Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
sich eine feste Gewissheit in ihren verworrenen Gedanken breit, weckte Hoffnung in ihr und bereitete ihr zugleich Schmerzen.
Larson würde diese Ranch niemals freiwillig aufgeben und sie schon gar nicht zurücklassen.
Diese Ranch war sein Lebenswerk. Seine Träume waren eng mit dem Erfolg oder Scheitern der Ranch verbunden.
Diese Erkenntnis rührte einen wunden Punkt in ihrem Herzen an. Aber Kathryn hatte tief in ihrem Inneren immer gewusst, dass Larsons Bemühungen, mit der Ranch Erfolg zu haben, ihm wichtiger waren als sie. Aber seit Larson weg war, wuchs zu ihrer eigenen Überraschung ein Verantwortungsgefühl für die Ranch in ihr, das sie nie zuvor gekannt hatte. Es war eine hartnäckige Entschlossenheit ihrerseits, der Ranch zum Erfolg zu verhelfen.
Wenn Larson zurückkehrte – und er würde zurückkehren, sagte sie sich, als sie ihre Hand auf den Türgriff legte – würde er die Ranch so vorfinden, wie er sie zurückgelassen hatte. Oder mit Gottes Gnade vielleicht sogar in einem noch besseren Zustand. Sie würde den Traum ihres Mannes am Leben erhalten, egal, wie viel sie das kostete.
Ein gedämpftes Trampeln auf dem verschneiten Pfad, der zur Hütte führte, ließ Kathryn herumfahren. Sie erkannte Matthew Taylor, der auf seiner rotbraunen Stute saß, aber die vier anderen Reiter waren ihr fremd. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und trat einen Schritt auf die Männer zu.
„Mrs Jennings.“ Matthew zog die Zügel an und tippte zur Begrüßung an seinen Hut. Die anderen Männer folgten seinem Beispiel.
Kathryn nickte und schloss auch die anderen in ihren Gruß mit ein. Sie konnte den Grund für ihren Besuch leicht erraten. „Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, Mr Taylor, und ich habe vor, es zu halten.“ Obwohl sie noch nicht genau wusste, wie sie das anstellen würde. „Sie und die anderen Männer bekommen ihren Lohn, wie wir vereinbart haben.“
Sie konnte nicht sagen, ob es die Kälte war oder die Beschämung, aber das Rot in Matthews Gesicht wurde intensiver. „Ich zweifle nicht an Ihren guten Absichten, Madam. Daran zweifelt keiner von uns.“ Mit einer Handbewegung bezog er die Männer hinter sich mit ein. Dann legte er die Hände auf seinen Sattelknauf. „Haben Sie schon etwas von Ihrem Mann gehört?“
Kathryn schüttelte den Kopf, bemühte sich aber um eine hoffnungsvolle Stimme. „Aber ich rechne … jeden Tag mit seiner Rückkehr.“
Die Männer murmelten miteinander, aber als Matthew sich kurz zu ihnen umdrehte, verstummten sie.
„Mrs Jennings, ich verstehe, dass Sie die Hoffnung nicht aufgeben, aber Sie müssen mit der Möglichkeit rechnen, dass Ihr Mann es in jener Nacht vielleicht nicht durch den Sturm geschafft hat. Er könnte …“
„Mein Mann hat einen sehr ausgeprägten Orientierungssinn, Mr Taylor.“ Kathryn formulierte diesen Satz absichtlich in der Gegenwart. „Er hat sein ganzes Leben lang nie einen Kompass gebraucht und er hat sich noch nie verirrt. Er kennt dieses Gebiet besser als jeder andere Mann.“
Matthews Augen wurden weicher. „Darin widerspreche ich Ihnen nicht, Mrs Jennings, aber …“
Einer der anderen Rancharbeiter trieb sein Pferd ein paar Schritte vor. Er war schmächtig gebaut, wirkte aber roh und … gemein war das Wort, das Kathryn durch den Kopf ging. Ein Streifen vernarbter, rötlicher Haut lief der Länge nach über seine rechte Gesichtshälfte und verschwand unter seinem Hemdkragen. Kathryn hätte nicht mit ihm allein sein wollen. „Die Winterstürme können einem Mann diesen Orientierungssinn rauben, Mrs Jennings. Sie können ihn blind machen und veranlassen, im Kreis zu reiten, bis er nicht mehr weiß, wo er ist und woher er kommt.“ Er lachte. Der schrille, durchdringende Ton überraschte sie und machte sie vorsichtig. Seine Augen musterten sie unverschämt von Kopf bis Fuß. „Waren Sie schon einmal in einem solchen Sturm … Mrs Jennings?“
Matthew drehte sich in seinem Sattel um. Kathryn konnte Matthews Worte an den Mann nicht verstehen, aber er wirkte kurz angebunden und hart. Mit einem letzten Blick auf sie lenkte der Mann sein Pferd herum und ritt den Pfad zurück.
Matthew glitt von seinem Pferd und ging auf Kathryn zu. Die Sorge, die aus seinen Augen sprach, vermittelte ihr das starke Gefühl, dass ihm das, was er sagen wollte, nicht leicht über die Lippen kam.
„Ich bin gekommen, um Sie wissen zu lassen, dass uns Jobs auf einer anderen Ranch angeboten wurden.“ Seine Erklärung war für sie wie ein Schlag in
Weitere Kostenlose Bücher