Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
ebenso aussagekräftig wie seine kleine Ansprache. Nikwillig war immer so etwas wie ein Denker gewesen – soweit ein Zwerg ein Denker sein konnte –, und sein Denken fiel mitunter ein wenig unkonventionell aus. Aber diese Begründung, wieso er nicht zur Zitadelle Felbarr zurückkehren wollte, wenn doch so viel auf dem Spiel stand, schien selbst für Nikwilligs Verhältnisse ein bisschen zu exzentrisch.
»Denk doch nach, Tred«, bat Nikwillig, als hätte er die Gedanken seines Freundes gelesen. »Sie können einfach einen Boten nach Felbarr schicken, und das weißt du auch.«
»Und du glaubst, dass irgendein Bote König Emerus dazu bringen könnte, aus der Zitadelle Hilfe zu schicken, wenn wir sie brauchen? Du denkst, dass irgendein Bote König Emerus dazu bringen könnte, die Leute in Adbar zu benachrichtigen, damit König Harbromm seine Eiserne Garde zusammenruft?«
Nikwillig zuckte die Achseln und sagte: »Die Orks greifen an, und die Jungs von der Heldenhammer-Sippe bekämpfen sie – und dabei stehen zwei Zwerge aus Felbarr, Tred und Nikwillig, felsenfest neben Bruenors Leuten. Wenn überhaupt etwas König Emerus auf die Beine bringen wird, dann die Tatsache, dass wir beide diesen Kampf für wichtig genug halten, um uns daran zu beteiligen. Vielleicht wird es ihn sogar veranlassen, schneller zu handeln, wenn wir hier bleiben und Schulter an Schulter mit Bruenors Leuten kämpfen.«
Tred starrte den anderen Zwerg lange und forschend an und versuchte, Nikwilligs überraschende Worte zu verdauen. Er selbst wollte Mithril-Halle ebenfalls nicht verlassen. König Bruenor Heldenhammer hatte sich kopfüber in die Gefahr gestürzt, um Tred und Nikwillig zu helfen. Zusammen hatten sie die Siedler gerächt, die gestorben waren, weil sie den beiden Zwergen aus Felbarr geholfen hatten, und auch für den Tod von Treds und Nikwilligs Verwandten – darunter Treds kleiner Bruder – Rache genommen.
Der blonde Zwerg seufzte tief und blickte noch einmal über die Schulter zu dem dunklen Unterreich-Gang, der sich nach Westen wand.
»Vielleicht sollten wir mit Regis sprechen«, sagte er schließlich. »Vielleicht wird er jemanden finden, der König Emerus eine Botschaft überbringt.«
»Und dann gehen wir wieder raus zu Bruenors Menschenkindern und Torgars Jungs«, erklärte Nikwillig immer noch mit diesem Unterton trotzigen Eifers.
Tred musste seinen alten Freund einfach bewundern. Er hatte noch nie erlebt, dass Nikwillig so begierig gewesen war, sich in einen Kampf zu stürzen.
Diese offensichtliche Veränderung hätte allerdings zu keinem günstigeren Zeitpunkt geschehen können. Treds resignierte Miene wich einem breiten Grinsen, und er setzte den schweren Rucksack wieder ab.
»Ich würde dich ja fragen, woran du denkst, aber das ist wohl nicht nötig«, sagte Wulfgar, als er Catti-brie eingeholt hatte.
Sie stand neben den schwer arbeitenden Zwergen und blickte den Hang hinunter – nicht zu den sich sammelnden Orks, hatte Wulfgar festgestellt, sondern in das wilde Land hinter ihnen. Catti-brie strich ihre dichte Haarmähne zurück und drehte sich um, um Wulfgar aus Augen anzusehen, die viel dunkler waren als seine eigenen kristallblauen.
»Ich würde auch gerne wissen, wo er ist«, erklärte der Barbar. »Er ist nicht tot – davon bin ich überzeugt.«
»Wie kannst du so sicher sein?«
»Weil ich Drizzt kenne«, erwiderte Wulfgar, und um seiner alten Freundin willen rang er sich ein Lächeln ab.
»Wir wären alle tot, wenn Pwent nicht gekommen wäre«, erinnerte ihn Catti-brie.
»Aber wir saßen auch in der Falle«, entgegnete Wulfgar. »Drizzt war draußen, und er lässt sich nicht so schnell erwischen. Er lebt noch, das weiß ich einfach.«
Catti-brie erwiderte das Lächeln des Barbaren und griff nach seiner Hand.
»Ich weiß es auch«, gab sie zu. »Schon, weil ich sicher bin, dass es mir das Herz zerreißen würde, wenn er gefallen wäre.«
»Mir geht es ebenso«, flüsterte Wulfgar.
»Aber er wird nicht so bald zu uns zurückkehren«, fuhr Catti-brie fort. »Und ich glaube, das sollten wir uns auch nicht wünschen. Hier wäre er nur ein weiterer Krieger in einer ganzen Armee – wenn auch zweifellos der Beste in dem Haufen –, aber da draußen …«
»Da draußen wird er unseren Feinden schrecklichen Schaden zufügen«, stimmte Wulfgar zu. »Obwohl es mir wehtut zu denken, dass er allein ist.«
»Er ist nicht allein. Er hat die Katze bei sich.«
Nun war es an Catti-brie, tröstend zu lächeln.
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