Die Rueckkehr des Nexius
Deville zuwandte.
Und verharrte sekundenlang verblüfft.
Deville war verschwunden. Und es gab nur eine Art und Weise, wie er hatte fliehen können.
Mit schnellen Schritten war Nofretete am Fenster und blickte in die mondhelle Nacht hinaus. Als sie nur ein paar hundert Meter entfernt am Nachthimmel eine flatternde Gestalt ausmachte, fand sie ihren Vermutung bestätigt. Das Sippenoberhaupt wollte in seiner Tarngestalt fliehen.
Auch Nofretete schwang sich in die Nacht empor. Frisch gestärkt durch Daswadans Blut brauchte sie nur Minuten, bis sie den Flüchtenden erreicht hatte.
Deville versuchte sie mit ein paar unvermittelten Kursänderungen abzuschütteln, ohne daß es ihm gelang. Eine Zeitlang umkreisten sich die beiden Fledermäuse noch, dann schoß aus Nofretetes Tierleib ein schwarzer Tentakel hervor, traf Deville und lähmte dessen Flugbewegungen.
Umeinander torkelnd und sich immer wieder überschlagend fielen die beiden wesensverwandten und doch so ungleichen Geschöpfe zu Boden und verwandelten sich dort in ihre menschlichen Gestalten zurück.
Deville sah ihr ängstlich entgegen. »Und nun, was willst du nun tun?«
»Ich sollte dich auf der Stelle töten, Feigling«, zischte sie. »Aber ich lasse dir deine erbärmliche Existenz, wenn du mir Landrus Aufenthaltsort verrätst!«
Er spuckte aus. »Selbst wenn ich ihn wüßte, würde ich ihn dir nicht sagen.«
»Oh, das wirst du, glaub mir!« In ihren Augen blitzte es spöttisch auf. »Weißt du, vom Tod zu reden ist eine Sache. Ihn zu erleben, eine ganz andere. Man sollte Angst haben vor dem Sterben. Was ich mit Daswadan gemacht habe, war viel zu kurz und schmerzlos.« Sie brachte ihren Kopf näher an den seinen und hauchte mit verheißungsvoller Stimme: »Aber ich kann es auch ganz, ganz langsam machen.«
Wie um ihre Worte zu unterstreichen, spürte Deville plötzlich einen Tentakel, der seinen Nacken umschloß und in seine Haut einzudringen begann. Es fühlte sich an, als würde ein glühendes Eisen mit dorniger Spitze durch seine Haut gedrückt. Gepeinigt schrie er auf.
Nofretete sah seinem Schreien und seinen vergeblichen Befreiungsversuchen eine Zeitlang ungerührt zu, ehe sie sagte: »Ich kann dir versprechen, ich kann dein Sterben über Stunden hinziehen. Du wirst allen Schmerz der Welt erleiden.«
Deville preßte die Zähne zusammen. »Fahr zur Hölle! Von mir erfährst du nichts.«
Sie zog eine bedauernde Miene. »Schade. Aber das war gewiß nicht dein letztes Wort ...«
Nofretete machte wahr, was sie angekündigt hatte. Devilles gepeinigte Schreie hallten annähernd eine halbe Stunde lang durch die menschenleere Nacht, ehe sein Widerstand endlich brach.
Doch das Ergebnis war enttäuschend für Nofretete. Er wußte tatsächlich nicht, wo Landru sich momentan aufhielt. Aber er nannte ihr Namen und Adresse eines anderen Vampirs, der angeblich mehr darüber wußte. Es handelte sich um ein Sippenoberhaupt aus Singapur.
Nofretete hielt Devilles halbaufgelösten Körper umschlungen und schüttelte den Kopf. »Das hättest du dir auch ersparen können. Ich habe dir ja gesagt, daß du mir alles verraten würdest.«
Deville erwiderte nichts. Er lag nur mit schmerzverzerrtem Gesicht da und wartete darauf, daß es endlich zu Ende war.
Nofretete tat ihm den Gefallen. Sie umfloß ihn ganz und beendete seine verfluchte Existenz. Anschließend formte sie sich in ihre menschliche Gestalt zurück.
Jetzt, da der Rausch der Jagd verflogen war, spürte sie wieder den Schmerz, der sie durchströmte. Mit zusammengekniffenen Lippen betrachtete sie ihren rechten Arm. Von der Schulter abwärts war die Haut verbrannt und mit kleinen eitrigen Blasen bedeckt. Auch dort, wo das Weihwasser ihre Brust getroffen hatte und durch den Stoff ihres Kleides gedrungen war.
Und es brannte immer noch wie Feuer.
Auch im Unterleib verspürte sie Schmerzen, die von dem Eschenpfeil herrührten. Der Nexius hatte ihn zwar aus ihrem Körper geschwemmt, dennoch spürte sie die Verwundung, die er ihr zugefügt hatte, deutlich.
Das änderte sich auch nicht, als sie in ihrer Fledermausgestalt zum Landgut zurückflog. Nun war sie das letzte lebende Wesen hier.
Doch sie hatte nicht vor, sich lange aufzuhalten. Sie versorgte sich aus Devilles Tresor mit ausreichend Geld, richtete sich etwas her und schlüpfte in neue Garderobe. Sie wählte ein Kleid mit langen Ärmeln und trug zusätzlich Handschuhe, um die Verbrennungen ihrer Haut zu verdecken. Dann bestellte sie ein Taxi vor die Tore
Weitere Kostenlose Bücher