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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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hier drinnen aufgeräumt hatte – etwa eine Viertelstunde vorher, sagt sie.«
    »Nun, das grenzt die Sache für uns ein. Unsere Lady betritt dieses Zimmer, und was tut sie? Sie geht zu diesem Schreibtisch. Weshalb? Nicht wegen des Inhalts der Schubladen. Hätte sich dort irgend etwas Mitnehmenswertes befunden, dann wären sie sicherlich verschlossen gewesen. Nein; sondern wegen etwas in diesem hölzernen Sekretär. Hallo! Was ist denn das für ein Kratzer? Halten Sie mal ein Streichholz dran, Watson. Warum haben Sie mir davon nichts gesagt, Hopkins?«
    Die Schramme, die er nun untersuchte, begann auf dem Messingbeschlag rechts vom Schlüsselloch und endete nach ungefähr vier Zoll auf dem Holz, wo sie den Firnis abgeschabt hatte.
    »Bemerkt habe ich das schon, Mr. Holmes. Aber solche Kratzer findet man um ein Schlüsselloch immer.«
    »Dieser hier ist neu – sehr neu. Sehen Sie, wie das Messing an der eingeritzten Stelle glänzt. Ein alter Kratzer hätte dieselbe Farbe wie seine Umgebung. Sehen Sie es sich durch meine Lupe an. Und dann der Firnis: wie Erde auf beiden Seiten einer Ackerfurche. Ist Mrs. Marker hier?«
    Eine ältliche Frau mit traurigem Gesicht trat herein.
    »Haben Sie diesen Sekretär gestern morgen abgestaubt?«
    »Ja, Sir.«
    »Ist Ihnen dieser Kratzer aufgefallen?«
    »Nein, Sir, bestimmt nicht.«
    »Das will ich auch meinen, denn ein Staubwedel hätte diese Firniskrümel weggewischt. Wer hat den Schlüssel zu diesem Sekretär?«
    »Der Professor trägt ihn an seiner Uhrkette.«
    »Ist es ein einfacher Schlüssel?«
    »Nein, Sir; es ist ein Chubb-Schlüssel 28 .«
    »Sehr schön. Sie können gehen, Mrs. Marker. Langsam machen wir Fortschritte. Unsere Lady betritt das Zimmer, schreitet zum Sekretär und öffnet ihn, oder versucht es jedenfalls. Während sie hiermit beschäftigt ist, kommt der junge Willoughby Smith in das Zimmer. Indem sie hastig den Schlüssel herauszieht, kommt es zu diesem Kratzer an der Tür. Er ergreift sie, und sie schnappt nach dem nächstliegenden Gegenstand – zufällig dieses Messer hier – und schlägt nach ihm, damit er sie losläßt. Ein verhängnisvoller Schlag. Er stürzt nieder, und sie flieht – entweder mit oder ohne den Gegenstand, dessentwegen sie gekommen ist. Ist das Hausmädchen Susan hier? Könnte irgend jemand, nachdem Sie den Schrei gehört hatten, Susan, durch diese Tür entwichen sein?«
    »Nein, Sir; das ist unmöglich. Noch ehe ich unten war, hätte ich jeden auf dem Flur sehen müssen. Außerdem ist die Tür gar nicht aufgegangen, denn das hätte ich gehört.«
    »Damit ist dieser Ausgang erledigt. Demnach ist die Lady denselben Weg geflohen, den sie gekommen ist. Wie ich höre, führt dieser andere Flur allein zum Zimmer des Professors. Es gibt dort keinen Ausgang?«
    »Nein, Sir.«
    »Gehen wir also dort entlang und machen die Bekanntschaft des Professors. Holla, Hopkins! Das ist wichtig, wirklich sehr wichtig. Der Flur des Professors ist ebenfalls mit Kokosmatten ausgelegt.«
    »Na und, Sir?«
    »Sehen Sie keinen Bezug zu diesem Fall? Nun, nun, ich beharre nicht darauf. Zweifellos liege ich falsch. Und doch scheint mir das von Bedeutung zu sein. Kommen Sie und stellen Sie mich vor.«
    Wir gingen durch den Flur, der genauso lang war wie der zum Garten führende. Am Ende befand sich eine kurze Treppenflucht, oben die Tür. Unser Führer klopfte an und geleitete uns dann in das Schlafzimmer des Professors.
    Es war eine sehr große Kammer, mit unzähligen Büchern vollgestopft, die die Regale bis zum Bersten füllten und in den Ecken und rings um die Sockel der Gestelle gestapelt waren. Das Bett stand in der Mitte des Zimmers, und darin saß, mit Kissen hochgestützt, der Eigentümer des Hauses. Selten habe ich einen bemerkenswerter aussehenden Mann gesehen. Ein hageres Adlergesicht mit stechenden dunklen Augen, die in tiefen Höhlen unter buschigen, überhängenden Brauen lagen, wandte sich uns zu. Sein Haar und sein Bart waren weiß, abgesehen davon, daß letzterer um den Mund merkwürdig gelb gefleckt war. Inmitten des Gewirrs weißer Haare glomm eine Zigarette, und die Luft im Zimmer stank von abgestandenem Tabaksrauch. Als er Holmes die Hand gab, bemerkte ich, daß auch sie gelbe Nikotinflecken aufwies.
    »Rauchen Sie, Mr. Holmes?« fragte er. Er sprach recht gesetzt, mit einem sonderbaren, leicht gezierten Tonfall. »Nehmen Sie doch bitte eine Zigarette. Und Sie, Sir? Ich kann sie empfehlen, da ich sie mir speziell von Ionides in Alexandria

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