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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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Miene.
    Er seufzte. „Folgen Sie meiner Spur. Und achten Sie darauf, dass Sie, wenn Sie bergab reiten, in der Mitte des Pfades bleiben.“ Mit einem letzten warnenden Blick schüttelte er den Kopf und trieb sein Pferd über den Grat.
    Trotz der Zweifel und der Trauer, die sie in den letzten Tagen niedergedrückt hatten, spürte sie nun in dieser wunderbaren Schöpfung Gottes Gegenwart und fasste neuen Mut. Kathryn erinnerte sich an die Worte, die sie am Morgen gelesen hatte. Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?
    Sie ließ ihren Blick über die schneebedeckten Gipfel wandern, die in Dunst und Wolken gehüllt waren. In zwei Wochen würden genau drei Monate vergangen sein, seit Larson verschwunden war. Die Hand des Winters lag schwer auf dem Colorado-Territorium, aber sie rief sich ins Gedächtnis, dass Larson dieses Land gut kannte und Respekt vor ihm hatte. Er hatte in jener Nacht sicher Schutz vor dem Sturm gefunden. Obwohl Kathryn versucht war, allein auf diesen Gedanken zu vertrauen, setzte sie ihre Hoffnung lieber ganz auf Gott. Vater, ich vertraue dir Larson an. Wieder einmal.
    Sie atmete den erdigen Geruch des Viehs und des Winters und des frisch gefallenen Schnees ein und trieb Chestnut weiter. Als sie anfingen, den Bergrücken zu überqueren, beugte sich Kathryn leicht zur Seite und suchte in der umgepflügten Masse aus Schnee und Erde nach Matthews Spur. Als sie sie nicht fand, zog sie scharf an den Zügeln. Chestnut wieherte und rutschte zur Seite weg. Das Tier wehrte sich gegen die Zügel und kam dem Abhang immer näher.
    Kathryn hielt die Zügel fest, achtete aber darauf, sie nicht ruckartig nach hinten zu reißen. Sie sprach in einem besänftigenden Ton mit Chestnut, wie Larson es ihr beigebracht hatte, und versuchte, sie vom Rand des Bergrückens wegzubewegen. Ein panisches, schrilles Wiehern durchschnitt die Luft und im selben Moment brachen die Beine der Stute unter ihr ein.
    Kathryn landete mit dem Gesicht nach unten auf dem vereisten Hang und begann zu rutschen. Ein scharfer Schlag gegen ihre Rippen raubte ihr die Luft. Sie rang keuchend nach Atem und griff nach irgendetwas, um sich festzuhalten. Die gefrorenen Zweige der Sträucher glitten durch ihre Handschuhe. Steinchen und Schmutz gruben sich in ihre Wangen. Je weiter sie rutschte, umso weniger Schmerzen fühlte sie.
    Bis sie schließlich überhaupt nichts mehr fühlte.

    Die kalte Luft fühlte sich frostig auf ihrer Haut an. Stimmen kamen näher. Hände bewegten sich über ihr Mieder und ihre Seiten. Kathryn versuchte, sie wegzuschieben, und schrie bei den Schmerzen, die in ihre Brust stachen.
    „Bleiben Sie ruhig liegen, Mrs Jennings. Bleiben Sie ganz ruhig liegen.“
    Als sie Matthew Taylors Stimme erkannte, tat sie, was er sagte. Sie schlug die Augen auf und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Ein anderer Mann stand über ihr. Harley Dunham.
    Er warf Taylor einen Blick von der Seite zu. „Ich habe dir ja gesagt, dass bei einem Viehtrieb kein Platz für Frauen ist. Du hättest ihr verbieten sollen mitzukommen, Boss.“
    „Hör auf zu reden, Dunham, und kümmere dich um das Pferd.“ Mr Taylor beugte sich näher zu ihr herunter. Kathryn konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlen. „Mrs Jennings, können Sie mich hören?“
    Sie nickte, aber sie war von den Schmerzen, die von ihrem Brustkorb ausgingen, immer noch wie benommen.
    „Bewegen Sie sich bitte nicht.“
    „Keine Angst“, flüsterte sie und versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen. Ihr tat sogar das Atmen weh.
    „Ich fürchte, Sie haben sich vielleicht eine oder zwei Rippen angebrochen.“ Taylor biss sich auf die Unterlippe.
    Ein Schuss knallte, und Kathryn fuhr zusammen. Chestnut. Tränen brannten in ihren Augen und ihr Hals schmerzte.
    Taylor zog sich den Hut vom Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Es tut mir leid, Mrs Jennings. Es sieht so aus, als wäre das alles doch keine so gute Idee gewesen. Ich hätte Sie nie mitkommen lassen sollen“, flüsterte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Er sah ihr fragend ins Gesicht. „Wir sind immer noch mindestens drei Stunden von der Stadt entfernt. Glauben Sie, Sie können reiten?“
    Sie nickte, fragte sich aber, ob sie die Schmerzen aushalten könnte.
    „Es ist genau so, wie ich es sagte, als ich die weiße Eule sah, Boss.“ Dunham tauchte wieder in ihrem Blickfeld auf und hatte sein Gewehr geschultert. „Ich

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