legte sie wieder flach auf den Schreibtisch. Dann trommelte er mit sämtlichen zehn Fingern auf die polierte Tischplatte. Die Bewegung erinnerte Pakula an einen Ritus unmittelbar vor einer Segnung, obwohl er bezweifelte, dass seine Eminenz ihm in diesem Moment den Segen gespendet hätte.
„Ein Rauschgiftsüchtiger vielleicht? Eine arme Seele, die auf Geld für den nächsten Schuss aus war?“
Pakula musste sich das Lachen verbeißen. Meinte der Bischof das tatsächlich ernst? Seine Fingerspitzen trommelten weiter einen geheimen Code, als er hinzufügte: „Es war doch ein willkürliches Gewaltverbrechen. Oder etwa nicht?“
„Die Frage lässt sich noch nicht abschließend beantworten.“
„Einen Tatverdächtigen haben Sie also nicht?“
„Derzeit nicht.“ Pakula achtete auf ein Anzeichen von Enttäuschung oder Erleichterung, doch der Bischof ließ sich von beidem nichts anmerken.
„Könnte es sein, dass der Monsignore vielleicht Probleme mit seinen Schülern hatte?“ schlug Pakula vor.
„Mit seinen Schülern?“
„Er leitete
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