Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
den Magen. „Der Rancher bezahlt doppelt so viel, wie wir hier bekommen, Mrs Jennings.“
„Aber, Matthew … Mr Taylor“, verbesserte sie sich. „Sie haben alle hier einen Job. Sie haben eingewilligt, bis zum Ende des Frühlings hier zu arbeiten.“ Sie wusste, dass sie keine offiziellen Verträge hatten, wie ihr Vater sie mit seinen Angestellten im Osten machte. Aber galt das Wort der Männer nicht trotzdem? Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Sie haben meinem Mann ihr Wort gegeben, bis zum Ende des Frühlings hier zu arbeiten, nicht wahr?“
„Ja, Madam, das haben wir. Diese Vereinbarung trafen wir mit Ihrem Mann .“ Kathryn entging nicht, dass er die letzten zwei Worte betonte. „Aber er ist nicht mehr hier.“
„Aber er wird zurückkommen!“ Ihre Stimme wurde unabsichtlich eine Oktave höher.
„Ja, Madam.“
„Und ich habe wie versprochen in dieser Woche den Lohn für jeden Ihrer Männer.“
„Die meisten Männer nehmen das andere Angebot an, Mrs Jennings.“ Als Kathryn protestieren wollte, hob er beschwichtigend die Hand. „Sie müssen verstehen, dass viele dieser Männer Familien haben, die sie ernähren müssen. Sie haben Frauen und Kinder, die auf sie angewiesen sind. Und ich muss Ihnen sagen …“ Ein unsicherer Blick zog über sein Gesicht. „Ein paar Männer haben gestern eine Eule gesehen.“
Kathryns Verwirrung war ihr deutlich anzusehen.
„Es war nicht einfach irgendeine Eule, Madam. Sie sagen, sie sei ganz weiß gewesen.“ Er zuckte die Achseln. „Ich halte nicht viel von den indianischen Überlieferungen, aber es heißt, dass eine weiße Eule ein schlechtes Zeichen ist. Es bedeutet, dass mehr Schnee kommt, dass es noch kälter wird. Alles wird erst einmal schlimmer, bevor es besser wird.“
Kathryn versuchte, ihre wachsende Frustration zu verbergen. Sie sah nachdenklich an ihm vorbei zu den anderen Männern. „Mr Taylor, wenn ich die Männer persönlich frage, werden sie dann bleiben?“
„Madam?“
„Wenn ich jeden der Männer persönlich frage, werden sie dann bleiben und weiter auf meiner Ranch arbeiten?“
Ein fragender Blick trat in seine Augen. „Auf Ihrer Ranch, Madam?“
Sie richtete sich entschlossen auf. „Ja, diese Ranch gehört meinem Mann und mir.“
Diese einfache Erklärung weckte in ihr Mut und eine Hoffnung, die sie seit fast zwei Monaten nicht mehr gehabt hatte. War das ein kleiner Teil dessen, was Larson für dieses Land fühlte? Wenn dem so war, war es kein Wunder, dass er so unermüdlich dafür gearbeitet hatte, es zu behalten.
Matthew lachte kurz und leise. „Ich glaube nicht, dass es viel ausmacht, wenn Sie sie fragen. Den meisten gefällt der Gedanke, für eine Frau zu arbeiten, ohnehin nicht.“
Das Zwielicht überschattete bereits die zitternden Espen und die hohe Birke, die über ihnen aufragten, aber Kathryn konnte den Anflug eines Lächelns sehen, das um Matthews Mundwinkel spielte.
„Ich muss zugeben, dass ich selbst nie damit gerechnet hätte, dass ich so etwas tun würde.“ Sein Blick wurde ernster. „Aber ich habe Ihrem Mann mein Wort gegeben, dass ich bis zum Ende des Frühlings hier arbeiten werde. Und ich habe die Absicht, zu meinem Wort zu stehen.“
„Vielen Dank. Das ist sehr anständig von Ihnen, Mr Taylor. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“
Nachdem Matthew und die anderen Männer auf dem Weg zurückgeritten waren, drehte sich Kathryn um und ging zur Hütte. Sie fragte sich, wie viele Rancharbeiter Larson eigentlich hatte, und wie viele am Montag noch hier wären.
Nachdem sie die Tür hinter sich verriegelt hatte, stand sie für einen Moment in der stillen, dunklen Hütte. Diese völlige Ruhe enthielt eine Einladung, zu der sie noch nicht bereit war. Sie zündete eine Lampe an und ging stattdessen daran, das Abendessen vorzubereiten. Sie hatte in letzter Zeit nicht viel gekocht, weil sie verständlicherweise nicht viel Appetit gehabt hatte.
Als sie sich bückte, um eine Tasse aus einem unteren Regalfach zu holen, drehte sich plötzlich alles um sie.
Sie umklammerte die Rückenlehne eines Küchenstuhls, aber er kippte unter ihrem Gewicht nach hinten. Ihre Knie schlugen mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Der Raum drehte sich um sie. Das starke Schwindelgefühl ließ sie zu Boden sinken. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie schmeckte Galle, die in ihrer Kehle brannte.
Sie rief um Hilfe, aber niemand konnte sie hören. Die Einsamkeit, vor der sie geflohen war, durchdrang plötzlich
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