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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Weinen hörte nicht auf. Sie glaubte, sie könne niemals mehr damit aufhören.
    »Ihr seid reingewaschen«, verkündete Elaida, »von allen Sunden, die Ihr begangen haben mögt und die an Euch begangen wurden. Ihr seid reingewaschen von jedem Verbrechen, das Ihr begangen haben mögt und von jedem, das an Euch begangen wurde. Ihr kommt reingewaschen und unschuldig in Herz und in Seele zu uns.«
    Licht, dachte Egwene, als das Wasser an ihrem Körper herabrann, laß es so sein. Kann Wasser wegwaschen, was ich tat? »Sie hieß Joiya«, sagte sie unter Schluchzen zu Sheriam. »Joiya. Nichts kann doch das wert sein, was ich gerade... was ich...«
    »Es fordert einen Preis, eine Aes Sedai zu werden«, antwortete Sheriam, und da lag wieder dieses Mitgefühl in ihrem Blick, stärker noch als zuvor. »Es fordert immer seinen Preis.«
    »War es Wirklichkeit? Habe ich alles nur geträumt?« Die Tränen erstickten, was sie noch hatte sagen wollen. Habe ich ihn sterbend zurückgelassen? Habe ich mein Kind im Stich gelassen?
    Sheriam legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie um den Bogenkreis herum. »Jede Frau, die ich je hier heraustreten sah, hat diese Frage gestellt. Die Antwort ist, daß niemand es weiß. Man hat darüber nachgedacht, daß vielleicht einige von denen, die nicht zurückkehrten, dort geblieben sind, weil sie ihr Glück dort fanden und ihr Leben dort zu Ende lebten.« Ihre Stimme verhärtete sich. »Wenn es Wirklichkeit ist und sie freiwillig dort blieben, dann hoffe ich, daß sie kein glückliches Leben führen können. Ich habe kein Mitgefühl für Menschen, die vor ihrer Verantwortung davonlaufen.« Wieder wurde ihr Tonfall etwas sanfter. »Was mich betrifft, glaube ich nicht, daß diese Welten real sind. Aber die Gefahren sind es durchaus. Denkt immer daran.« Sie blieb vor dem nächsten lichterfüllten Torbogen stehen. »Seid Ihr bereit?«
    Egwene trat von einem Fuß auf den anderen, weil der Boden so kalt war, und nickte. Sheriam nahm ihren Arm weg.
    »Das zweite Mal ist für das, was ist. Der Weg zurück erscheint nur einmal. Seid standhaft.«
    Egwene zitterte. Was auch geschieht, schlimmer als das letzte kann es nicht sein. Bestimmt nicht. Sie trat in das Glühen hinein.
    Sie blickte auf ihr Kleid herunter. Es war aus blauer Seide und mit Perlen bestickt. Nun war es ganz staubig und zerrissen. Sie hob den Kopf und erblickte die Ruinen eines großen Palastes, in dessen Mitte sie stand: der Königliche Palast von Andor in Caemlyn. Das wußte sie, und sie hätte gern geschrien.
    Der Weg zurück erscheint nur einmal. Seid standhaft. Die Welt war leider nicht so, wie sie sich das wünschte. Gleich, woran sie dachte, immer hätte sie am liebsten geweint. Doch all ihre Tränen waren längst geweint, und die Welt war nicht zu ändern. Was sie zu sehen erwartete, waren Ruinen.
    Unbesorgt darüber, daß ihr Kleid noch mehr Risse abbekommen könne, aber leise wie eine kleine Maus erkletterte sie einen Schutthügel und spähte von dort in die Straßenzüge der Innenstadt hinein. Soweit sie in jeder Richtung blicken konnte, sah sie nur Ruinen und Zerstörung, Gebäude, die wie von einem wahnsinnigen Riesen zerfetzt schienen, dicke Qualmwolken, die von den noch immer brennenden Häusern aufstiegen. Auf den Straßen befanden sich Menschen. Banden von Bewaffneten und Plünderern machte die Straßen unsicher. Und Trollocs. Die Menschen mieden die Trollocs, wichen ihnen aus, und die Trollocs fauchten sie an und lachten hart und kehlig. Doch sie kannten sich gegenseitig und arbeiteten zusammen.
    Ein Myrddraal kam die Straße herunter. Sein schwarzer Umhang schwankte lediglich ein wenig im Rhythmus seiner Schritte, aber selbst der böige Wind, der Staub und Abfälle mitriß, konnte ihn ansonsten nicht zum Flattern bringen. Menschen wie Trollocs duckten sich unter seinem augenlosen Blick. »Sucht!« Seine Stimme klang, als ob etwas schon lange Totes zerbröckle. »Steht nicht zitternd herum! Findet ihn!«
    Egwene glitt genauso leise wie zuvor den Trümmerberg herunter. Der Weg zurück erscheint nur einmal. Seid standhaft.
    Sie blieb stehen, weil sie einen Moment lang fürchtete, es sei das Flüstern eines Schattenwesens gewesen. Aber auf gewisse Art war ihr klar, daß das nicht sein konnte. Sie blickte hinter sich aus Angst, der Myrddraal könne dort stehen, wo sie sich vorher befunden hatte. Dann eilte sie vorwärts in den zerstörten Palast hinein, kletterte über umgestürzte Balken, zwängte sich zwischen

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