Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
abgewiesen hatte?
„Wie ich schon sagte, Miss, ich kann nicht …“
„Ich heiße Mrs Jennings, Mr Kohlman. Und ich verlange nichts ohne Gegenleistung. Ich kenne mich in der Geschäftswelt aus und weiß, dass Sie Gewinn machen müssen, aber …“
„Wie, sagten Sie, heißen Sie?“ Kohlmans Gesicht erhellte sich um eine Nuance, während es still im Raum wurde.
Das Ticken einer Wanduhr zählte die Sekunden ab. „Mrs Larson Jennings.“
Mr Kohlman warf einen Blick über ihre Schulter, und Kathryn hatte das unangenehme Gefühl, dass ein schweigender Wortwechsel zwischen ihm und MacGregor stattfand. Als sie hinter sich eine Bewegung hörte, drehte sie sich um. MacGregor sah nicht zurück, als er das Büro verließ.
„Also, Mrs Jennings.“ Kohlmans Tonfall wurde überraschend leutselig. „Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden werden!“
Kapitel 5
D ie Tür ging knarrend auf. Ein Lichtschein fiel in die Dunkelheit.
„Ich setze mich eine Weile zu ihm, bis du die Pfannkuchen fertig hast, Abby.“
Larsons Herz schlug kräftig gegen seine Rippen, und eine neue Hoffnung wurde in ihm entzündet.
Ein leises Summen in einer männlichen Tonlage breitete sich im Raum aus. Eine orange glühende Flamme flackerte und beleuchtete die Wand. Er lag flach auf dem Rücken und konnte die vagen Umrisse einer Kommode und eines Schrankes innerhalb seines begrenzten Blickfeldes ausmachen. Ein Geruch, der Trost und Behaglichkeit verbreitete, drang durch den Nebel, der Larson einhüllte. Ein scharfer Schmerz bohrte sich in seinen Bauch und es dauerte eine Weile, bis er es als Hunger wahrnahm. Das Gefühl kam ihm zugleich fremd und bekannt vor.
Larson versuchte zu schlucken, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Er hörte den dumpfen Ton, als eine Öllampe auf einen Tisch gestellt wurde. Dann stand eine schattenhafte Gestalt, die in der Dunkelheit kaum auszumachen war, am Fußende des Bettes.
„Herr, lege deine heilende Hand auf dein Kind, das hier liegt.“ Dieselbe tiefe Stimme, dann wieder ein Summen.
Larson konnte die Melodie fast erkennen. Kathryn sang dieses Lied manchmal. Ach, wenn er nur ihre süße Stimme wieder hören könnte! Er spürte, wie er berührt wurde und ein kühler Luftzug wehte über seine Beine und zu seinem Brustkorb hinauf. Er erschauerte leicht.
Das Summen verstummte, und der Mann beugte sich vor. Ein leises Lachen durchschnitt die Stille. „Gelobt sei Jesus Christus.“ Er wandte sich ab. „Abby, komm schnell!“
Das Lachen, das aus der Kehle des Mannes kam, wirkte auf Larson wie ein Leben spendender Fluss. Er fühlte, wie sich ein Lächeln um die Winkel seiner aufgesprungenen Lippen spielte. Der schwache gelbe Schein, der den Raum beleuchtete, bewegte sich plötzlich und schaukelte, bevor er einen Bogen über ihm beschrieb. Für einen Moment konnte Larson nichts anderes tun, als das schwarze Gesicht und das strahlende Lächeln des Mannes, der über ihm stand, anzustarren.
Er war älter, als Larson aufgrund seiner Stimme vermutet hätte. Er musste mindestens fünfzig sein.
Der dunkelhäutige Mann streckte seine kräftige Hand aus und legte sie Larson sanft auf den Kopf. Die Berührung fühlte sich irgendwie sonderbar an. Und während diese väterliche Geste Larson großen Trost spendete, öffnete sie gleichzeitig eine Schleuse zu Gefühlen, die ihm fremd waren.
„Meine Frau hat schon gesagt, dass du heute aufwachen wirst.“ Der Mann lachte, als hätte er einen Witz erzählt. „Meine Abby hat diese Gabe, weißt du.“
Larson wurde sich plötzlich seines eigenen Atems bewusst. Flach und keuchend. Er versuchte, Luft in seine Lunge zu bekommen, und sein Brustkorb brannte vor Anstrengung.
„Lass es ruhig angehen.“ Mitgefühl sprach aus den dunklen Augen, die ihn anschauten. „Das Schlimmste hast du schon hinter dir.“
Leise Schritte erregten Larsons Aufmerksamkeit, und eine Frau trat in den hellen Lichtschein. Sie schmiegte sich unter den schützenden Arm ihres Mannes, der sie jetzt nahe an sich heranzog. Ihre hellblauen Augen und ihre silberblonden Haare spiegelten das weiche Licht wider. Sie legte erstaunt eine Hand an ihren offenen Mund und sah aus, als wollte sie sprechen, konnte es aber nicht.
Larson starrte das Paar mit großen Augen an. Die Haut der Frau in der Farbe von frisch geschlagener Sahne bildete einen starken Kontrast zu der tiefschwarzen Haut des Mannes an ihrer Seite. Plötzlich war Larson froh, dass er nicht sprechen konnte. Er fürchtete, dass er sonst
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