Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Linden wartete auch keine Antwort ab. Indem sie ihren Klepper unbeholfen mit den Stiefelabsätzen antrieb, ritt sie weiter den sanft ansteigenden Hügel hinauf, so schnell der lahmende Gaul sie tragen konnte.
Gott, wie sie Kriege hasste.
8
Stoff für Legenden
Ihr Reittier war kein Ranyhyn und noch dazu ziemlich mager und schwach. Unter ihrem Gewicht stolperte es bei jeder Eisplatte, auf der seine Hufe ausglitten. Linden konnte spüren, wie sein Herz gegen die deutlich hervortretenden Rippen hämmerte. Sobald sie zehn, fünfzehn Meter von den anderen entfernt war, begann sie, dem Stab Erdkraft zu entlocken, um ihr Pferd zu stärken und ihre gefühllose Haut, ihre kältestarren Glieder zu wärmen. Das Pferd wurde allmählich stärker, und als Linden ihm Erdkraft einflößte, steigerte es sein Tempo zu leichtem Trab.
Dann kam sie über den Hügel, und Bereks Lager erschien unter ihr wie ein Teppich aus Feuern, Zelten und Planwagen; Latrinen und Postenketten; tapfer ertragenen Schmerzen, Erschöpfung und Gräbern. Das Feldlager wirkte riesig. Die größere Masse von Bereks Feinden lag außerhalb der Reichweite von Lindens Gesichtssinn, doch die Vielzahl von Lagerfeuern aus Menschenhand ließ sogar die Sterne leicht verblassen.
Als sie über den Hügelkamm ritt, war sie bereits nahe genug heran, um zwischen den Zelten und Lagerfeuern undeutlich schwankende Gestalten wahrnehmen zu können. Die meisten Zelte waren klein, kaum groß genug für zwei bis drei Krieger, die sich seine kümmerliche Wärme teilten. Aber es gab auch größere Zelte, vielleicht Kantinen- oder Stabszelte. Eines davon schien genau in der Mitte des Lagers zu stehen. Linden vermutete, dass dies Bereks Zelt war. Drei weitere Zelte jedoch waren pavillongroß, und das dort versammelte Leid zog sie sofort an. Diese von mehreren Planwagenreihen umschlossenen Großzelte standen in sicherster Position am Nordrand des Lagers und beschworen Lindens Gesundheitssinn. Dort führten und verloren die geschwächten Schwerverwundeten von Bereks Heer den Kampf um ihr Leben.
Linden war keine erfahrene Reiterin, aber sie wusste genug, um den Kopf des Pferdes so zur Seite zu drehen, dass es mit länger werdenden Schritten auf die Pavillons zuhielt. Gleichzeitig entlockte sie dem Stab mehr Erdkraft, um das Pferd davor zu bewahren, auf dem eisglatten Untergrund auszurutschen und auch selbst Kraft für das zu sammeln, was ihr bevorstand.
An mehreren Punkten entlang der Peripherie des Lagers erregte Lindens eilige Annäherung Aufmerksamkeit. Und als sie in den Feuerschein kam, verrieten ihr offener Umhang, ihre rote Bluse und ihre schmutzigen Jeans sie sofort als Fremde. Warnrufe wurden laut. Mindestens ein halbes Dutzend Krieger rannten zu ihren Pferden, und Linden ließ eine helle Flamme aus dem Stab lodern und trieb ihr Pferd unbeholfen zu noch schnellerer Gangart an.
Bereks Krieger zögerten, und weitere Alarmrufe riefen Männer und Frauen fort aus ihren Zelten, von ihren Kochfeuern. Sicherlich waren die Männer und Frauen hier mit Theurgie vertraut. Der König, gegen den sie gekämpft hatten, war von einem Wüterich beraten worden. Sie hatten schwarze Bösartigkeit aus Richtung Osten gespürt und kannten die unerwartet gewachsene Macht ihres Lords. Einige wenige von ihnen hatten das rettende Eingreifen der Feuerlöwen miterlebt. Trotzdem hatte bestimmt noch keiner jemals Erdkraft in Form einer gebändigten Flamme gesehen, und den meisten von ihnen schien Gesundheitssinn fremd zu sein. Sie konnten nicht wissen, dass Linden dasselbe Gesetz nutzte, das die Feuerlöwen dazu veranlasst hatte, Berek zu Hilfe zu eilen.
Unterführer brüllten Befehle. Einige wenige Krieger warfen sich in den Sattel, dann mehr ... und noch mehr. Als Linden ebenes Gelände erreichte und mit dem hoch erhobenen feurigen Stab des Gesetzes auf die Lazarettzelte zugaloppierte, versperrte ihr eine ständig massiver werdende Barrikade aus Reitern den Weg. In ihren Ohren gellte die Not von Bereks Verwundeten und Sterbenden wie eine laute Klage. Selbst die Männer und Frauen, die sich ihr beritten entgegenstellten, waren vielfach verwundet.
Indem sie noch höhere Flammen aus dem Stab lodern ließ, rief sie gellend laut: » Auf Yellinins Befehl! Ich bin Heilerin! Lasst mich durch!«
Wieder zögerten Bereks Krieger. Einige begannen ihre Pferde zu zügeln; andere ritten zur Seite. Aber ein kampferprobter Veteran, der sich nicht einschüchtern ließ, widersprach ebenso laut: »Yellinins
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