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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aus dem Bett. Er stopfte sich schnell eine halbe Scheibe Schinken in den Mund und goß dann Waschwasser ein. Er wusch und rasierte sich. Als er beim Rasieren in den Spiegel über dem Waschtisch blickte, stellte er selbst fest, daß er besser aussah.
    Seine Wangen waren noch eingefallen, aber nicht mehr so schlimm wie vorher. Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren verschwunden, und auch die Augen selbst schienen nicht mehr so tief zu liegen. Es war, als habe jeder Bissen, den er gestern abend zu sich genommen hatte, das Fleisch auf seinen Knochen vermehrt. Er fühlte sich auch kräftiger.
    »Wenn es so weitergeht«, murmelte er, »bin ich weg, ehe sie sich umsehen.« Und dann war er doch wieder überrascht davon, daß er sich hinsetzen und jeden Krümel Schinken, Kohlrabi und schließlich Birne verdrücken konnte.
    Er war sicher, daß man von ihm erwarte, nach dem Essen gleich wieder ins Bett zu steigen, doch statt dessen zog er sich an. Er stampfte mit den Füßen auf, damit sie richtig in den Stiefeln steckten, betrachtete seine Reservekleider und entschloß sich, sie vorläufig liegen zu lassen. Ich muß erst genau wissen, was ich vorhabe. Und wenn ich sie zurücklassen muß... Er steckte die Würfelbecher in seine Taschen. Damit konnte er sich alle Kleider verdienen, die er brauchte.
    Dann öffnete er die Tür und lugte hinaus. Er sah weitere mit blaßgoldenem Holz getäfelte Türen und dazwischen bunte Wandbehänge. Ein blauer Läufer bedeckte den ansonsten weißgekachelten Boden. Aber es stand niemand dort draußen. Kein Wächter. Er warf sich den Umhang über die Schultern und eilte hinaus. Jetzt aber einen Weg nach draußen finden...
    Er mußte ein wenig umherwandern, treppauf und treppab, durch Korridore und über Innenhöfe, bevor er fand, was er gesucht hatte: eine Tür nach draußen. Unterwegs sah er doch noch viele Leute: Dienerinnen, weißgekleidete Novizinnen, die ihren Aufgaben nachgingen, wobei die Novizinnen schneller einherhasteten als die Dienerinnen, und auch eine Handvoll grob gekleideter Diener, die große Truhen und andere schwere Gegenstände trugen, dazu Aufgenommene in ihren mit Farbbändern gesäumten Kleidern und sogar ein paar Aes Sedai.
    Die Aes Sedai schienen von ihm keine Notiz zu nehmen, als sie geschäftig entlangschritten, oder sie sahen ihn nur ganz flüchtig an. Er trug Bauernkleidung, wenn auch von gutem Schnitt. Er wirkte nicht wie ein Landstreicher, und an den Dienern sah er auch, daß Männer in diesem Teil der Burg durchaus nichts Ungewöhnliches waren. Er hatte den Verdacht, sie betrachteten ihn ebenfalls als Diener, und das paßte ihm durch aus, solange niemand von ihm verlangte, schwere Sachen zu heben.
    Er bedauerte, daß keine der Frauen, die er sah, Egwene oder Nynaeve oder Elayne war. Das ist eine Hübsche, auch wenn sie die Nase die ganze Zeit ein wenig hoch trägt. Und sie könnte mir sicher sagen, wo ich Egwene und die Seherin finde. Ich kann nicht gehen, ohne ihnen auf Wiedersehen gesagt zu haben. Licht, ich glaube nicht, daß mich eine von ihnen melden würde, nur weil sie selbst Aes Sedai werden wollen, oder? Seng mich, alter Narr. Das würden sie niemals tun. Ich riskiere es auf jeden Fall.
    Aber sobald er draußen unter einem strahlenden Morgenhimmel mit nur wenigen weißen Wölkchen war, dachte er zunächst nicht mehr an die Frauen. Er überblickte einen breiten, mit Steinplatten belegten Hof. In der Mitte stand ein einfacher, gemauerter Brunnen und auf der anderen Seite ein aus grauem Naturstein gebautes Kasernengebäude. Es wirkte beinahe wie ein Felsklotz inmitten der wenigen Bäume, die in ausgesparten Löchern zwischen den Bodenplatten wuchsen. Wachsoldaten in Hemdsärmeln saßen vor dem langen, niedrigen Gebäude und putzten Waffen und Rüstungen. Gerade Wachsoldaten kamen ihm nun recht.
    Er schlenderte über den Hof und beobachtete die Soldaten, als habe er nichts Besseres zu tun. Sie unterhielten sich und lachten bei der Arbeit wie Männer nach der Ernte. Von Zeit zu Zeit sah einer von ihnen Mat neugierig an, aber keiner fragte ihn, was er hier zu tun habe. Gelegentlich fragte er einen irgend etwas, und schließlich erhielt er die Antwort, auf die er gewartet hatte.
    »Brückenwächter?« fragte ein stämmiger, dunkelhaariger Mann, der kaum fünf Jahre älter als Mat sein mochte. Er sprach mit starkem illianischen Akzent. So jung er auch war, hatte er doch eine schmale, weiße Narbe auf der linken Wange, und die Hände, die sein Schwert ölten,

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