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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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gewesen, der mir mit dem Gewehrkolben eins übergezogen hatte.
    – Wir wissen also nicht genau, sagte der Mann aus Clare, – was gesagt oder geplant wurde. Immerhin wissen wir, dass Schinken auf den Broten war und die Suppe nicht die beste. Und dass es ein erfolgreiches Treffen war und der Kontakt zwischen dir und unseren Freunden im Norden aufrechterhalten werden sollte. Sporadischer Kontakt. Sehr sporadisch. Also haben wir gewartet.
    – Sechs Jahre, sagte Campion.
    – Sechs Jahre, bestätigte der Mann aus Clare.
    Es sah nicht so aus, als ob das die Vorstufe zu einer Prügelorgie war, auch wenn diese Jungs garantiert zur Heavy Gang der irischen Polizei gehörten. Vor sechs Jahren waren sie begeisterte Rekruten gewesen, die ihren Vorgesetzten hatten zeigen wollen, dass sie es im Treten und Trampeln zum Schutz des Staates vor Terror mit den Besten aufnehmen konnten.
    Ich genoss die Aufmerksamkeit.
    – So, jetzt sind wir also fast in der Gegenwart angelangt, sagte der Mann aus Clare.
    – Und du lässt dich mit Waffenschmugglern ein, sagte Campion.
    Ich spürte seine Lippen an meinem Ohr.
    – Waffenschmugglern? Meine Frau?
    – Zum Beispiel.
    – Sie liegt im Koma, verdammt noch mal.
    – Wenn du hinsiehst.
    Ich starrte ihn an.
    – Leckt mich am Arsch!
    Langsam zog er das Gesicht zurück. Seine Knie waren noch an der Seite von meinem Stuhl.
    – Entschuldige bitte, sagte er. – Das war despektierlich.
    Er meinte es ehrlich. Ich sah ihn an.
    – Schon gut, sagte ich.
    – Tut mir leid, dass du Sorgen hast. Das Koma und so weiter.
    – Danke.
    – Trotzdem, sagte der Mann aus Clare, – muss es gesagt werden. Deine Frau hat eine Vergangenheit. Damals wurden Waffen gebraucht.
    – Das ist lange her, sagte ich.
    – Glaubst du, dass sie heute nicht mehr gebraucht werden?
    – Ihr wollt mich nur fangen.
    Es war gegen die Regeln, den Vernehmern Widerworte zu geben.
    – Wird uns wohl nicht gelingen, sagte der Dubliner.
    Er hielt sein Gesicht in respektvoller Distanz. Es sah aus, als hätte er aufgegeben.
    – Es gab da Gerüchte, sagte der Mann aus Clare. – Immer mal wieder im Lauf der Jahre. Die Katze lässt das Mausen nicht und so weiter. Dass sie immer noch mitmischt. Und dann ist da ihr Vetter.
    – Ivan Reynolds.
    – Genau der.
    – Er ist Politiker, sagte ich. – Fianna Fail. Verdammt, der war doch sogar mal Minister.
    Der Mann aus Clare sah mich groß an.
    – Dir scheinen da ein paar Basisinformationen zu fehlen. Denn dass du uns verarschst, kann ich nicht glauben.
    – Was für Informationen?
    Er hatte mich gegen meinen Willen zum Reden gebracht – aber ich wollte ja reden.
    – Der Waffenschmuggelprozess ..., sagte der Mann aus Clare. – Sagt dir der was?
    – Nein. Eigentlich nicht.
    – 1970. Keine Erinnerung?
    – Nein.
    – Du hast hier gewohnt, in dieser beschissenen Bude. Da drüben steht ein Radio. Aber der Prozess ist dir entgangen?
    – Muss wohl so sein.
    Ich sah, wie sein Ärger rauswollte und er ihn wieder einfing.
    – Ivan Reynolds, T. D., Abgeordneter der Dáil Éireann, wurde beschuldigt, Waffen illegal eingeführt und der neu gegründeten Provisional IRA übergeben zu haben. Und das ist dir entgangen?
    – War er schuldig?
    – Allerdings, sagte der aus Clare. – Aber er wurde für unschuldig erklärt. Und du willst uns weismachen, dass du davon nichts gewusst hast?
    Ich antwortete nicht. Was hätte ich antworten sollen?
    – Du lässt dich auf einen Sockel stellen, sagte der Mann aus Clare. – Du bist auf Abruf bereit, ihnen beim Eintreiben ihrer fünf Forderungen zu helfen. Aber – Moment mal: Davon weißt du dann wohl auch nichts? Von den fünf Forderungen?
    Ich sagte nichts. Was hätte ich sagen sollen?
    Und ich hatte mir eingebildet, ich könnte etwas aus ihnen rauskitzeln, um es an den Mann mit dem Bart weiterzugeben.
    – Die Hungerstreiks, sagte der Mann aus Clare.
    Ich schüttelte den Kopf.
    – Ist er senil?
    – Glaub ich nicht.
    – Nur ein Ignorant.
    Er stieß meinen Fuß an. Er wollte, dass ich zuhörte. Ich wollte mich entschuldigen. Wollte, dass sie weggingen und in ein paar Tagen wiederkamen, bis dahin hatte ich das Terrain sondiert, und wir konnten neu anfangen.
    – Du musst dich über das Tagesgeschehen schlaumachen, Henry, sagte er. – Vergiss die Geschichte. Hörst du? Vielleicht lebst du ja in der Vergangenheit. Kann ich dir nicht mal verdenken. Wir Iren kleben ja an unserer Scheißvergangenheit. Aber das reicht nicht. Du bist vor ein paar Jahren direkt in

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