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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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leerer Teller zeugte in der Tat von dem guten Appetit, den die Haushälterin ihm nachgesagt hatte. Er sah geradezu unheimlich aus, als er uns seine weiße Mähne und seine glühenden Augen zuwandte. In seinem Mund glomm die ewige Zigarette. Er war angekleidet worden und saß jetzt in einem Lehnstuhl am Kamin.
    »Nun, Mr. Holmes, haben Sie das Rätsel schon gelöst?« Er schob meinem Freund die große Zigarettendose zu, die neben ihm auf dem Tisch stand. Im selben Augenblick streckte Holmes seine Hand aus; sie stießen zusammen und kippten die Dose vom Tisch. Ein paar Minuten lang krochen wir alle auf den Knien umher und klaubten Zigaretten aus den unmöglichsten Ecken hervor. Als wir uns wieder erhoben, bemerkte ich, daß Holmes’ Augen glänzten und seine Wangen gerötet waren. Ich habe diese Kampfsignale immer nur in Augenblicken der Entscheidung wehen sehen.
    »Ja«, sagte er. »Ich habe es gelöst.«
    Stanley Hopkins und ich schauten verblüfft drein. Über die hageren Züge des alten Professors bebte etwas wie ein höhnisches Lächeln.
    »Ach wirklich! Im Garten?«
    »Nein, hier.«
    »Hier? Wann?«
    »Gerade jetzt.«
    »Sie scherzen doch wohl, Mr. Sherlock Holmes. Sie nötigen mich, Sie darauf hinzuweisen, daß diese Angelegenheit zu ernst ist, um so behandelt zu werden.«
    »Ich habe jedes Glied meiner Kette geschmiedet und erprobt, Professor Coram, und ich bin sicher, daß sie fehlerfrei ist. Worin Ihre Motive bestehen, oder welche Rolle Sie nun genau bei dieser merkwürdigen Sache spielen, kann ich noch nicht sagen. Das werde ich in wenigen Minuten vermutlich aus Ihrem eigenen Munde hören. Unterdessen will ich das Geschehene für Sie rekonstruieren, damit Sie wissen, welche Informationen ich noch brauche.
    Gestern kam eine Dame in Ihr Arbeitszimmer. Sie kam in der Absicht, sich in den Besitz gewisser Dokumente zu bringen, die in Ihrem Schreibtisch lagen. Sie besaß einen eigenen Schlüssel. Ich hatte Gelegenheit, den Ihren zu untersuchen, sah daran aber nicht jene leichte Verfärbung, die das Kratzen auf dem Firnis hervorgerufen hätte. Mithin waren Sie nicht ihr Komplize, und, soweit ich das Beweismaterial deuten kann, kam sie ohne Ihr Wissen, um Sie zu berauben.«
    Der Professor stieß eine Rauchwolke aus seinen Lippen.
    »Das ist ja sehr interessant und lehrreich«, sagte er. »Haben Sie noch mehr zu sagen? Sicher können Sie doch, nachdem Sie diese Dame so weit verfolgt haben, auch angeben, was aus ihr geworden ist.«
    »Ich werde mir Mühe geben. Zunächst einmal wurde sie von Ihrem Sekretär ergriffen, den sie niederstach, um zu entkommen. Ich neige dazu, diese Katastrophe als unglücklichen Zufall zu betrachten, da ich davon überzeugt bin, daß die Lady ihm eine so schwere Verletzung nicht vorsätzlich hatte beibringen wollen. Ein Mörder kommt nicht unbewaffnet. Entsetzt über ihre Tat verließ sie in Panik den Schauplatz der Tragödie. Zu ihrem Unglück hatte sie in dem Handgemenge ihre Brille verloren, und da sie äußerst kurzsichtig ist, war sie ohne sie vollkommen hilflos. Sie lief einen Flur entlang, den sie für den hielt, durch den sie gekommen war – beide sind mit Kokosmatten ausgelegt –, und erst als es zu spät war, begriff sie, daß sie den falschen Weg eingeschlagen hatte und daß ihr der Rückzug abgeschnitten war. Was sollte sie tun? Zurück konnte sie nicht. Wo sie war, konnte sie auch nicht bleiben. Sie mußte weitergehen. Sie ging weiter. Sie stieg eine Treppe hoch, stieß eine Tür auf und fand sich in Ihrem Zimmer.«
    Der alte Mann saß da mit offenem Mund und starrte Holmes wild an. Verblüffung und Furcht waren auf seine ausdrucksvollen Züge geprägt. Jetzt zuckte er mühsam die Schultern und brach in ein falsches Lachen aus.
    »Alles schön und gut, Mr. Holmes«, sagte er. »Aber Ihre prächtige Theorie hat einen kleinen Makel. Ich war ja selbst in meinem Zimmer und habe es den ganzen Tag nicht verlassen.«
    »Dessen bin ich mir bewußt, Professor Coram.«
    »Und Sie wollen also sagen, ich könnte auf diesem Bett liegen und nicht merken, daß eine Frau mein Zimmer betreten hätte?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Sie
haben
es gemerkt. Sie haben mit ihr gesprochen. Sie haben sie erkannt. Sie haben ihr zur Flucht verholfen.«
    Wieder brach der Professor in schrilles Gelächter aus. Er war aufgestanden, und seine Augen leuchteten wie glühende Kohlen.
    »Sie sind verrückt!« rief er. »Sie reden irre. Ich soll ihr zur Flucht verholfen haben? Wo ist sie denn jetzt?«
    »Sie

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