Die Rückkehr des Tanzlehrers
in den Wäldern von Härjedalen zu kaufen. Nicht weit von dem Ort entfernt, an dem sie selbst wohnt. Er besucht sie jedoch nie. Dafür gibt es den besten Zeugen, den man sich denken kann. Einen neugierigen Nachbarn. In Elsa Berg-grens Kleiderschrank, in der hintersten Ecke, hängt eine deutsche SS-Uniform.
Vielleicht ist jemand über einen See mit dunklem Wasser gepaddelt und hat in der Nähe von Herbert Molins Haus sein Lager aufgeschlagen, um ihm anschließend das Leben zu nehmen.
In Stefans Kopf endete die Erzählung an genau diesem Punkt. Bei einem Mann, der über einen See davonpaddelt und spurlos verschwindet.
Aber es gab auch andere Pfosten, die in den Zaun eingefügt werden mußten, der die Erzählung ausmachte. Die blutigen Fußspuren, die die Grundschritte des Tangos darstellten. Herbert Molins Angst. Und die Tatsache, daß er einmal seinen Namen geändert hatte. Eine Verschlechterung, dachte Stefan. Es gibt wahrlich nicht viele in Schweden, die Mattson-Herzen heißen, wohl aber Molin. Er dachte, daß es nur eine Erklärung dafür geben konnte. Auch die Namensänderung war ein Versteck. Herbert Molin hatte seine Spuren verwischt. Aber was für Spuren? Und warum? Wenn es so gewesen wäre, daß Matt-son-Herzen ihm zu lang und umständlich gewesen war, hätte er sich ja einfach Mattson nennen können.
Stefan las noch einmal durch, was er geschrieben hatte. Er schlug die Seite um und notierte zwei Jahreszahlen. Geboren 1923, gestorben 1999. Dann kehrte er zu den Notizen zurück, die er sich an dem Abend gemacht hatte, als er in Giuseppe Larssons Zimmer gesessen hatte. 1941, als Molin achtzehn Jahre alt war, hatte er seinen Militärdienst absolviert. Er ist bei der Küstenwache gewesen. Stefans Notizen waren nicht vollständig, aber er erinnerte sich, daß Herbert Molin irgendwo draußen in den Schären von Östergötland auf einer kleinen
Insel gelegen und eine der Fahrwasserrinnen beobachtet hatte. Stefan nahm an, daß er bis zum Kriegsende bei der Küstenwache geblieben und dort auch Offizier geworden war. Sieben Jahre später war er aufgebrochen. Hatte einen Versuch als Geschäftsinhaber unternommen und war anschließend bei einem Landespolizeiamt und der daraus hervorgehenden staatlichen Polizei angestellt gewesen.
Aus einer Militärfamilie, hatte Stefan sich notiert. Der Vater war Rittmeister in Kalmar, die Mutter Hausfrau. Herbert Molin hatte sich also zunächst nicht allzuweit von der Familientradition entfernt. Er hatte eine Karriere als Offizier versucht, sie aber plötzlich abgebrochen und war vom eingeschlagenen Weg abgewichen.
Stefan legte den Notizblock zur Seite und füllte sein Weinglas nach. Der Mann, der irgendwo in der Nähe von Hollywood zwischen den Felsblöcken herumgekrochen war, war jetzt von den Männern zu Pferde gefangengenommen worden. Sie waren im Begriff, ihn aufzuhängen. Den Mann, dem die Schlinge bereits um den Hals lag, schien sein Schicksal auf merkwürdige Weise unberührt zu lassen. Die Farben waren immer noch sehr blaß.
Wenn die Ereignisse um Herbert Molins Tod verfilmt worden wären, dachte Stefan, dann müßte jetzt dringend etwas passieren. Sonst würde das Publikum ermüden. Auch Polizisten können ermüden. Aber das bedeutet nicht, daß man die Suche nach einer Erklärung und dem Täter aufgibt.
Er griff wieder nach seinem Notizblock. Gleichzeitig gelang es dem Mann im Film, auf vollkommen unwahrscheinliche Art und Weise zu fliehen. Stefan versuchte ein paar denkbare Vermutungen aufzustellen. Die naheliegendste war, daß Molin trotz allem einem Wahnsinnigen zum Opfer gefallen war. Woher dieser gekommen und warum er mit Zelt und Tränengas ausgerüstet gewesen war, blieb allerdings im dunkeln. Die Theorie von einem Wahnsinnigen war schlecht, mußte aber genannt werden.
Die zweite betraf den unklaren Zusammenhang zwischen dem Mord an Herbert Molin und etwas, was im Vergangenen verborgen lag. Wie Veronica Molin erwähnt hatte, besaß Herbert Molin kein Vermögen. Geld konnte demnach kaum das Motiv gewesen sein, ihn zu töten. Auch wenn dies für seine Tochter das einzig denkbare Motiv überhaupt war, jemanden zu ermorden. Aber Polizisten haben Feinde, dachte Stefan. Heutzutage ist es üblicher als früher, daß Polizisten Morddrohungen erhalten. Daß Bomben unter Fahrzeugen von Staatsanwälten deponiert oder Brände mit Todesfolge gelegt werden. Ein durch und durch rachsüchtiger Mensch kann vermutlich unbegrenzt lange warten, um seine Rache auszuüben. Das
Weitere Kostenlose Bücher