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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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geht es ihr?“
    Larson erhob sich. „Ich arbeite mit Mrs Jennings auf Casaroja. Ihr geht es gut.“
    Annabelle berührte kurz Sadies Hand und winkte Larson dann auf den Gang hinaus. Sie schloss die Tür hinter sich. „Ihr Baby? Hat Kathryn ihr Baby schon?“
    „Noch nicht, aber es dauert nicht mehr lange.“
    Der Blick dieser Frau wurde noch durchdringender und Larson fühlte sich unwohl. „Ich möchte wetten, sie sieht wunderbar aus. Rund und strahlend.“ Als Annabelle lachte, wurden die harten Linien in ihrem Gesicht weicher. „Oh, ich würde sie gern wiedersehen. Sie ist wirklich eine großartige Frau.“
    „Ja, Madam, es gibt keine bessere“, sagte Larson leise und setzte seine Brille wieder auf.
    Annabelle schaute ihn kurz an, bevor sie ihn durch den Flur zurückführte. „Danke, dass Sie sich um Sadies Verletzungen gekümmert haben. Ich versuche, auf sie aufzupassen, aber ich kann nicht immer da sein.“ Ihr Tonfall verriet Frustration und ein tiefes Bedauern.
    „Sie ist noch zu jung für dieses Geschäft“, sagte Larson mehr zu sich selbst als zu ihr, sah sich in dem kleinen Salon um und folgte Annabelle dann durch die Küche zur Hintertür. Egal, in welchem Teil dieses Hauses sie waren, es roch überall nach billigem Parfum, abgestandenem Rauch und Verderbtheit.
    So vieles von diesem Haus, diesem Leben kam ihm schmerzlich bekannt vor. Trotzdem fand er es sonderbarerweise nicht abstoßend, hier drinnen zu sein, so wie er es eigentlich erwartet hatte. Statt der Übelkeit, auf die er sich eingestellt hatte, erfüllte ein dumpfer Schmerz seine Brust. Es war ein Schmerz, den er nur als … Mitgefühl beschreiben konnte. Er musterte Annabelles Haare und den freizügigen Schnitt ihres Kleides. Dann versuchte er, sie mit Gottes Augen zu sehen. Das war für ihn schwer, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass die Liebe, die ihn erlöst hatte, dieselbe Liebe war, die Gott dieser Frau entgegenbrachte.
    Annabelle blieb mit der Hand auf dem Türgriff an der Hintertür stehen. „Und, Jacob, wie lang arbeiten Sie schon auf Casaroja?“
    Er zuckte die Achseln. „Seit ein paar Monaten.“
    „Sind Sie neu in dieser Gegend?“
    „Nein, eigentlich nicht. Ich bin schon länger hier.“
    Plötzlich fragte sich Larson, wie nah diese Frau Kathryn gestanden hatte. Aus Annabelles Reaktion schloss Larson, dass sie sich ziemlich gut kannten. Höchstwahrscheinlich könnte Annabelle alle Fragen beantworten, die er in Bezug auf Kathryn hatte, falls er sie noch stellen wollte. Aber er hatte diese Fragen vor das Kreuz Jesu gelegt, und er beschloss erneut, sie dort liegen zu lassen.
    „Sie waren noch nie hier, nicht wahr? Im Bordell, meine ich. Ich würde mich an Sie erinnern.“ Annabelle betrachtete sein Gesicht. „Sadie hat recht. Ich wette, Sie haben früher wirklich gut ausgesehen.“
    Etwas an ihrer Miene erregte Larsons Unbehagen. Er räusperte sich und konnte es plötzlich nicht erwarten, von hier wegzukommen. „Ich muss jetzt nach Casaroja zurück. Meine Arbeit wartet.“
    Sie rührte sich nicht. „Wie lang kennen Sie Kathryn schon … Jacob?“
    Larson schaute Annabelles Hand auf dem Türgriff an, und ein leichtes Schauern befiel ihn. In der Art, wie sie ihn anschaute, steckte etwas … Er zupfte an der rechten Seite seiner Mütze und zog sie ein wenig tiefer in sein Gesicht. „Wie ich schon sagte, ich habe Kathryn auf Casaroja kennengelernt.“
    Annabelles Unterlippe glitt kurz hinter ihre Vorderzähne. „Läuft zwischen Kathryn und Ihnen etwas? Sadie hat etwas davon gesagt, wie Kathryn Sie anschaut.“
    „Nein, Madam, zwischen uns läuft nichts. Wir … sind nur gute Freunde, das ist alles.“
    Annabelle nickte, dann öffnete sie die Tür und lächelte. „Dann bestellen Sie Kathryn liebe Grüße und sagen Sie ihr, dass sie irgendwann einmal vorbeikommen soll. Vielleicht wenn das Baby da ist. Ich würde sie gern wiedersehen, und ihr Kind auch.“
    „Ja, Madam, das mache ich.“ Er trat durch die offene Tür. Er zwang sich, die Treppen langsam hinabzusteigen, und war schon fast an der Ecke, als er hörte, wie Annabelle seinen Namen rief.
    Er drehte sich um. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und stand mit herausfordernder Miene in der Gasse.
    Dann traf es ihn.
    Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken.
    Larson. Sie hatte ihn gerade Larson genannt.

Kapitel 23
    L arson unterdrückte mühsam den Drang, wegzulaufen. Stattdessen legte er den Kopf auf eine Seite und hoffte, das Grauen, das ihn

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