Die Rückkehr Des Bösen
ihr. Überarbeitung allein war das nicht, da steckte mehr dahinter, und dass sie nicht darauf kam, was das sein mochte, ärgerte sie. Noch mehr allerdings wurmte sie, dass Gwen nicht mit der Sprache heraus wollte. Ob sie’s noch einmal versuchen sollte? Aber da wies Pakula bereits nach vorne, wo nun das Gebäude der „Our Lady of Sorrow“-High School auftauchte.
Das Schulgelände entsprach genau Maggies Vorstellung von einer katholischen Bekenntnisschule. Die Lehranstalt bestand aus einer Reihe von roten Backsteinbauten, alt, wahrscheinlich aus dem frühen 20. Jahrhundert, aber tadellos gepflegt. Der Komplex lag mitten in der Innenstadt, doch der Memorial Park und riesige Ahornbäume schützten den Campus vor dem Lärm und Trubel der verkehrsreichen Straßen.
Maggie wunderte sich, dass Detective Carmichael nicht dabei war. Dabei war sie es gewesen, die auf eine weitere Vernehmung von Vater Tony gedrängt hatte. Und schließlich waren die neuen Verdachtsmomente ja ihren Nachforschungen zu verdanken. Als Maggie sich deswegen an Pakula wandte, gab der ihr mit einem unmissverständlichen Blick zu verstehen, dass sie offenbar einen wunden Punkt berührte. Er brummelte etwas von „mangelnder Objektivität“, und Maggie merkte, dass es ihm gar nicht passte, dass er hier anrücken und den Geistlichen in dessen ureigenstem Revier vernehmen sollte, anstatt im Präsidium, was für Pakula natürlich ein Heimspiel gewesen wäre.
Maggies Handy klingelte genau in dem Moment, als Pakula auf den Parkplatz für Lehrer bog. Anhand der Anruferkennung sah sie gleich, dass es Racine war.
„Was dagegen, wenn ich den schnell annehme?“ fragte sie Pakula. „Ich mach’s auch kurz.“
„Nein, nur zu.“
„Maggie O’Dell.“
„O’Dell? Endlich erwische ich Sie!“
„Ich habe gestern Abend schon mit Bonzado gesprochen“, teilte Maggie ihr mit, um ihr zuvorzukommen.
„Wir haben ein neues Opfer“, antwortete Racine stattdessen und ohne jede Vorwarnung.
Maggie ließ den Oberkörper gegen die Rückenlehne sacken. Damit hatte sie am allerwenigsten gerechnet. „Das ging ja schnell.“
„Es kommt noch schlimmer. Das Opfer ist die Bürokraft Ihrer Bekannten.“
„Wie bitte? Von wem?“
„Von Dr. Patterson. Die Tote war bei ihr beschäftigt.“
„Wann ist das passiert? Geht es Gwen gut? Ich konnte sie telefonisch nämlich nicht erreichen.“
EinBlick von Pakula verriet ihr, dass sie sich beruhigen musste. Er hatte den Motor abgestellt und wies nun mit der Hand auf den Haupteingang der Schule. „Ich warte draußen auf Sie.“
„Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie sich bei Ihnen meldet“, fuhr Racine fort, während Pakula ausstieg. „Denn mir gegenüber war sie nicht sehr gesprächig.“
„Verdammt, vermutlich stand sie unter Schock, Racine!“
„Keine Frage, aber irgendwas ist da trotzdem nicht koscher. Ich glaube, Ihre Freundin mauert. Was sie uns vorenthält, weiß ich noch nicht, aber irgendwas unterschlägt sie.“
„Das entspricht eigentlich nicht ihrer Art.“ Doch dann musste Maggie daran denken, wie seltsam Gwen sich in letzter Zeit aufgeführt hatte. „Ist alles in Ordnung mit ihr?“
„Schwer zu sagen, ich kenne sie ja nicht. Ich würde aber schon meinen, dass es ihr ziemlich an die Nieren geht. Sie hat sie schließlich gefunden.“
„Gwen hat... Dena gefunden? Den ... ihren Kopf?“
„In deren Wohnung. Genauer gesagt hinter dem Mülleimer.“
„Verdammt, Racine! Muss ich Ihnen denn alles aus der Nase ziehen?“
„Dr. Pattersons Aussage zufolge war diese Dena nicht zur Arbeit erschienen und hat auch nicht auf Anrufe reagiert. Da sei sie persönlich hingefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Sagt Dr. Patterson.“
Maggie wollte sich lieber nicht vorstellen, was Gwen im Augenblick durchmachte.
„Das ist das erste Mal, dass er den Kopf in einer Wohnung versteckt hat. Irgendwie komisch, das alles.“
„Passen Sie auf, Racine, ich muss jetzt zu einer Befragung. Kann ich Sie später zurückrufen?“ Sie sah hektisch auf ihre Armbanduhr.
„Klar. Dann setze ich Sie genauer ins Bild.“
„Ach, noch etwas ...“
„Ja?“
„Würden Sie mal nach Gwen sehen, bitte? Nachgucken, ob alles in Ordnung ist?“
„Kein Problem. Ich fahre nachher in ihrer Praxis vorbei. Wir sprechen uns später.“
Den Blick starr auf die Frontscheibe gerichtet, saß Maggie da, bis die Anspannung nachließ. Arme Gwen! Aber wieso bloß hat sie nicht angerufen? Egal, wie geschockt sie auch gewesen sein
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