Die Rückkehr des Tanzlehrers
Molin und Abraham Andersson muß ein Zusammenhang bestehen. Sie bilden die Basis in einem Dreieck. In der Spitze, die fehlt, gibt es jemanden, der im Dunkeln auftaucht. Nicht nur einmal, sondern zweimal. Und zwei ältere Männer tötet, die allem Anschein nach nichts gemeinsam haben.
Hier waren ihm sämtliche Türen vor der Nase zugeschlagen. Aber dies ist der Kern der Mordermittlung, dachte er. Es entsteht ein unerklärlicher Zusammenhang zwischen zwei Menschen. Eine Verbindung, die so tiefgehend ist, daß jemand sich vornimmt, beide zu töten. Darüber denkt Giuseppe nach, während er versucht, die routinemäßigen Arbeiten durchzuführen und auf die Morgendämmerung zu warten, die nicht kommt. Er versucht zu sehen, was unter den Steinen verborgen liegt.
Stefan hatte sich während der Nacht in Giuseppes Nähe gehalten. Er war ihm gefolgt, als sie zwischen dem eigentlichen Tatort und dem Haus hin und her geeilt waren, und hatte sich darüber gewundert, mit welcher Leichtigkeit Giuseppe zu Werke gegangen war. Trotz des entsetzlichen Bildes eines Mannes, der erschossen an einem Baum hing, hatte er gehört, wie Giuseppe ein paarmal in der Nacht gelacht hatte. Es lag nicht die Spur von Roheit oder Zynismus darin. Nur dieses befreiende Lachen, das ihm half, alle Widrigkeiten zu ertragen.
Nun war es Morgen geworden, und ein Hubschrauber landete auf dem Rasen hinter dem Haus. Rundström und drei Hundeführer mit eifrigen Schäferhunden, die an den Leinen zerrten, sprangen heraus. Der Hubschrauber hob sofort wieder ab und verschwand.
Mit dem frühen Morgenlicht gewannen alle Beschäftigungen, die während der Nacht so langsam vonstatten gegangen waren, einen ganz anderen Charakter. Selbst wenn die Polizisten, die seit ihrem Eintreffen ununterbrochen gearbeitet hatten, müde und ihre Gesichter ebenso grau wie der Tagesanbruch waren, erhöhten sie nun das Tempo. Nachdem er Rundström eine kurze Zusammenfassung gegeben hatte, versammelte Giuseppe die Hundeführer um eine Karte und organisierte die Suche. Dann verschwanden sie zu dem Platz, an dem man gerade angefangen hatte, den Körper des Toten vom Baum zu lösen.
Der vorangehende Hund fand Stefans Handy. Jemand war im Laufe der Nacht daraufgetreten und hatte den Akku zerstört. Stefan steckte es in die Tasche und fragte sich plötzlich, wer es erben würde, wenn er den Krebs, den er in sich trug, nicht überlebte.
Nach einer Stunde stummer und verbissener Arbeit versammelte Rundström alle Polizisten zu einer Besprechung im Haus. Mittlerweile waren zwei weitere Autos aus Östersund mit zusätzlicher Ausrüstung für die Spurensicherung eingetroffen. Der Hubschrauber war zurückgekehrt, und man hatte Abraham Anderssons Leiche abtransportiert. Von Östersund aus sollte sie mit dem Wagen zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Umea gebracht werden.
Unmittelbar vor der Besprechung war Rundström zu Stefan gekommen, der in seinem Wagen saß, und hatte ihn gebeten, daran teilzunehmen. Noch hatte er keine Fragen gestellt, warum es Stefan gewesen war, der Abraham Andersson gefunden hatte.
Die Polizisten, die zusammengedrängt in der geräumigen Küche standen, waren erschöpft und durchgefroren. Giuseppe lehnte an der Wand und riß sich Haare aus einem Nasenloch. Stefan dachte, daß er älter aussah als dreiundvierzig. Sein Gesicht war eingefallen, die Augenlider waren schwer. Manchmal konnte er den Eindruck erwecken, vollkommen abwesend zu sein. Aber Stefan glaubte eher, daß er sich tief in einem Wirrwarr von Fragestellungen über das Geschehen befand. Seine Konzentration wies nach innen. Stefan ahnte, daß er eine Antwort auf die Frage suchte, die Polizisten sich immer wieder stellen: Was ist es, das ich nicht sehe?
Rundström begann damit, daß er über die Straßensperren sprach. Sie waren auf allen größeren Zufahrtsstraßen errichtet worden. Bevor die Polizei in Särna vor Ort gewesen war, hatten sie einen Bericht über ein Auto erhalten, das mit hoher Geschwindigkeit nach Süden in Richtung Idre gefahren war. Die Beobachtung war wichtig. Rundström bat Erik Johansson, mit den Kollegen in Dalarna zu sprechen.
Dann wandte er sich an Stefan. »Ich weiß nicht, ob alle hier dich kennen«, sagte er. »Wir haben einen Kollegen aus Boras unter uns, der früher einmal mit Herbert Molin zusammengearbeitet hat. Ich glaube, es ist das einfachste, wenn du selbst erzählst, wie du Abraham Andersson gefunden hast.«
Stefan erzählte, was passiert war, nachdem er Sveg
Weitere Kostenlose Bücher