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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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das Haus untersucht hatten, und machte sich Notizen.
    Dann goß er sich eine Tasse Kaffee ein und kam zu Stefan herüber. »Ein paar Dinge wissen wir wenigstens«, sagte er.
    Er stellte die Kaffeetasse vorsichtig auf einen Stein und blätterte in seinem Block. »Der Besitzer heißt Knut Frostengren und wohnt in Stockholm. Er ist den Sommer über hier, außerdem um Weihnachten und Neujahr und im März eine Woche zum Skilaufen. Die übrige Zeit steht das Haus leer. Er hat es anscheinend von einem Verwandten geerbt. Es ist also jemand eingebrochen und hat hier sein Hauptquartier aufgeschlagen. Dann ist er verschwunden. Er weiß, daß Elsa Berg-gren sein Gesicht gesehen hat. Er muß auch davon ausgehen, daß wir eins und eins zusammengezählt und erkannt haben, daß er derjenige ist, der meine Rechnung an sich genommen hat. Er verfügt über eine Kaltblütigkeit, die wir nicht unterschätzen sollten. Er weiß, daß wir nach ihm suchen werden, besonders nachdem er dich und Elsa Berggren angegriffen hat.«
    »Wohin er wohl will?«
    Giuseppe überlegte, bevor er antwortete. »Ich würde die Frage anders stellen. Warum ist er noch da?«
    »Etwas ist noch unerledigt.«
    »Die Frage ist nur: Was?«
    »Er will wissen, wer Abraham Andersson ermordet hat. Darüber haben wir schon gesprochen.«
    Giuseppe schüttelte den Kopf. »Nicht nur, er will noch mehr. Er will denjenigen, der Abraham Andersson ermordet hat, töten.«
    Giuseppe hatte recht. Es gab keine andere Erklärung. Dennoch blieb für Stefan eine Frage offen. »Warum ist das für ihn so wichtig?«
    »Wenn wir das wissen, dann wissen wir auch, worum es hier eigentlich geht.«
    Sie standen schweigend da und blickten in den Nebel.
    »Er versteckt sich«, sagte Giuseppe. »Er ist clever, unser Mann aus Buenos Aires.«
    Stefan sah Giuseppe verwundert an. »Woher weißt du, daß er aus Buenos Aires kommt?«
    Giuseppe zog ein Stück Papier aus der Tasche. Eine zerrissene Zeitungsseite. Das Kreuzworträtsel aus Aftonbladet. Etwas war an den Rand gekritzelt. Zahlen, die durchgestrichen, aber zunächst hart durchgedrückt worden waren. »Vierundfünfzig elf«, sagte Giuseppe. »Vierundfünfzig ist Argentinien, und elf ist Buenos Aires. Die Zeitung ist vom 12. Juni, als Frostengren hier war. Er hebt die Zeitungen für das Kaminfeuer auf. Die Zahlen hat jemand anders geschrieben. Es muß Fernando Hereira gewesen sein. Im Wagen war eine spanische Zeitung, nicht aus Argentinien, aber die Sprache ist dieselbe. Ich glaube, es dürfte schwerfallen, argentinische Tageszeitungen in Schweden zu bekommen. Aber spanische Zeitungen zu kaufen ist kein Problem.«
    »Hast du keine Telefonnummer in Buenos Aires?«
    »Nein.«
    Stefan dachte nach. »Er hat also hier oben im Fjäll gesessen und mit Argentinien telefoniert. Kann man nicht feststellen, wohin das Gespräch gegangen ist?«
    »Wir sind dabei, es zu untersuchen, aber Frostengren hat ein vollkommen offenes Telefon. Man wählt direkt, ohne Vermittlung. Wenn Fernando Hereira ein Handy benutzt hätte, könnten wir eine Überprüfung der Mobilfunknetze vornehmen.«
    Giuseppe bückte sich nach seiner Kaffeetasse. »Manchmal vergesse ich, daß wir nicht einen, sondern vielleicht zwei kaltblütige Mörder jagen«, fuhr er fort. »Zwei Männer, die große Brutalität gezeigt haben. Wir fangen an zu ahnen, wer Fernando Hereira sein kann und wie er sich verhält. Aber der andere, der Abraham Andersson getötet hat, wer ist das?«
    Die Frage blieb unbeantwortet im Nebel stehen. Giuseppe ließ Stefan allein, um mit Rundström und dem letzten Hundeführer zu sprechen. Stefan sah den Schäferhund an. Er war erschöpft. Er lag da und preßte den Hals gegen die feuchte Erde. Stefan fragte sich, ob ein Polizeihund möglicherweise verzagt sein konnte, weil es ihm nicht gelungen war, seinen Auftrag zu erfüllen.
    Eine halbe Stunde später fuhren Giuseppe und Stefan nach Sveg zurück. Rundström wollte mit dem Hundeführer und drei weiteren Polizisten in Funäsdalen bleiben. Sie fuhren schweigend durch die Wälder. Diesmal fuhr Giuseppe. Stefan sah, daß er sehr müde war.
    Ein paar Kilometer vor Sveg bremste er plötzlich und fuhr an den Straßenrand. »Ich komme damit nicht weiter. Wer hat Abraham Andersson getötet? Es ist, als ob wir immer noch an der Oberfläche kratzen. Wir ahnen nicht einmal, worum sich die ganze Sache eigentlich dreht. Ein Argentinier verschwindet ins Fjäll hinauf, obwohl er eigentlich so schnell wie möglich abhauen sollte. Er flieht

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