Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
allen.«
»So ist es immer noch.«
»Nein«, erwiderte Drizzt. »Diese Begegnung im Gräuelpass hat dir gezeigt, auf welche Probleme dein Plan schon bald stoßen würde. Du weißt, sobald du nach Mithril-Halle zurückkehrst, wird es schwierig sein, wieder wegzugehen. Du weißt, dass sie versuchen werden, dich dort zu behalten.«
»Hast du das alles erraten, Elf?«, fragte Bruenor abwinkend. »Oder glaubst du nur, dass du mehr weißt als ich?«
»Ich habe nicht geraten, sondern beobachtet«, erwiderte Drizzt. »Jeder einzelne Schritt dieses Weges ist für Bruenor Heldenhammer schwerer gewesen als der davor – jeder Schritt, mit Ausnahme derer, die uns kurzfristig von unserem Ziel wegführten, wie der Abstecher nach Mirabar und diese Jagd durch die Berge.«
Bruenor beugte sich vor und packte Dagnabbits Schale. Er kippte den Rest, der sich noch darin befand, auf den Boden, tauchte sie in den beinahe leeren Topf, holte sie dann wieder heraus und leckte sich die dicke Brühe von den Fingern.
»In Mithril-Halle würde man mir den Eintopf natürlich in feinen Schalen servieren, auf feinen Tellern und mit feinen Servietten.«
»Und du hast Servietten nie gemocht.«
Bruenor zuckte die Achseln, und seine Miene zeigte Drizzt, dass er anfing zu begreifen.
»Dann ernenne einen Verwalter, und zwar sofort, nachdem du zurückgekehrt bist«, schlug der Drow vor. »Sei ein König, der immer unterwegs ist, der den Einfluss seines Volkes ausweitet und der nach einem noch älteren und größeren Königreich sucht. Mithril-Halle kann sich selbst regieren. Wenn du das nicht glauben würdest, wärst du sowieso nie ins Eiswindtal gegangen.«
»So einfach ist das nicht.«
»Du bist der König. Du bestimmst, was ein König ist. Du hast Angst, dass deine Pflichten dich vollkommen vereinnahmen werden, aber das wird nur geschehen, wenn du es zulässt. Am Ende gibt es nur einen, der das Schicksal von Bruenor Heldenhammer bestimmt, und das ist Bruenor Heldenhammer selbst.«
»Ich glaube, du machst es dir ein bisschen zu einfach, Elf«, erwiderte der Zwerg, »aber ich sage nicht, dass du dich irrst.«
»Weißt du denn, was du willst?«, fragte Drizzt. »Oder bist du ein bisschen durcheinander, mein Freund?«
»Erinnerst du dich, als wir uns damals auf die Suche nach Mithril-Halle gemacht haben?«, fragte Bruenor. »Erinnerst du dich, wie ich dich hereingelegt habe, indem ich so getan habe, als läge ich auf dem Sterbebett?«
Drizzt musste lachen – das war eine Szene, die er nie vergessen würde. Sie hatten gerade zusammen mit den Leuten von Zehn-Städte die Schergen von Akar Kesseil besiegt, der den Gebrochenen Kristall besessen hatte. Dann hatte man Drizzt zu Bruenor gebracht, der so tat, als läge er im Sterben, weil er den Drow dazu bringen wollte, mit ihm zusammen nach Mithril-Halle zu suchen.
»Ich musste eigentlich gar nicht überredet werden«, gab Drizzt zu.
»Weißt du, als wir Mithril-Halle wirklich gefunden haben, waren meine Gefühle ziemlich gespalten«, gestand Bruenor. »Oh, ich war begeistert, das kann ich dir sagen! Meine Heimat wieder zu sehen … meine Ahnen rächen zu können! Ich sage dir, Elf, diesen Drachen hinunter ins Dunkel zu reiten war der größte Augenblick meines Lebens, obwohl ich damals dachte, es wäre der letzte!«
»Und was hast du noch gedacht, als wir Mithril-Halle gefunden haben?«, fragte Drizzt, denn er wusste, dass Bruenor es laut aussprechen, es offen zugeben musste.
»Ich war vollkommen begeistert, das kannst du dir sicher vorstellen! Aber es gab auch noch etwas anderes …« Er schüttelte den Kopf und seufzte abermals. »Als wir aus dem Süden zurückkamen und meine Sippe unsere Heimat wieder übernahm, trug ich auch ein wenig Traurigkeit im Herzen.«
»Weil du begriffen hast, dass dir das Abenteuer und der Weg wichtiger sind als das Ziel.«
»Du kennst das doch auch!«, rief Bruenor.
»Warum glaubst du, dass Catti-brie und ich Mithril-Halle so schnell nach dem Drow-Krieg wieder verlassen haben? Ich fürchte, wir sind alle gleich, und das wird uns wahrscheinlich umbringen.«
»Aber was für eine Art zu gehen, wie?«
Drizzt lachte, und Bruenor lachte mit. Es kam dem Drow so vor, als wäre eine große Last von den Schultern seines Freundes genommen worden. Aber dann hörte Bruenor abrupt wieder auf zu lachen und wurde ernst.
»Was ist mit deinem Mädchen?«, fragte er. »Was wirst du machen, wenn sie unterwegs umkommt? Wie könntest du dir nicht ewig die Schuld daran
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