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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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vom Londoner East End aus dem Wege räumte. Diesen beiden berühmten Fällen folgte dicht auf den Fersen die Tragödie von Woodman’s Lee mit ihren überaus dunklen Begleitumständen des Ablebens von Captain Peter Carey. Keine Chronik der Taten von Mr. Sherlock Holmes wäre vollständig ohne einen Bericht über diese höchst ungewöhnliche Affaire.
    Während der ersten Juliwoche war mein Freund so häufig und so lange von unserer Wohnung abwesend, daß mir klar wurde, daß er einen Fall in Arbeit hatte. Die Tatsache, daß in dieser Zeit mehrere rauhe Gesellen vorsprachen und nach Captain Basil verlangten, zeigte mir, daß Holmes irgendwo unter einer seiner zahlreichen Masken und Namen arbeitete, mit denen er seine gewaltige Identität zu verbergen trachtete. Er besaß in verschiedenen Teilen Londons mindestens fünf kleine Zufluchtsstätten, in denen er seine Persönlichkeit verändern konnte. Er äußerte sich mir gegenüber nicht über sein Geschäft, und es war nicht meine Gewohnheit, ihn zu einer vertraulichen Mitteilung zu drängen. Das erste deutliche Zeichen, das er mir von der Richtung gab, in die seine Ermittlung ging, war sehr seltsam. Er war schon vor dem Frühstück losgegangen, und ich hatte mich eben an das meine gesetzt, als er eintrat – den Hut auf dem Kopf, und einen langen Speer mit gezackter Spitze wie einen Schirm unter den Arm geklemmt.
    »Du liebe Zeit, Holmes!« rief ich. »Sie wollen doch nicht sagen, daß Sie mit diesem Ding durch London gewandert sind?«
    »Ich bin zum Metzger und zurück gefahren.«
    »Zum Metzger?«
    »Und ich bringe einen ausgezeichneten Appetit mit. Am Wert sportlicher Übung vor dem Frühstück kann kein Zweifel bestehen, mein lieber Watson. Aber ich möchte wetten, daß Sie die Art meiner Übung nicht erraten werden.«
    »Ich versuch’s erst gar nicht.«
    Er kicherte, als er sich den Kaffee eingoß.
    »Wenn Sie in Allardyce’s Hinterzimmer hätten sehen können, hätten Sie ein totes Schwein an einem Haken von der Decke hängen und einen Gentleman in Hemdsärmeln gesehen, der mit dieser Waffe wie wild darauf einstach. Jene energische Person war ich, und ich habe mich davon überzeugt, daß ich das Schwein auch nicht unter Aufbietung meiner ganzen Kraft mit einem einzigen Hieb durchbohren konnte. Wollen Sie es vielleicht einmal versuchen?«
    »Nie und nimmer. Aber warum haben Sie das getan?«
    »Weil es mir indirekt mit dem Rätsel von Woodman’s Lee zu tun zu haben schien. Ah, Hopkins, ich habe Ihr Telegramm vorige Nacht erhalten und Sie schon erwartet. Kommen Sie und essen Sie mit.«
    Unser Besucher war ein außerordentlich lebhafter Mann von dreißig Jahren; er trug einen unauffälligen Tweedanzug, bewahrte aber die aufrechte Haltung eines Mannes, der gewöhnlich eine Uniform trägt. Ich erkannte ihn sogleich als Stanley Hopkins, einen jungen Polizeiinspektor, für dessen Zukunft Holmes hohe Erwartungen hegte, während dieser im Gegenzug für die wissenschaftlichen Methoden des berühmten Amateurs Bewunderung und Respekt eines Schülers bekundete. Hopkins’ Stirn war umwölkt, und er setzte sich mit einer Miene tiefer Niedergeschlagenheit.
    »Nein, danke, Sir. Ich habe bereits gefrühstückt, ehe ich hierherkam. Ich war die Nacht über in der Stadt, da ich gestern schon herkam, um Bericht zu erstatten.«
    »Und was hatten Sie zu berichten?«
    »Mißerfolg, Sir – absoluten Mißerfolg.«
    »Sie haben keine Fortschritte gemacht?«
    »Keinen.«
    »Meine Güte! Ich werde mir die Sache einmal ansehen müssen.«
    »Ich wünschte beim Himmel, daß Sie das täten, Mr. Holmes, Es ist meine erste große Chance, und ich bin mit meinem Latein am Ende. Kommen Sie um Gottes willen mit und helfen Sie mir.«
    »Nun, nun, zufällig habe ich bereits alles erreichbare Material, einschließlich den polizeilichen Untersuchungsbericht, mit einiger Sorgfalt gelesen. Was halten Sie übrigens von diesem Tabaksbeutel, der am Tatort gefunden wurde? Bietet der keinen Anhaltspunkt?«
    Hopkins sah überrascht auf.
    »Der Beutel gehörte dem Opfer, Sir. Seine Initialen standen darin. Und er War aus Seehundsfell – und er war ein alter Robbenjäger.«
    »Aber er hatte keine Pfeife.«
    »Stimmt, Sir, eine Pfeife konnten wir nicht finden: Er rauchte wirklich nur sehr wenig. Aber er hätte ja den Tabak für seine Freunde bei sich haben können.«
    »Zweifellos. Ich erwähne das nur, weil ich, wenn dies mein Fall gewesen wäre, dies wohl zum Ausgangspunkt meiner Untersuchung gemacht hätte.

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