Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
wir hier tun, entspricht vermutlich deinen uns unbekannten Absichten. Aber ist es nicht auch gefährlich? Um Himmels willen, wir werden einigen der berühmtesten alten Helden des Landes begegnen! Auch wenn wir noch so vorsichtig sind, werden wir Dinge hören und sehen ...«
»Lady, sei ganz beruhigt.« Seine Stimme klang sanft, wie um sie zu beschwichtigen. »Ich habe gesagt, dass du meinen Zwecken dienst. Also muss ich den deinigen dienen. Hier braucht die Erhaltung des Bogens dich nicht zu kümmern; diese Bürde lastet auf mir. Unter großen Mühen habe ich mir Kenntnisse angeeignet, die dir fehlen, und mein Wissen ist profund. Sei versichert, dass ich über dich wachen werde. Das habe ich im Übrigen bereits getan. Ich habe dich in solche Ferne versetzt, dass es keine Augenzeugen für meine Theurgie geben wird, aber zugleich darauf geachtet, der Verwirklichung deiner Absichten nichts in den Weg zu legen. Wo meine Anleitung gebraucht wird, steht sie zur Verfügung. Und ich werde die Wirkung deiner Anwesenheit und deines Handelns neutralisieren. Vertrau nur auf dich selbst ... und befolge meinen Rat. Zu gegebener Zeit wird meine Hilfe ihren Wert beweisen.«
Zu ihrer Überraschung stellte Linden fest, dass sie ihm glaubte. Er blieb ihr nicht verschlossen; sie konnte seine Aufrichtigkeit hören. In ihren Träumen hatte Covenant sie aufgefordert, auf sich selbst zu vertrauen. Und er hatte wie er selbst geklungen, wie der Covenant, an den sie sich erinnerte, nicht wie der Mann, der sie jetzt nach Osten führte. Dieser Mann, der sie belogen hatte ...
»Und wahrscheinlich«, murmelte sie in Kälte und sinkende Nacht hinein, »soll ich deine Versprechungen einfach glauben.«
Die Antwort war Schweigen, das Zustimmung zu signalisieren schien.
Am dunkler werdenden Himmel begannen allmählich Sterne zu glitzern, als manifestierten sie sich wie Covenant und Jeremiah über einen unergründlichen Abgrund der Zeit hinweg. Von Erdkraft gewärmt konnte Linden die immer schneidender werdende Kälte gut ertragen. Trotzdem erschienen ihr die ersten paar Sterne auch durch Entfernung und Einsamkeit eiskalt. Sie hätte sich vorstellen können, auf einem davon zu sein: trotz der Anwesenheit des Theomachs unauslotbar allein.
»Kannst du mir dann sagen«, fuhr sie fort, um ihre Zeit zu nutzen, »warum du Covenant und Jeremiah an der Ausführung ihres Plans gehindert hast? Was war an ihrem Vorhaben so gefährlich?«
»Lady«, antwortete der Insequente, ohne zu zögern, »ich halte es für ausgeschlossen, dass du Hoch-Lord Damelons Aufmerksamkeit hättest entgehen können. Darin liegt die eigentliche Gefahr. Er besitzt den Stab des Gesetzes. Den ersten Stab, im Vergleich zu dem der deinige nur eine unfertige Nachahmung ist.«
Unfertig? Aber der Theomach sprach ohne Pause weiter: »Dabei liegt auf der Hand, dass die gleichzeitige Existenz zweier solcher Werkzeuge, die Erdkraft verwenden, in Damelons Nähe den Bogen erschüttern müsste. Und dein eigenes Wissen, dass es kein solches Ereignis gegeben hat oder geben wird, würde die Schwere des Verstoßes noch steigern. Wie du recht gut weißt, ist dein Stab viele Jahrhunderte nach der Vernichtung des Stabs entstanden, mit dem Damelon Riesenfreund zum Melenkurion Himmelswehr kommen wird. Dieses Wissen würde die Kontinuität des Landes, wie sie in deiner eigenen Erfahrung existiert, unterbrechen. Es würde die unerlässliche Kontinuität der Zeit zertrennen.«
Unter diesen Umständen lässt ihr Denken sich nicht von dem Bogen der Zeit trennen.
»Aber wieso ...?« Linden schwieg erschrocken, konnte ihre Frage nicht zu Ende bringen. Wieso würde Covenant diese Art Risiko eingehen wollen? Was hatte er damit zu erreichen gehofft?
»Lady, nichts ist gewiss«, erwiderte ihr Begleiter, als wolle er sie beruhigen. »Trotzdem steht die Gefahr außer Zweifel. Ich habe Halbhands Pläne durchkreuzt, fürchte ich. Und das mit Stolz«, gestand er ein, »denn hätte ich es nicht getan, hätten bestimmt die Elohim eingegriffen. Hier schützt deine Anwesenheit Halbhand ebenso wie deine Unwissenheit. Aber beide würden nicht ausreichen, um die Elohim fernzuhalten, wenn Hoch-Lord Damelon auf deinen Stab aufmerksam würde.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er nachdenklich hinzu: »Dass du meinen Absichten nützt, ist wahr. Aber darauf bin ich nicht angewiesen. Ich kann allein erreichen, was ich tun muss. Meine eigenen Bedürfnisse hätten nicht erfordert, Halbhands Pläne zu durchkreuzen.«
In
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