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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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antworte, daß der Haß, den er meinem Erben gegenüber hegte, in beträchtlichem Maße blind und fanatisch war. In seinen Augen hätte er selbst der Erbe all meiner Besitzungen sein sollen, und er hegte einen tiefen Groll gegen die gesellschaftlichen Zwänge, die dies unmöglich machten. Zugleich hatte er aber auch ein klar bestimmtes Motiv. Er brannte darauf, daß ich die Erbfolge brechen sollte, und er war der Meinung, daß dies in meiner Macht läge. Er wollte mit mir ein Geschäft schließen – nämlich Arthur freilassen, wenn ich die Erbfolge brechen und es so ermöglichen würde, ihm mein Vermögen testamentarisch zu vermachen. Er wußte genau, daß ich die Polizei niemals gegen ihn zu Hilfe gerufen hätte. Ich sagte, er hätte mir ein solches Geschäft vorgeschlagen, tatsächlich aber hat er dies nicht getan, da ihm die Dinge aus der Hand geglitten sind und er gar nicht die Zeit gehabt hat, seine Pläne in die Tat umzusetzen.
    Sein ganzer böser Plan erlitt Schiffbruch, als Sie die Leiche dieses Herrn Heidegger entdeckten. James packte bei dieser Nachricht das Entsetzen. Sie kam gestern, als wir zusammen in diesem Zimmer hier saßen. Dr. Huxtable hatte ein Telegramm geschickt. James war darauf dermaßen bekümmert und erschüttert, daß mein Argwohn, den ich ja die ganze Zeit über irgendwie gehegt hatte, sehr bald zu Gewißheit wurde und ich ihn der Tat bezichtigte. Er legte sofort und freiwillig ein vollständiges Geständnis ab. Darauf flehte er mich an, ich solle sein Geheimnis noch drei Tage lang bewahren, um seinem abscheulichen Komplizen eine Chance zu geben, sein schuldbeladenes Leben zu retten. Ich gab seinem Flehen nach – so wie ich immer nachgegeben habe –, und James eilte sofort zum ›Kampfhahn‹, um Hayes zu warnen und ihm die Mittel zur Flucht zu geben. Ich selbst konnte tagsüber nicht dorthin gehen, ohne Gerede zu provozieren, aber sobald es dunkel wurde, eilte ich los, um meinen lieben Arthur zu sehen. Ich fand ihn in Sicherheit und wohlauf, wenn auch über die Maßen entsetzt über die furchtbare Tat, deren Zeuge er gewesen war. In Rücksicht auf mein Versprechen und ganz gegen meinen Willen gab ich meine Zustimmung, daß er noch drei Tage in der Obhut von Mrs. Hayes bleiben sollte, denn es lag auf der Hand, daß ich die Polizei unmöglich von seinem Aufenthaltsort unterrichten konnte, ohne zugleich den Mörder preiszugeben, und ich sah keinen Weg, wie dieser Mörder bestraft werden konnte, ohne daß damit auch mein unglücklicher James zugrundegerichtet würde. Sie haben mich um Offenheit gebeten, Mr. Holmes, und ich habe Sie beim Wort genommen, denn nun habe ich Ihnen alles erzählt, ohne alle Umschweife oder Zurückhaltung. Seien Sie nun mir gegenüber ebenso offen.«
    »Das will ich tun«, sagte Holmes. »Zunächst einmal muß ich Euer Gnaden darauf hinweisen, daß Sie sich in den Augen des Gesetzes in eine höchst bedenkliche Lage gebracht haben. Sie haben ein Kapitalverbrechen gedeckt, und Sie haben die Flucht eines Mörders unterstützt; denn ich kann nicht daran zweifeln, daß das von James Wilder zur Unterstützung der Flucht seines Komplizen benutzte Geld aus Euer Gnaden Börse stammt.«
    Der Herzog nickte Zustimmung.
    »Dies ist wirklich eine sehr ernste Sache. Meiner Meinung nach gar noch sträflicher ist Euer Gnaden Haltung Ihrem jüngeren Sohn gegenüber. Drei Tage lang wollen Sie ihn in dieser Höhle lassen.«
    »Aufgrund eines feierlichen Versprechens –«
    »Was bedeutet solchen Leuten denn ein Versprechen? Sie haben keinerlei Gewähr, daß man ihn nicht aufs neue verschwinden lassen wird. Um Ihrem schuldbeladenen älteren Sohn zu willfahren, haben Sie Ihren unschuldigen jüngeren Sohn einer drohenden und unnötigen Gefahr ausgesetzt. Eine höchst unverantwortliche Tat.«
    Der stolze Herr von Holdernesse war es nicht gewöhnt, daß man auf seinem herzöglichen Sitz so mit ihm umsprang. Das Blut schoß ihm in die hohe Stirn, doch sein Gewissen ließ ihn stumm bleiben.
    »Ich werde Ihnen helfen, aber nur unter einer Bedingung. Sie müssen nach Ihrem Bedienten läuten und mich ihm meine Anweisungen geben lassen.«
    Der Herzog drückte wortlos auf den elektrischen Knopf. Ein Diener trat ein.
    »Es wird Sie freuen zu hören«, sagte Holmes, »daß man Ihren jungen Herrn gefunden hat. Der Herzog wünscht, daß unverzüglich eine Kutsche zum Gasthof zum Kampfhahn fährt und den Lord Saltire nach Hause bringt.«
    »Nun«, sagte Holmes, als der erfreute Lakai abgegangen war,

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