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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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der Durst noch unerträglicher wurde, kam mir der Gedanke, daß ein Haifischrachen vielleicht die einzige Rettung vor einem langsamen, qualvollen Tod war. Wie ein Reh, das dem Löwen seine Kehle hinhält, hatte ein kleiner, aber immer mächtiger werdender Teil von mir den Wunsch, nachzugeben – einfach ins Meer hineinzugleiten und zu verschwinden.
    Als es Nacht wurde, überwältigte mich wieder glühendes Fieber. In meinen Fieberphantasien träumte ich davon, in einem Bergbach zu schwimmen und mich satt zu trinken und in einem stillen Teich zu liegen und das Wasser in meine Poren dringen zu lassen. Dann aber erschien das lächelnde Gesicht von Ruth Johnson mit ihrem
silbernen Haar. Ihre unergründlichen Augen spotteten über meine Dummheit.
    So trieb ich auf den Wellen dahin und dämmerte immer wieder in einen Zustand der Bewußtlosigkeit hinüber. Mein rationaler Verstand schaltete sich gespenstisch abwechselnd ein und wieder aus. In einem klaren Augenblick wurde mir bewußt: Wenn ich morgen kein Land entdeckte, war es aus mit mir.
    Blitzartig zogen Bilder an meinem inneren Auge vorbei: mein Zuhause in Ohio, mein Hinterhof, wo ich mich im Schatten einer Birke im Liegestuhl zurücklehnte, einen Roman las, mit meiner Tochter spielte und eine Kleinigkeit aß, nur weil ich ein bißchen Hunger hatte – die Bequemlichkeit und Geborgenheit des Zuhause. Jetzt kam mir das alles wie ein ferner Traum vor, und ich war in der alptraumhaften Realität. Ich weiß nicht, ob ich in dieser Nacht überhaupt geschlafen habe; wenn ja, dann erinnere ich mich nicht mehr daran.
    Viel zu bald kam der nächste Morgen.
    An diesem Tag erfuhr ich, was Hölle bedeutet: Angst und glühendes Feuer, Panik und ewiges Warten. Inzwischen war ich bereit, mich von meinem Surfbrett gleiten zu lassen und im kühlen Wasser davonzuschwimmen, bis der Tod mich einholte – ich hätte alles getan, um diesem Schmerz ein Ende zu machen. Ich verfluchte meinen Körper, diesen sterblichen, hinfälligen Körper. Er war jetzt eine Last für mich, eine Quelle des Leidens. Doch ein anderer Teil meiner selbst klammerte sich ans Leben, entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.
    Mit quälender Langsamkeit wanderte die Sonne über den Himmel. Ich lernte dieses klare Blau zu hassen und war dankbar für jede Wolke, die sich vor die Sonne schob, während ich mich an mein Surfbrett klammerte, bis zum Hals eingetaucht in Wasser, das ich nicht trinken konnte.
    In der nächsten Nacht lag ich erschöpft da – weder wachend noch schlafend. Ich trieb im Fegefeuer dahin und hatte eine Vision: Durch meine geschwollenen Lider sah ich Klippen in der Ferne und hatte das Gefühl, das schwache Donnern der Brandung gegen Felsen zu
hören. Dann war ich plötzlich hellwach und merkte, daß es keine Vision war. Es stimmte tatsächlich! Jetzt lagen wieder Hoffnung und Leben vor mir. Ich würde überleben. Ein erleichtertes Schluchzen stieg in mir auf – aber ich hatte keine Tränen mehr.
    Eine Welle der Energie durchpulste mich; mein Verstand, jetzt wieder kristallklar, konzentrierte sich auf die neue Situation. Ich durfte jetzt einfach nicht sterben – das Land war zu nah! Also nahm ich meine ganze Kraft zusammen und paddelte auf die Küste zu. Ich wollte leben.
    Jetzt türmten die Klippen sich vor mir auf wie riesige Wolkenkratzer, die zum Meer hin fast senkrecht abfielen. Immer schneller bewegte ich mich auf die Felsküste zu; die Wellen trugen mich. Doch plötzlich wurde die Brandung wild und zornig. Ich weiß noch, wie ich die Hände nach meinem Surfbrett ausstreckte; doch es überschlug sich und flog krachend gegen meinen Kopf. Dann muß ich wohl ohnmächtig geworden sein.

5
EIN UNERWARTETES WIEDERSEHEN
    Heilung ist eine Frage der Zeit. Manchmal ist es aber auch
eine Frage der günstigen Gelegenheit.
     
    HIPPOKRATES
     
     
    Auf der Insel Molokai im Pelekunu Valley, eingebettet zwischen moosbedeckten Felsen, lag eine kleine Hütte. Aus der Hütte drangen die angst- und schmerzerfüllten Schreie einer Frau. »Mama Chia! Mama Chia!« rief sie, von den Wehen einer schweren Geburt geschüttelt.
     
    Molokai war die Insel, wo man Anfang des 18. Jahrhunderts aus Angst und Unwissenheit die Leprakranken hingeschickt hatte, damit sie dort, vom Rest der Welt isoliert, ihrem Tod entgegenvegetierten.
    Molokai ist die Heimat von Hawaiianern, Japanern, Chinesen, Filipinos und wenigen Amerikanern und Europäern; ein Zufluchtsort für Alternative. Hier leben unerschrockene,

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