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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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seine Komplicen festzustellen. Die Erzählung der Lady scheint jedenfalls von jedem Detail, das wir hier vor uns sehen, bestätigt zu werden, falls sie denn eine Bestätigung braucht.« Er ging an das französische Fenster und riß es auf. »Hier sind keine Spuren, aber der Boden ist auch eisenhart, und man kann hier keine erwarten. Wie ich sehe, sind diese Kerzen auf dem Kamin angezündet worden.«
    »Ja, in ihrem Schein und dem der Schlafzimmerkerze der Lady haben die Einbrecher sich zurecht gefunden.«
    »Und was haben sie mitgenommen?«
    »Nun ja, nicht eben viel – nur ein halbes Dutzend Stücke von dem Silbergeschirr aus dem Schrank da. Lady Brackenstall meint, der Tod von Sir Eustace habe sie so aus der Fassung gebracht, daß sie, abweichend von ihrem Plan, nicht mehr das ganze Haus durchwühlt hätten.«
    »Das stimmt zweifellos. Dennoch haben sie Wein getrunken, wie ich gehört habe.«
    »Um ihre Nerven zu beruhigen.«
    »Allerdings. Die drei Gläser auf dem Schrank sind nicht angerührt worden, nehme ich an?«
    »Aber nein; auch die Flasche steht noch so da, wie sie sie hinterlassen haben.«
    »Sehen wir uns das mal an. Hallo, hallo! Was ist das?«
    Die drei Gläser standen eng beieinander; sie alle enthielten noch Spuren von Wein, und in einem befanden sich Reste von Bodensatz. Die Flasche daneben war noch zu zwei Dritteln gefüllt; neben ihr lag ein langer, tiefgetönter Korken. Sein Aussehen sowie der Staub auf der Flasche wiesen darauf hin, daß es kein gewöhnlicher Jahrgang gewesen war, den die Mörder genossen hatten.
    Holmes’ Verhalten hatte sich verändert. Der teilnahmslose Ausdruck war von ihm gewichen, und ich sah, wie seine scharfen, tiefliegenden Augen wieder lebhaft vor Interesse funkelten. Er nahm den Korken und untersuchte ihn eingehend.
    »Wie haben sie ihn herausgezogen?« fragte er.
    Hopkins zeigte auf eine halb geöffnete Schublade, in der ein paar Tischtücher und ein Korkenzieher lagen.
    »Hat Lady Brackenstall gesagt, sie hätten diesen Korkenzieher benutzt?«
    »Nein; wie Sie wissen, war sie bewußtlos, als die Flasche geöffnet wurde.«
    »Ganz richtig. Tatsächlich wurde dieser Korkenzieher
nicht
benutzt. Diese Flasche ist mit einem Taschenkorkenzieher aufgemacht worden, der vermutlich zu einem Messer gehörte und nicht länger als anderthalb Zoll war. Wenn Sie den oberen Teil des Korkens untersuchen, werden Sie feststellen, daß der Korkenzieher dreimal angesetzt worden ist, ehe der Korken herausgezogen wurde. Er ist nicht vollständig durchbohrt. Mit diesem langen Korkenzieher hätte man ihn durchbohren und mit einem Zug herausziehen können. Wenn Sie diesen Kerl schnappen, werden Sie in seinem Besitz eins dieser Mehrzweckmesser finden.«
    »Ausgezeichnet!« sagte Hopkins.
    »Aber diese Gläser verwirren mich wirklich, muß ich gestehen. Lady Brackenstall hat tatsächlich drei Männer beim Trinken
gesehen,
ja?«
    »Jawohl; dessen war sie sich sicher.«
    »Dann sind wir hier fertig. Was ist da noch zu sagen? Und doch müssen Sie zugeben, daß die drei Gläser höchst bemerkenswert sind, Hopkins. Was – Sie finden nichts Bemerkenswertes daran? Nun, nun, reden wir nicht mehr davon. Als Spezialist mit besonderen Fähigkeiten, wie ich einer bin, sucht man vielleicht eher nach einer komplizierten Erklärung, auch wenn eine einfachere zur Hand ist. Das mit den Gläsern wird natürlich reiner Zufall sein. Nun, guten Morgen, Hopkins; ich wüßte nicht, wie ich Ihnen noch nützlich sein könnte, und Sie haben Ihren Fall anscheinend vollkommen aufgeklärt. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Randall verhaftet ist, und informieren Sie mich von allen weiteren Entwicklungen, die sich noch ergeben können. Ich hoffe, daß ich Ihnen bald zu einem erfolgreichen Abschluß werde gratulieren können. Kommen Sie, Watson, ich glaube, zu Hause können wir uns nutzbringender betätigen.«
    Während der Rückfahrt sah ich Holmes’ Gesicht an, daß ihn irgend etwas, das er beobachtet hatte, überaus verwirrte. Hin und wieder schüttelte er diesen Eindruck mühsam ab und sprach, als sei die Sache ganz klar, aber dann wurde er wieder von seinen Zweifeln befallen, und seine gerunzelte Stirn und der abwesende Blick zeigten, daß er mit seinen Gedanken wieder in dem großen Speisezimmer der Abbey Grange weilte, in dem jene mitternächtliche Tragödie stattgefunden hatte. Schließlich, als unser Zug gerade aus einem Vorstadtbahnhof herauskroch, sprang er, einer plötzlichen Eingebung folgend, auf den Bahnsteig

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