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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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etwas nicht stimmt.“
    Annabelle starrte auf einen Punkt in der Ferne. „Kathryn, vermisst du deinen Mann immer noch? Ich meine, so wie vor einigen Monaten?“
    Kathryn konnte ihr nicht folgen und runzelte die Stirn. „Annabelle, du benimmst dich sehr seltsam.“
    „Beantworte einfach meine Frage.“ Ihre Stimme wurde weicher. „Bitte.“
    „Ja. Natürlich vermisse ich Larson immer noch.“ Kathryn suchte nach den richtigen Worten. „Ich dachte, du hättest mich für verrückt gehalten, wenn ich das sage, aber auch nach vielen Monaten fühle ich ihn immer noch in mir. Doch ich begreife allmählich, dass diese Gegenwart , die ich fühle, einfach meine Erinnerung an ihn ist. Die Erinnerungen an unser gemeinsames Leben. Sie sind ein Geschenk von Gott, und sie haben mir durch einige sehr einsame Tage geholfen.“ Sie zuckte die Achseln und schaute auf ihre Hände hinab, die auf ihrem Bauch lagen. „Vielleicht ist das Gottes Art, mir Zeit zu geben, zu trauern und in meinem Leben weiterzugehen. Schließlich ist Larson tot“, sagte sie langsam und ließ die Worte in der Luft hängen. So, sie hatte es endlich laut ausgesprochen. „Und bald entbinde ich unser Kind.“
    „Hast du ihn geliebt? Ich meine … hast du ihn wirklich geliebt?“
    Kathryn wunderte sich über diese Fragen, aber sie nickte. „Ja, ich habe Larson geliebt. Unsere Ehe war nicht ideal, aber ich habe meinen Mann sehr geliebt. Es gibt etwas, das ich nie jemandem verraten habe, und ich weiß auch nicht, ob es richtig ist, es jetzt zu erzählen …“ Sie wollte ihrer Freundin erklären, wie viel von Larsons Herz ihr Gott durch ihre kurze Zeit hier im Bordell und dadurch, dass sie Annabelle und Sadie kennengelernt hatte, gezeigt hatte. „Larson tat sich schwer, Menschen zu vertrauen. Besonders schwer war es für ihn, mir zu vertrauen. Wenn wir in die Stadt kamen, wich er nicht von meiner Seite. Unsere Rancharbeiter durften nie zu unserer Blockhütte kommen.“ Kathryn schloss bei diesen Erinnerungen die Augen. „Am Tag, bevor Larson im letzten Dezember wegritt, besuchte mich ein junger Mann. Wir waren Freunde. Mehr nicht. Aber Larson hatte oft einen verzerrten Blick auf das Leben, weil er eine schwere Kindheit hatte.“
    Annabelle schaute sie geduldig und aufmerksam an.
    Kathryn fragte sich, ob es richtig war, Annabelle das alles zu erzählen. Aber etwas drängte sie, weiterzusprechen. „Mein Mann wuchs in einem Bordell auf, Annabelle. Seine Mutter war … eine …“
    „Eine Hure“, flüsterte Annabelle mit kaum hörbarer Stimme. Als Kathryn nickte, schaute Annabelle weg.
    „Ja. Ich habe seine Mutter nie gekannt. Sie starb, als Larson sechzehn war. Dadurch, dass ich hier gewohnt habe, dadurch, dass ich diesen Ort gesehen habe, dass ich dieses Leben gesehen habe“, fügte sie leise hinzu, „habe ich einen Teil meines Mannes kennengelernt, von dem ich vorher nichts ahnte. Er hat ihn mich nie sehen lassen. Und das aus gutem Grund.“ Kathryn schüttelte den Kopf und versuchte, einen Sinn in alledem zu erkennen. „Ich weiß nicht, ob sich für mich und Larson je etwas geändert hätte, oder ob er je gelernt hätte, mir bedingungslos zu vertrauen. In der Ehe ist Vertrauen nötig. Vertrauen ist etwas, das man sich in einer Beziehung nur schwer erarbeiten kann, und wenn es einmal zerstört ist … ist es noch schwerer, es wieder zu gewinnen.“ Sie atmete tief aus. Tränen traten ihr in die Augen. „Aber jetzt muss ich endlich aufhören zurückzuschauen, wie mein Leben war, und nach vorne schauen, wie es werden wird.“
    Annabelle schien ihre Worte einen Moment abzuwägen, dann nickte sie.
    Kathryn überlegte kurz, ob sie ihren nächsten Gedanken laut aussprechen sollte oder nicht. „Ich habe einen Mann kennengelernt, der mir sehr viel bedeutet. Ich bin nicht sicher, was er …“
    „Sprichst du von Jacob?“, fragte Annabelle, und ihre Stimme klang wieder angespannt.
    „Ja“, antwortete Kathryn nach einem Moment und fragte sich, woher Annabelle das wusste. „Versteh mich nicht falsch. Jacob hat mir nie einen Anlass gegeben zu glauben, dass wir mehr als nur Freunde wären. Ehrlich gesagt, bin ich von meinen Gefühlen ziemlich überrascht.“
    „Hast du ihm gesagt, was du für ihn empfindest?“
    Kathryns Augen wurden groß. „Natürlich nicht. Und das werde ich auch nicht. Das wäre nicht anständig.“
    Annabelle schaute sie einen Moment an. „Was ist mit Matthew Taylor?“
    Kathryn musste ungewollt lächeln. „Du stellst heute so

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