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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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sie über seine Vermutung, dass die Tiere möglicherweise absichtlich getötet worden waren, nachdachte, kam ihr eine bestimmte Person immer wieder in den Sinn.
    Harold Kohlman.
    Aber noch während ihr Blick über die leblosen Rinder wanderte, bezweifelte sie gleich wieder, dass er zu so etwas fähig wäre. Dass er ihre Möglichkeiten, den Kredit zurückzuzahlen, absichtlich sabotieren würde. Welche Motivation sollte er dafür haben? Er gewann nichts, wenn sie ihre Schulden nicht zurückzahlen konnte. Ganz im Gegenteil, die Bank würde eine beträchtliche Summe verlieren, wenn sie nicht zahlen konnte.
    Sie drehte sich wieder zu Mr Taylor herum und hatte die Absicht, seine Bedenken zu zerstreuen. Aber bei dem Blick seiner Augen vergaß sie diesen Gedanken. Es war weniger der eines Rancharbeiters gegenüber seinem Arbeitgeber, sondern mehr der eines Mannes gegenüber einer Frau. In ihrem Kopf läuteten die Alarmglocken, und sie schaute schnell wieder weg. Nein, das konnte nicht sein … sie hatte seinen Blick bestimmt falsch gedeutet.
    Als Taylor sein Pferd näher trieb, schaute Kathryn wieder zu ihm hin. Der unmissverständliche Blick in seinen Augen verriet eine Sehnsucht, die sie nicht erwiderte und auch nicht erwidern konnte.
    Sie beschloss, ihnen beiden eine Verlegenheit zu ersparen, und hoffte, Gabe habe nichts bemerkt. Deshalb zwang sie sich schnell zu einem Lächeln. „Wie immer, Mr Taylor, vertraue ich Ihrem Urteil voll und ganz. Und ich bin Ihnen sehr dankbar für das, was Sie für mich tun, genauso wie mein Mann … wenn er wieder da ist.“
    Er verzog einen Moment das Gesicht, fing sich aber schnell wieder. „Ja, Madam, natürlich. Gabe, du kümmerst dich um Mrs Jennings.“
    „Ja, Sir“, antwortete Gabe und salutierte scherzhaft.
    Ohne sein gewohntes Lächeln tippte Matthew Taylor an seinen Hut und ritt davon.
    Während sie ihm nachsah, fragte sich Kathryn, ob sie seine Absichten falsch gedeutet hatte. Sie hatte sich bestimmt getäuscht. Und jetzt kam sie sich wegen ihrer vorschnellen Annahme ein wenig dumm vor. Trotzdem wäre es weise, sich von der Freundschaft zu distanzieren, die sich in letzter Zeit zwischen ihnen entwickelt hatte, wenn auch nur, um weitere Missverständnisse zu vermeiden.
    „Sind Sie so weit, nach Hause zu fahren, Miss Kathryn?“ Gabes leise Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.
    „Ja, Gabe. Ich bin so weit“, flüsterte sie und war für seine Gesellschaft dankbar.
    Aber sie fragte sich, wo in den nächsten Tagen ihr Zuhause wäre. Sie müsste nach Willow Springs ziehen. So viel stand fest. Da die Ranch zahlungsunfähig war, musste sie eine Arbeit finden, bei der sie gut verdiente, und einen Platz, wo sie wohnen konnte. Sie kannte niemanden in der Stadt, und selbst wenn sie alles verkaufte, was sie besaß, fiele die Summe viel niedriger aus als das, was sie brauchte.
    Der Wagen ruckelte, als ein Vorderrad in eine tiefe Spurrille rutschte. Sie umklammerte den Sitz und legte eine Hand über das Kind, das in ihrem Bauch heranwuchs. Ihre Gedanken kreisten um die Blockhütte, und ihr wurde bewusst, wie einsam sie dort ohne Larson war. Sie konnte sich nicht vorstellen, ohne ihn endlos dortzubleiben. Seltsamerweise war mit jedem Tag, der verging, ihr Zuhause immer weniger ein Ort und immer mehr eine Person.
    Kathryn schloss die Augen und war nicht sicher, ob sie je wieder wirklich zu Hause wäre.

    Sie faltete Larsons letzte Kleidungsstücke zusammen, legte sie in die Truhe und strich mit einer Hand über das oberste Hemd. Kathryn hatte die letzten zwei Tage mit Packen verbracht und hatte sich diese Aufgabe für den Schluss aufgehoben. Sie hielt sich das Hemd noch einmal ans Gesicht und atmete den immer schwächer werdenden Geruch ihres Mannes ein.
    Eine schwere Last legte sich auf ihr Herz, als ihr Griff um den Baumwollstoff fester wurde.
    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Miss Kathryn?“
    Die plötzliche Stimme hinter ihr ließ sie zusammenfahren und sie drehte sich um. „Gabe …“ Sie atmete laut aus. „Du hast mich erschreckt!“ Sie nickte in Richtung der Kisten an der Tür. „Du könntest diese Kisten zum Wagen bringen, wenn es dir nichts ausmacht.“ Sie legte das Hemd wieder in die Truhe und verschloss sie.
    Gabe trug die Kisten hinaus. Dann kam er zurück und hievte die Truhe mit Leichtigkeit und seinem gewohnten Lächeln hoch. Sie hatten den ganzen Nachmittag in einem gemütlichen Schweigen gearbeitet. Gabe hier zu haben brachte Kathryn einen Trost, den sie

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