Die Rückkehr Des Bösen
schmunzelte allerdings, als er das sagte.
„Was haben sie denn gesagt, als du sie gebeten hast, hierher zukommen?“
„Sei kein Problem. Detective Pakula meinte sogar, wenn sie schon mal da wären, könnten sie sich ja auch gleich mal im Zimmer von Monsignore O’SuUivan umsehen. Hast du schon die Nachrichten gesehen?“
„Nein. Du hast mich ja geweckt. Vorige Nacht haben Jill und ich ...“ Er unterbrach sich. Gewisse Dinge musste man auch einem Freund nicht erzählen, ob nun Priester oder nicht. „Nein, ich habe schon seit Tagen keine Nachrichten mehr geguckt.“
„Samstagabend wurde noch ein Priester umgebracht. In Columbia, Missouri. Das Polizeipräsidium hat einen Spezialisten vom FBI einfliegen lassen. Offenbar halten sie es für möglich, dass ein Zusammenhang zwischen den Morden besteht.“
„So ein Quatsch!“ knurrte Nick und ließ sich in den alten Ohrensessel in der Ecke sinken. Ob er erleichtert sein sollte oder nicht, wusste er nicht recht. Wenn es um einen Serienmörder ging – was sollten sie dann von Tony wollen?
Als hätte er Nicks Gedanken erraten, zuckte Tony die Schultern. „Jedenfalls werden die mich kaum als Tatverdächtigen betrachten. Wie hätte ich denn am Samstagabend nach Columbia kommen sollen? Das ist eine Fahrt von knapp fünf Stunden.“
„Natürlich können sie dich nicht verdächtigen“, bekräftigte Nick, wobei er sich fragte, woher Tony so genau wusste, wie lange man bis nach Columbia brauchte. „Dann scheint O’Sullivan also nicht einem zufälligen Mord zum Opfer gefallen zu sein?“
„Vermutlich nicht“, sagte Tony, der ans Fenster getreten war und nach der Polizei Ausschau hielt.
„Ich muss dich etwas fragen.“ Nick wartete, bis sein Freund sich zu ihm umdrehte. „Erinnerst du dich, dass ich dir gestern gesagt habe, Christine hätte von Anschuldigungen gegen O’Sullivan erzählt? Ich habe wirklich Verständnis dafür, wenn du über bestimmte Sachen nicht reden kannst. Aber unter den gegebenen Umständen war es durchaus hilfreich, wenn du mir sagen würdest, was du weißt. Zum Beispiel, ob der Monsignore beschuldigt wurde. Wegen ... na ja, du weißt schon ... wegen eines etwas zu liebevollen Umgangs mit irgendeinem der Schüler?“
Tony sah zum Fenster hinaus. „Ich weiß es beim besten Willen nicht. Natürlich sind mir diese Dinge auch zu Ohren gekommen. Irgendwas ist im Schwange, bloß wäre ich der Letzte, der etwas darüber erfahren würde.“
„Wieso das denn?“
„Weil ich ihnen gesagt habe, dass ich diesmal nicht den Mund halten werde.“
„Das hast du Erzbischof Armstrong gesagt?“
„Nicht ihm. O’Sullivan“, gab Tony mit leiser Stimme zurück. „Aber ich bin natürlich sicher, dass der es dem Erzbischof brühwarm auf die Nase gebunden hat.“
Nick ahnte, dass das zwar nicht alles war, dass er sich aber wohl mit dieser verkürzten Version zufrieden geben müsse. Dennoch wollte er es wenigstens versuchen. „Glaubst du, in der Ledermappe waren irgendwelche geheimen Dokumente?“
Tony wandte sich um und suchte Nicks Blick. „Unter uns, Nick – weder für Christines Ohren bestimmt noch für die Cops ...“ Er wartete ab, bis sein Freund zustimmend nickte. „Wundern würde mich das keinesfalls. Es wäre auch nicht das erste Mal. Der Vatikan genießt diplomatische Immunität. Nichts und niemand unter seinem Dache kann vorgeladen oder zu gerichtlichen Aussagen gezwungen werden. Und niemandem droht die Auslieferung.“
„Monsignore O’Sullivan wollte also nicht wiederkommen?“
„Nein. Am Morgen der Abreise habe ich ihn zur Rede gestellt. Schließlich gab er zu, dass er nicht zurückkehren werde.“
„Mein lieber Schwan!“ Nick konnte es nicht fassen. Also hatte Christine tatsächlich Recht gehabt! „Dann wäre es also durchaus denkbar, dass der Monsignore von einem seiner Opfer massakriert wurde?“
„Oder von jemandem, der dem Spuk ein- für allemal ein Ende bereiten wollte.“
„Was meinst du damit?“
Tony sah aus dem Fenster. „Sie sind da“, sagte er dann, und Nick hatte den Einruck, als höre er in der Stimme seines Freundes so etwas wie Erleichterung.
49. KAPITEL
Omaha, Nebraska
Maggie überlegte, ob sie Ihr Handy für die Dauer der Befragung von Vater Gallagher ausschalten sollte. Vorsorglich sah sie nach, ob sie inzwischen eine Nachricht bekommen hatte. Dass Gwen sich immer noch nicht gemeldet hatte, erfüllte sie allmählich mit Sorge. So kannte sie ihre Freundin gar nicht, irgendetwas stimmte nicht mit
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