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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Während Linden zwischen ihnen ging – langsam, langsam, schwach wie eine Greisin –, schickte sie etwas von der überlegenen Heilkraft des Stabs, so viel sie erübrigen konnte, durch ihren Körper in die der Feldschere. Trotz ihrer eigenen Schwäche gab sie den beiden etwas Erdkraft, etwas Gesundheit ab. Wie Vertorn waren sie unersetzlich: Sie würden die Verwundeten versorgen müssen, wenn Linden nicht mehr da war.
    Trotz des Rauchs sah sie ihre Aufgabe deutlich. Sie war viel zu schwierig für sie. Irgendwie würde sie es schaffen müssen, sich Bereks Unterstützung zu sichern.
    Anscheinend war sie dem Zeltausgang näher gewesen, als sie dachte. Als Vertorn mit einer ehrerbietigen Verbeugung zur Seite trat, erschien Berek Halbhand erstmals vor ihr, und unwillkürlich machte sie halt und starrte ihn an. Sie hatte nicht damit gerechnet, einem Mann zu begegnen, der wichtiger, bezwingender als die Wunden und Leiden seiner Krieger zu sein schien.
    Er hatte Erdkraft in sich, das war offensichtlich: potent wie Aneles Erbe, aber dichter unter der Oberfläche, leichter zugänglich. Aber es war nicht seine numinose Energie, die ihn über die Krieger seines Gefolges hinaushob, als sei er irgendwie realer als sie, wichtiger und substanzieller. Und seine Lebendigkeit, seine spezielle Intensität hatte auch nichts mit seiner äußeren Erscheinung zu tun. Er war kaum einen halben Kopf größer als Linden: ein stämmiger, breitschultriger, fast dicklicher Mann mit vorzeitig schütterem Haar, tief in ihren Höhlen liegenden Augen, kurz geschnittenem rostbraunem Bart und von einem Schlag leicht schiefer Nase. Seine Pranken konnten trotz der beiden fehlenden Finger – die gleichen, die Covenant amputiert worden waren – bestimmt kräftig zupacken. Der verkratzte und zerbeulte Zustand seines Brustharnischs und seiner Armschienen zeigte, dass er stets den Kampf suchte. Er war ein starker Mann, der es gewöhnt war, um sein Leben zu kämpfen. Trotzdem erklärte auch das nicht seine Dominanz, seine Miene unverkennbarer Autorität. Die meisten der Männer und Frauen seines Gefolges waren muskulös und verwundet, von endlos aufeinander folgenden erbitterten Kämpfen gezeichnet.
    Nein, es war seine emotionale Aura, die ihn aus dem Kreis seiner Begleiter hervorhob, ihn notwendiger erscheinen ließ. Er ist charismatisch wie der Teufel, hatte Covenant gesagt, aber Linden sah mehr. Mit ihren wachen Sinnen erkannte sie, dass die Tode ihn quälten, dass Kummer und Verluste tiefe Spuren im Fundament seines Wesens hinterlassen hatten. Und die schiere Tiefe seiner Empfindungen hatte ihn ein verzweifeltes Mitgefühl gelehrt. Linden hasste den Krieg, aber ihrem Abscheu fehlte diese Vertrautheit, das schrecklich lange Leiden an etwas, das ihm sein Herz zerriss. Nun trauerte er um seine Feinde wie um die eigenen Männer. Erschlug er sie, tat er es, als weine er dabei, als seien seine Hiebe Schluchzer. Er kämpfte nur – und er kämpfte schon endlos lange, Jahr für Jahr, in einer Schlacht nach der anderen –, weil das Dunkel, das seine Feinde antrieb, ihm keine andere Wahl ließ. Und weil sein Schwur ihn dem Land verpflichtete.
    Er würde ihr Fragen stellen. Er würde Antworten fordern. Und Linden konnte sich nicht vorstellen, mit solch einem Mann zu diskutieren oder zu versuchen, ihn zu überreden. Als Vertorn mit einer Verbeugung ankündigte: »Mein Lord Berek, dies ist meine Lady Linden«, schwieg sie weiter. Nichts, was sie sagen konnte, würde ausreichen, um sie in den Stand des Mannes zu erheben, der den ersten Stab des Gesetzes erschaffen und den Großrat der Lords gründen würde.
    Trotzdem verbeugte Berek sich vor Linden, als sei ihre Stummheit beredt, und seine Dankbarkeit umgab sie wie eine Umarmung. »Meine Lady«, sagte er mit von ständigen lauten Befehlen schroffer Stimme, »dein Kommen ist ein großer Segen, eine Wohltat, die unsere Begriffe fast übersteigt. Aber selbst ein Blinder könnte erkennen, wie erschöpft du bist. Willst du dich nicht ausruhen? Mit deiner Einwilligung sorge ich für Nahrung, Sicherheit und die wenigen Bequemlichkeiten, über die wir verfügen, und schätze mich glücklich, dies tun zu dürfen.«
    Ohne Vorwarnung füllten Lindens Augen sich mit Tränen, die nicht von Rauch oder Erschöpfung kamen. Von einem Mann, der um sein Leben kämpfte, hatte sie solch freundliche Höflichkeit nicht erwartet. Trotzdem versteifte ihre Haltung sich leicht, und sie wich etwas zurück, als nehme sie Anstoß. Gewiss, hätte

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