Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
nicht erwartet hatte, und durch seine Kraft und pflichtbewusste Aufmerksamkeit war die schwere Arbeit erledigt, bevor der Nachmittag zu Ende war.
Sie lud eine leichte Kiste in den Wagen und ging dann zur Hütte zurück. Im Türrahmen blieb sie stehen und atmete langsam ein.
Einsamkeit strahlte ihr aus jedem leeren Winkel entgegen. Schmerzliche Erinnerungen an ihr Versagen. Und an ihre zerbrochenen Träume. Sie hatte vorgehabt, noch eine Nacht hierzubleiben, wusste aber jetzt nicht, ob sie das könnte.
Gabe blieb neben ihr im Türrahmen stehen. „Wie lange haben Sie und Ihr Mann hier gewohnt?“
„Zehn Jahre“, flüsterte sie und folgte mit den Augen seinem Blick durch den leeren Raum. Er sah kleiner aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Larson hatte diese Hütte für sie gebaut, und das hatte sie in ihren Augen zu einem Palast gemacht. Wann hatten die stillen, subtilen Vergleiche zwischen dieser Hütte und dem Zuhause ihrer Kindheit angefangen, das Glück ihrer gemeinsamen Jahre mit Larson zu trüben? Hatte Larson gespürt, dass sie sich nach mehr sehnte?
Gabe bewegte sich neben ihr. „Es macht Sie traurig, wegzugehen.“
Sie wischte sich eine Träne weg. „Ja … das stimmt. Aber ich hoffe, dass ich eines Tages zurückkomme.“ Sie zögerte und schaute dann zum Wagen hinaus. „Gabe, ich hätte eine Bitte an dich … Hättest du Zeit, mir zu helfen, das alles heute in die Stadt zu bringen?“
Er schaute sie an, als denke er über ihre Bitte nach, und Kathryn wünschte fast, sie hätte sich ihm nicht aufgedrängt.
Dann nickte er und seine Augenbrauen zogen sich nach oben. „Ich kenne eine wirklich nette Frau, bei der Sie wohnen können, wenn wir in der Stadt sind.“ Seine unglaublich blauen Augen leuchteten wie die eines Kindes. „Dort, wo sie wohnt, gibt es viele Zimmer.“
An diesem Abend brachte Gabe den Wagen hinter dem Kolonialwarenladen von Willow Springs ruckelnd zum Stehen. Allein der Gedanke, aus dem Wagen steigen zu müssen, machte Kathryns schmerzende Muskeln vor Müdigkeit ganz schwach. Das aufkeimende Leben in ihrem Körper raubte ihr viel Energie, und sie sehnte sich nach ihrem Bett in der Blockhütte, aber sie zwang sich, auszusteigen.
Sie stellte sich dem neuen Ladenbesitzer vor, einem Mr Hochstetler. Nachdem sie kurz mit ihm gesprochen hatte, willigte er ein, ihre Sachen zu verkaufen. Einen bestimmten Prozentsatz des Verkaufspreises wollte er für sich behalten, was sie als fair erachtete. Gabe lud die schwereren Sachen aus und trug sie in ein Hinterzimmer. Kathryn hörte ihn mit Mr Hochstetler plaudern und erfuhr, dass Gabe gelegentlich Besorgungen für den Laden erledigte. Anscheinend kam er mehr im Land herum und kannte mehr Leute, als sie vermutet hatte. Kathryn folgte ihm mit den leichteren Kisten in den Laden, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu der Bank auf der anderen Straßenseite zurück.
Sie plante, sich morgen mit Kohlman zu treffen, um ihm eine Anzahlung, so bescheiden diese vielleicht auch sein mochte, anzubieten. Sie hatte immer noch die Hoffnung, er würde sich auf einen Zahlungsplan für ihren Kredit einlassen. Als sie sich seine Reaktion auf ihre Idee vorstellte, wand sie sich innerlich. Irgendwie wusste sie, dass der Versuch vergeblich war, aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, aufzugeben. Und vielleicht käme Larson zurück. Immerhin glaubte sie an einen Gott, der Wunder tat, wie ihre Mutter immer gesagt hatte.
Nachdem sie mehrmals hin- und hergegangen war, sank Kathryn erschöpft auf die Stufen des Hintereingangs und legte den Kopf auf ihre Unterarme. Als sie eine sanfte Hand auf ihrer Schulter fühlte, hätte sie beinahe geweint.
„Sie sind müde, Miss Kathryn. Das Haus der Frau ist nicht weit von hier. Ich bringe Sie hin.“
Kathryn wollte aufstehen, aber als ihre Ohren summten und ihr schwindelig wurde, setzte sie sich wieder. Sie hielt eine Hand in die Höhe. „Bitte warte, Gabe. Gib mir eine Minute, um mich auszuruhen. Dann geht es mir wieder besser.“
Er beugte sich vor, und bevor sie protestieren konnte, nahm er sie auf seine Arme. Kathryn fühlte, wie ihre Augen sich wieder mit heißen Tränen füllten. Sie dachte, er würde sie zum Wagen zurücktragen, aber er marschierte daran vorbei.
„Wohin gehen wir?“
Gabe nickte die Straße hinab. „Zu Annabelles Haus. Ich habe dorthin schon Sachen geliefert.“
„Aber was ist mit den Sachen im Wagen?“
„Darum kümmere ich mich später.“
Nach einer Minute versuchte sie es
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