Die Rueckkehr des Highlanders
auf und erblickte Corryn. Wie immer trug sie Männerkleider, ein weißes Hemd und braune Lederhosen. »Nein. Warum fragst du?«
Corryn zuckte die Achseln, kam zu ihr und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Du siehst aus, als sei er gekommen und du warst dabei.« Sie brach sich ein Stück von dem Brot auf dem Holztablett neben Adaras Ellbogen ab. »Also, was ist geschehen, dass du so elend aussiehst?«
Seufzend legte Adara ihr Messer ab. »Ich habe nur versucht zu überlegen, warum mein Ehemann mich meidet, als sei ich aussätzig.«
Corryn schluckte das Brot, das sie kaute, und musterte sie interessiert. »Bist du es denn?«
»Bis jetzt ist mir noch kein Körperteil abhanden gekommen.«
Corryn griff lachend nach Adaras Weinbecher. »Männer sind nun einmal der Fluch von uns Frauen. Es ist eine Schande, dass sie in einer Rüstung so gut aussehen, sonst würde ich sagen, sie können bleiben, wo der Pfeffer wächst!«
Ihre Unverblümtheit war für Adara immer wieder ein Grund zum Staunen. Sie selbst würde solche Sachen nie sagen. Natürlich dachte sie sie schon mal, aber sie würde sie niemals aussprechen. Auf der anderen Seite verbrachte Corryn viel Zeit in der Gesellschaft von Männern.
»Weiß Ioan, dass du so denkst?«
»Ioan?«, fragte Corryn lachend. »Er glaubt doch, ich sei noch dreizehn. Hältst du es für möglich, dass er den Männern gesagt hat, sie dürften sich auf keinen Fall nackt von mir sehen lassen, weil ich Gefangener im Heiligen Land war und die Sarazenen mir ...« Sie brach ab, als müsse sie überlegen, wie sie es am besten sagen konnte. »Nun, tut mir leid, wenn ich deine Ohren beleidige, dass sie mir mein Glied aus schierer Boshaftigkeit abgeschnitten haben, sodass, wenn ich es bei ihnen sehe, ich entweder am Boden zerstört wäre oder verrückt werden und sie im Schlaf umbringen würde. Wahrscheinlicher ist natürlich, dass Ioan sie im Schlaf erschlägt, aber er würde ohnehin mir die Schuld daran geben.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ja. Der Mann ist verrückt. Er behauptet, das sei auch der Grund, weswegen meine Stimme so hoch ist.« Sie verdrehte die Augen, als sei der bloße Gedanke an ihren Bruder unzumutbar. »Aber lass uns zu deinem Problem mit Christian zurückkehren. Ich denke, du solltest ihn fesseln, damit er nicht mehr vor dir weglaufen kann. Nach dem, was ich von unseren Männern hier höre, gefällt das vielen.«
Adara musste lachen. »Das bezweifle ich stark.«
»Nein«, erwiderte Corryn ganz ernst. »Ich sage dir, sie phantasieren davon. Du würdest dich wundern, was ich schon alles belauscht habe.«
Vielleicht auch nicht, denn Adara hatte oft selbst die Wachen reden gehört, die manchmal vor den Türen ihrer Gemächer recht gesprächig wurden, und sie wusste, wie vulgär Männer werden konnten, wenn ihnen nicht klar war, dass eine Frau sie belauschte.
Aber der Gedanke, dass ein Mann von einer Frau gefesselt werden wollte ...
Lachhaft.
»Nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass Christian so ein Mann ist. Ich denke, er verabscheut jede Form von Fesseln.«
»Nun, dann weiß ich noch etwas, was dazu führt, dass er dir aus der Hand frisst.«
»Und das wäre?«
Corryns Augen glühten, sie beugte sich vor und gönnte sich noch einen Schluck Wein, ehe sie antwortete. »Such deinen Narren und komm in mein Zimmer. Vertrau mir, danach wird Christian dich auf Knien anflehen, ihn nicht zu verlassen.«
Christian hatte es so lange wie nur möglich aufgeschoben, das Zimmer aufzusuchen, das er sich mit Adara teilte. In den vergangenen Wochen war es leicht gewesen, ihr aus dem Weg zu gehen, denn sie ritten schließlich den ganzen Tag hart, und am Abend mussten sie Zelte aufstellen. Wenn dann ihre Liegstatt endlich fertig war, hatte er sich meistens noch mit Ioan und den anderen beraten, sodass Adara längst schon schlief, wenn er kam.
So hatte er ihr stundenlang beim Schlafen zugesehen und sich dabei einen Narren geschimpft, dass er seine Lust nicht an ihr stillte.
Doch was hätte das genützt? Er wollte zwar bei ihr bleiben, jetzt, wo ihre Ehe vollzogen war, aber er hatte es wirk-lich so gemeint, als er gesagt hatte, er könne und wolle sie nicht lieben. Es war schlicht unvorstellbar, dass er sich solche albernen Träumereien erlaubte.
Vollkommen erschöpft von den Ereignissen des Tages und der dreistündigen Diskussion mit Ioan am Abend, öffnete er die Tür zu ihrem gemeinsamen Zimmer und blieb wie erstarrt stehen.
Adara schlief nicht. Sie saß vor dem Feuer,
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