Die Rückkehr des friedvollen Kriegers
noch bis in den Abend hinein, beim Licht des Mondes, trugen wir Seesterne ins Wasser. Viele starben trotzdem. Aber wir taten, was wir konnten.
Mama Chia bückte sich, immer und immer wieder. Ich konnte sie nicht davon abbringen. Solange sie lebte, würde sie intensiv leben und jede Sekunde nutzen. Und solange ich hier auf der Insel war, würde ich ihr helfen. Wir arbeiteten bis spät in die Nacht hinein. Schließlich legten wir uns todmüde, aber zufrieden in den weichen Sand und schliefen ein.
Als ich erwachte, setzte ich mich sofort auf. Ich dachte, es sei schon Morgen. Aber das Licht, das vor meinen Augen flackerte, war ein
knisterndes Feuer. Mama Chia saß daneben und wandte mir den Rücken zu.
Ich ging näher und sprach sie an, damit sie nicht erschrak. »Konntest du nicht schlafen?« erkundigte ich mich.
»Ich bin schon ausgeschlafen«, sagte sie und ließ das Feuer nicht aus den Augen.
Ich stellte mich hinter sie und massierte ihr Schultern und Rükken. »Was siehst du denn in dem Feuer?« fragte ich sie, ohne eine Antwort zu erwarten.
»Was würdest du eigentlich sagen, wenn du erführest, daß ich nicht von diesem Planeten stamme?« fragte sie.
»Was?«
»Und Socrates auch nicht? Und du auch nicht?«
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte – ob ihre Worte ernst gemeint waren oder nicht. »Hast du das in dem Feuer gesehen?« Das war das einzige, was mir einfiel.
»Setz dich«, forderte sie mich auf. »Schau selbst hinein.«
Ich setzte mich und starrte in die tanzenden Flammen.
Langsam erhob Mama Chia sich und begann mit ihren kräftigen Händen meine Rückenmuskeln zu kneten. »Du hast mich gefragt, warum ich das alles für dich tue. Ich tue es, weil wir eine Familie sind«, offenbarte sie mir. »Wir gehören zur selben spirituellen Familie.«
»Was soll das heißen …« Ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn in diesem Augenblick versetzte Mama Chia mir einen heftigen Schlag in den Nacken. Ich sah Sterne und dann nur noch das Feuer … tiefer … immer tiefer …
Ich sah den Anfang von Zeit und Raum, als der Geist sich in die »zehntausend Dinge« verwandelte: Sterne, Planeten, Berge und Meere und die großen und kleinen Lebewesen, die auf unserer Erde entstanden.
Doch es waren keine Menschen da. Auf der Erde entwickelten sich die Tiere aus ihren Vorgängern, den einfacheren Lebewesen. Aber es existierte noch keine menschliche Seele auf unserem Planeten.
Ich sah eine Vision des Universums, wie es ursprünglich gewesen war, als auf der Himmelswölbung Engelsseelen in einem Reich der Freiheit und Glückseligkeit lebten und spielten. Diese Erinnerung, die zu den ältesten der Psyche gehört, wurde zum Archetyp für den Ort, den wir als Himmel bezeichnen.
Etliche dieser Seelen kamen auf die Erde hinunter, weil sie neugierig waren, wie es im Reich der Materie aussah. Sie wollten die verschiedenen Tiergestalten und die sexuell-kreative Energie kennenlernen – sie wollten wissen, wie es ist, in einem Körper zu leben.
Also kehrten sie in die primitiven Tierformen ein, die auf der Erde lebten; sie sahen das Leben durch ihre Augen, spürten es durch ihre Haut und lernten das Reich der Materie und das Leben auf der Erde keimen.
Ich sah diese Seelen und spürte, wie sie sich darauf vorbereiteten, die Gastkörper der Tiere, in denen sie wohnten, zu verlassen und wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Aber diese Seelen hatten die magnetische Anziehungskraft des Reichs der Materie unterschätzt. Sie waren gefangen, hatten sich mit dem tierischen Bewußtsein identifiziert. So begann ein großes Abenteuer auf diesem Planeten.
Denn diese Seelenenergien und ihr menschenähnliches höheres Bewußtsein, das in den Tierkörpern gefangen war, wirkten auf die Struktur der DNS der Tiere ein und verursachten sehr plötzliche und drastische Sprünge in der Evolution. Das wurde mir in Visionen offenbart, bei denen ich einen direkten Einblick in die Chromosomenspiralen bekam.
Die nächste Generation von Lebewesen bildete die Grundlage für die griechische Mythologie: Zentauren, Meerjungfrauen, Satyre und Nymphen; halb Tier, halb Mensch, waren sie die Quelle jener Legenden, in denen die olympischen Götter sich mit Tieren und Menschen paarten und Nachkommen zeugten.
Die ersten Engelsseelen, die auf die Erde gekommen waren, hatten schon vergessen, daß sie ursprünglich Geist waren und nicht Fleisch. Sie hatten sich absolut mit den Geschöpfen identifiziert, in deren Körper sie wohnten. Also
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