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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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But we loved with a love that was more than love –
I and my Annabel Lee.
    Annabel Lee – Rascal, Rascal – Annabel Lee. Sid fühlte eine überbordende Wärme durch seinen Körper strömten. Ist das Liebe?, fragte er sich. Liebe, die mehr ist als Liebe? Im betäubten Dämmerzustand kamen Gefühle ans Tageslicht, die er sich sonst nicht zu fühlen traute.
    Wie hatte Marblesteen gesagt? »Verdrängung nennt man das. Nachts aber wirken diese Mechanismen nicht mehr und die Wahrheit kommt ans Licht!«
    Irgendwo in seinem Gehirn erinnerte sich Sid an das Gespräch, das er mit seiner Annabel Lee geführt hatte, vor langer, langer Zeit, in einem dunklen schäbigen Raum mit sauberer Matratze.
    Das Herz machte ihn noch verrückt. Sid nahm den Anhänger in seine Hand. Rascals Gesicht war ihm ganz nahe, er sah in ihre tiefblauen Augen.
    »Woher hast du dieses Herz?«
    Rascals gute Laune verflog. Sie riss sich aus seinem Griff los und starrte zur Wand. »Von einem Freund…«
    Sid fühlte einen Stich. War das Eifersucht?
    Angestrengt drehte er sich wieder zur Wand. Er fühlte, wie eine Träne über seine Wange lief. Er wollte sein altes Leben zurück. Das Leben als langweiliger, spießiger Schüler, als missverstandener, aber wohlbehüteter Sohn reicher Eltern. Alles sollte wieder so sein wie vor dem Unfall. Nur Rascal musste bleiben. Rascal, das Mädchen mit den knallroten Haaren und dem ansteckenden Lachen, das ihn im Bauch kribbelte.
    Es rollte mit dem Kopf, sein Hals tat weh. Schnüffelnd hob er die Nase. Sie fand eine Spur. Es roch komisch. Nach Safran? Sid lachte lallend. Wie riecht denn Safran? Seine Kraft verschwand, er schlief ein.

59. Kapitel
    NYC , 10./11. Oktober 2007, gegen Mitternacht
    Zwei Welpen stiegen in die Grube und führten den neuen Mysten die fünf Stufen nach oben. Raúl Mendoza war von Kopf bis Fuß mit dem Blut des Esels gesalbt, die Haare klebten ihm in dicken Strähnen auf der Stirn, sein Blick aber strahlte vollkommene Zufriedenheit aus. Den höheren Zustand des Seins. In einem tiefen Becken begannen die Welpen mit seiner Reinigung.
    Der Rüde war an den Altar zurückgekehrt. Mit markigen Worten verkündete er den Anwesenden die bevorstehende Ankunft des Sohnes.
    Birger Jacobsen beugte sich zu dem neb herüber. »Wer bewacht den sa , wenn du hier bist?«, erkundigte er sich flüsternd.
    Der neb zog die Nase hoch. »Warum brecht Ihr Seths Gesetz und stört die Zeremonie?«
    »Weil die Unversehrtheit des sa eine Ausnahme zulässt. Also, wer ist bei ihm?«
    Der neb wurde unsicher. Aus der tiefen Kapuze drang ein grunzendes Geräusch. »Niemand.« Er versuchte entspannt zu klingen. »Wir haben ihn mit der üblichen Medizin beruhigt.« Er lachte schwach. Dann zog er die Nase hoch.
    Birger Jacobsens Augenlid zuckte.
    »Ist Safran im Haus?«, fragte er in scharfem Ton.
    »Ja.« Isaac Marblesteen nickte. Seine Kutte bebte. »Aber im Küchenschrank, für Sid in seinem Zustand unerreichbar.«
    Verdammt!, durchzuckte es Birger Jacobsen. Diese verfluchten Idioten! Wenn Mendozas Untersuchungen stimmten… Reichten die Küchenkräuter aus, um dem Jungen das Bewusstsein wiederzugeben?
    Mitten in der Predigt schlich er sich aus dem Tempel. Er spürte, wie sich Tanaffus’ Blick in seinen Rücken bohrte, aber darauf konnte er im Moment keine Rücksicht nehmen. Noch ein Fehler… Diese Art Fehler wollte er nicht begehen.
    Hastig rannte Birger Jacobsen durch die unterirdischen Gänge, streifte seine Kutte ab und raste aus dem Gebäude.

60. Kapitel
    NYC , 10./11. Oktober 2007, gegen
Mitternacht
    Sid stand. Mit weichen Knien versuchte er, sich einen weiteren Schritt von Theodorakis’ Bett fortzubewegen. Schweiß brach ihm aus. Ihm wurde übel. In seinem Kopf klopfte der Geruch von Safran mit einem kleinen Hammer gegen die Schädeldecke. Safran, ein Gewürz, das er noch nie gerochen hatte, das er eigentlich überhaupt nicht kannte.
    Noch ein Schritt. Seine Beine gewöhnten sich langsam wieder an die normalen, verschütteten Bewegungsabläufe. Um ihn herum drehte sich alles.
    Wie ein Donnerhall war die Erinnerung zurückgekommen. Alle steckten unter einer Decke! Panajotis, seine Eltern, Marblesteen, chinesische Köche, georgische Ägyptologen, Fremde. Er horchte. In der Wohnung war es ruhig, kein Atem, kein Hüsteln, kein Nasehochziehen war zu hören. Warum hatten sie keine Wache zurückgelassen? Sid stolperte zur Tür. Er zuckte erschrocken zusammen. Vom Flur aus starrten sie ihn an. Zwölf Paar Augen.
    »Bitte!

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