Die Rückkehr des Tanzlehrers
in den Wagen. Er fuhr über den Fluß und parkte auf einem unbebauten Grundstück neben der Brückenauffahrt. Dann näherte er sich Elsa Berggrens Haus. Er rechnete damit, daß das Konzert mindestens eine Stunde dauern würde. Er schaute auf die Uhr. Neunzehn Minuten vor acht. An der Rückseite des Hauses führte ein schmaler Pfad entlang. Er hatte keine Taschenlampe, und so tastete er sich vorsichtig im Dunkeln voran. In dem Zimmer, in dem er am Vormittag Kaffee getrunken hatte, brannte Licht. Als er den Zaun erreichte, blieb er stehen und lauschte. Dann sprang er hinüber und lief geduckt zur Hauswand. Er stellte sich vorsichtig auf Zehenspitzen und fühlte an der Unterseite des Fensters. Elsa Berggren hatte nicht entdeckt, daß er die Haken gelöst hatte. Er öffnete es vorsichtig, schwang sich hinauf, ohne an die Blumenvase zu stoßen, die auf dem Fensterbrett stand.
Er dachte, daß er sich jetzt auf die gleiche Weise Zutritt zu Elsa Berggrens Haus verschafft hatte, wie ein paar Tage zuvor zu Herbert Molins.
Mit einem Taschentuch wischte er die Unterseite seiner Schuhe ab. Es war Viertel vor acht. Er blickte sich im Zimmer um. Wonach er suchte, wußte er nicht. Vielleicht nach einem Zeichen dafür, daß er recht hatte. Daß Elsa Berggren nicht die Wahrheit gesagt hatte. Er wußte aus Erfahrung, daß ein unwahres Wort durch einen Gegenstand entlarvt werden konnte. Er verließ das Wohnzimmer, warf einen Blick in die Küche und ging weiter zu einem Raum, der ein Arbeitszimmer zu sein schien. Hier werde ich meine Suche beenden, dachte er. Zuerst wollte er das Obergeschoß sehen. Er lief die Treppe hinauf. Das erste Zimmer schien ein Gästezimmer zu sein. Er ging weiter bis zu Elsa Berggrens Schlafzimmer. Sie schlief in einem breiten Doppelbett. Der Fußboden war mit Teppichboden ausgelegt. Er warf einen Blick in ihr Badezimmer. Flaschen und Döschen standen in ordentlichen Reihen auf einem Regal vor dem Spiegel.
Er wollte gerade in das Arbeitszimmer im Erdgeschoß zurückkehren, als er sich, einer Eingebung folgend, die Doppeltür des Kleiderschranks zu öffnen. Dort hingen zahlreiche Kleidungsstücke. Er strich mit den Händen darüber. Sie schienen von hoher Qualität zu sein.
Tief im Schrank hing etwas, was seinen Blick gefangennahm.
Er schob ein paar Kleider zur Seite, um besser sehen zu können.
Eine Uniform.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis er erkannte, was es war. Dann wurde ihm klar, daß es sich um eine deutsche Militäruniform handelte.
Auf einem Regal darüber lag eine Uniformmütze. Er nahm sie herunter und sah den Totenkopf. In dem Schrank hing eine SS-Uniform.
Stefan machte sich nicht mehr die Mühe, Elsa Berggrens Arbeitszimmer zu durchsuchen. Er verließ das Haus in Ulvkälla auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war, und schob das Fenster sorgfältig zu. Als er zum Auto zurückhastete, fiel schwerer Schneeregen. Er fuhr auf direktem Weg zurück ins Hotel, goß sich ein Glas Wein ein und versuchte zu entscheiden, ob er Giuseppe Larsson noch am selben Abend anrufen sollte. Aber er zögerte. Er hatte versprochen, keinen Kontakt zu Elsa Berggren aufzunehmen. Jetzt hatte er nicht nur mit ihr gesprochen, sondern war auch in ihr Haus eingedrungen. Über so etwas spricht man nicht am Telefon, dachte er. Giuseppe wird es wohl verstehen, aber dazu müssen wir einander gegenübersitzen und Zeit haben.
Er stellte den Fernseher an und zappte durch die Kanäle. Blieb an einem alten Western in blassen Farben hängen. Ein Mann mit einem Gewehr kroch zwischen Felsblöcken umher und versuchte, anderen Männern zu entkommen, die auf ihren Pferden heranritten. Stefan drehte den Ton leiser und suchte nach seinem Notizblock. Dann erstellte er eine Zusammenfassung dessen, was passiert war, seit er nach Sveg gekommen war. Was wußte er, was er zuvor nicht gewußt hatte? Er versuchte eine vorläufige Annahme über die Ursache für Herbert Molins Tod. Er tat so, als ob er sich eine fertig geschriebene Geschichte erzählen würde.
Irgendwann wird ein Mann namens Herbert Molin von drei Schüssen getroffen. Er überlebt.
Der Mann betreibt ein Musikgeschäft. Dann wird er Polizist.
Er hat ein besonderes Verhältnis zum Tanzen. Vielleicht ist der Tanz seine geheime Leidenschaft? Wie für andere Menschen das Sammeln von Pilzen. Oder das Forellenfischen in norwegischen Flüssen.
In seinem Leben gibt es eine Frau, die Elsa Berggren heißt. Als Herbert Molin pensioniert wird, bittet er sie, ein entlegenes Haus tief
Weitere Kostenlose Bücher