Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
glauben, Matthew Taylor …“ Annabelle schaute ihn an, als habe sie Mühe zu begreifen, was er gesagt hatte.
Larson nickte, und dann zeigte ihr Gesicht endlich, dass sie verstand, was er meinte. Doch ihre Gesichtszüge wurden hart, und ihre Verachtung war fast greifbar.
„Wissen Sie was, Jacob? Ich glaube, Sie haben recht. Kathryn Jennings verdient wirklich etwas Besseres!“
Es war fast Mittag und Jacob war immer noch nicht aus der Stadt zurück. Kathryn staubte die Regale im Büro ab und spähte aus dem Fenster, da sie unbedingt erfahren wollte, wie es Sadie an diesem Morgen ging … und weil sie Jacob wiedersehen wollte. Vielleicht war er auf einem anderen Weg zurückgekommen und sie hatte ihn verpasst. Sie ging zu einem anderen Fenster und schaute hinaus. Gabe arbeitete mit einem Pferd auf der Koppel, aber von Jacob war nichts zu sehen. Sie bückte sich vorsichtig, um die unteren Regale abzuwischen.
Als sie an den gestrigen Abend dachte und an das Geschenk, das Jacob ihr mit dem herrlichen Ausflug gemacht hatte, erkannte Kathryn, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Zu seiner Freundlichkeit und zu seiner Sanftheit. Wenn sie zusammen waren, gab er ihr das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Jacob achtete auf sie. Nicht nur darauf, was sie mochte und was sie nicht mochte. Sondern auf sie . Und er hatte sich die Mühe gemacht, ihren Geburtstag herauszufinden, ein Datum, das Larson immer vergessen hatte. Ihr Denken kreiste immer mehr um Jacob. Diese Entdeckung warf Kathryn leicht aus dem Gleichgewicht.
Sie erinnerte sich an das Gefühl, als ihre Lippen seine Wange berührt hatten, und an den leichten Duft von Rasierwasser und Heu. Er war ein Mann, der eine sanfte Stärke ausstrahlte. Seine Liebe zu Gott und seine Achtung vor Gottes Wort zogen sie mit einer Kraft an, die Kathryn nie zuvor erlebt hatte. Nicht einmal bei Larson. Wie wäre es, von einem Mann wie Jacob geliebt und geachtet zu werden?
Larsons Aussehen war das Erste gewesen, was sie zu ihm hingezogen hatte. Besonders seine Augen. Augen, die richtig durch einen durchschauen konnten. Sie seufzte. Genau das hatte er getan: Er hatte durch sie hindurchgeschaut, aber nie wirklich in sie hinein. Sie hatte immer einen zu hohen Wert auf das Äußere gelegt. Wie oft hatte ihre Mutter sie vor der Gefahr gewarnt, dass sie sich dadurch verschätzen könnte? Kathryn wünschte, sie hätte diese Lektion schon früher in ihrem Leben gelernt.
Sie stand mühsam auf und erhaschte einen Blick auf ihr Profil in der Glastür des Bücherregals. Ihr vorstehender Bauch setzte ihren Gedanken ein jähes Ende.
Was dachte sie sich nur? Sie war Witwe und mit dem Kind ihres Mannes schwanger. Wie konnte sie Gedanken an Jacob zulassen, wenn doch das kostbare Erbe ihres Mannes in ihr heranwuchs? Sie könnte nie etwas tun, womit sie Larsons Gedächtnis absichtlich entehren würde. Ich interessiere mich für Jacob nur als Freund. Hatte sie ihn neulich nicht so bezeichnet, als sie ihn Matthew vorgestellt hatte? Ein guter Freund. Mehr war Jacob nicht für sie, und so würde es auch bleiben.
Kathryn beeilte sich an diesem Nachmittag mit ihrer Arbeit, damit sie bald Feierabend machen und Sadie und Annabelle besuchen könnte. Sie stand an der Küchentür, löste die Schürze, die sie sich über den Bauch gebunden hatte, und wollte sie an den Haken zurückhängen. Das Baby in ihr trat kräftig, und Kathryn keuchte. Sie lächelte, fuhr sich mit einer Hand über den Bauch und rieb sanft über die Stelle, unter der ein winziger Arm oder ein winziges Bein vortrat. „Geduld, Kleines. Es ist noch nicht so weit.“
Bald würde sie ihr geliebtes Kind und damit wieder einen Teil von Larson auf den Armen halten.
„Sind Sie für heute fertig?“
Kathryn atmete scharf ein. „Oh! Miss Maudie, Sie haben mich erschreckt.“ Dann lachte sie. „Ja, ich bin fertig. Gabe hat mir angeboten, mich in die Stadt zu fahren, um eine Freundin zu besuchen. Wir brechen in ein paar Minuten auf.“
„Ein Ausflug in die Stadt wird Ihnen guttun, meine Liebe. Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich habe genug Hilfe beim Kochen. Sie müssen sich also nicht beeilen.“ Sie legte den Kopf zur Seite und sah sie mit funkelnden Augen an. „Wie war Ihre Überraschung gestern Abend?“
„Oh, sie war wunderbar. Das war der beste Geburtstag, den ich je hatte.“ Kathryns Gesicht wurde warm. „Jacob ist ein sehr netter Mann, und Ihr Kuchen war köstlich. Danke.“
„Es war mir ein Vergnügen. Sie verdienen nach
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