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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Caerroil Wildholz sei ein übler Schlächter. Trotzdem suchte er jetzt diesen unheimlichen Ort und seinen todbringenden Hüter auf. Weil es manchmal nützlich ist, zwischen Baum und Borke zu stecken.
    Als sie jetzt im Sonnenschein den Waldrand vor sich hatten, verstand Linden Covenant nicht besser als am Abend zuvor. Die Würgerkluft war unpassierbar, und von dieser Seite wirkten die Letzten Hügel noch zerklüfteter als von den Mittlandebenen aus. Im Lauf der Jahrtausende war der Wald einem Meer gleich gegen sie angebrandet und hatte sie in Klippen und Rinnen aufgespalten. Einen Weg durch dieses Gewirr zu finden wäre weit schwieriger gewesen, als sie sich vorgestellt hatte.
    Zum Glück war der Winter hier wärmer als in den Mittlandebenen. Die Bäume nahmen mehr Sonnenwärme auf und speicherten sie – oder Caerroil Wildholz bemühte sich, die Nachwirkungen von Lord Fouls langem Schatten abzumildern. In der Würgerkluft selbst lag kein Schnee, und das auf den Hügeln in einzelnen Rinnen zurückgebliebene Eis sah porös aus, gealtert, durch Verdunstung und starke Sonneneinstrahlung brüchig geworden.
    Der vor ihnen liegende Marsch war vielleicht unmöglich zu bewältigen, aber Linden war dennoch dankbar, der schlimmsten Kälte entronnen zu sein.
    Sie ließ ihr Bündel fallen, um Schulter und Arm zu entlasten. »Na schön«, sagte sie zu Covenant, »hier stecken wir wirklich zwischen Baum und Borke. Wie nützt uns das?«
    »Nun«, sagte er gedehnt und einmal mehr, ohne ihren Blick zu erwidern, »das hier habe ich nicht unbedingt gemeint.« Er studierte die Hügelkette im Nordwesten. »Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem kann der Theomach uns nicht mehr auf Schritt und Tritt überwachen. Die Letzten Hügel haben viel Zorn aus der Würgerkluft aufgesogen. Und natürlich«, fügte er spöttisch hinzu, »sympathisiert das Gestein des Landes schon immer mit den Bäumen. All dieser Fels und Zorn schirmen uns ziemlich gut ab. Und das«, fügte er mit finsterer Befriedigung hinzu, »bedeutet, dass wir unser Tempo endlich steigern können.«
    »Aber du ...«, begann Linden, die trotz ihrer äußerlich zur Schau getragenen Ruhe besorgt war, atmete tief durch und fuhr gelassener fort: »Werden wir dabei nicht entdeckt? Du selbst hast von einer ›Gegnerschaft‹ gesprochen.«
    »Ein gewisses Risiko besteht natürlich«, gab Covenant zu. »Wir werden versuchen, es zu minimieren. Unter dem Radar zu bleiben.« Er wandte sich abrupt an Jeremiah. »Was denkst du? Dieser Hügelrücken?« Er zeigte darauf. »Der mit dem Grat aus Obsidian? Bis dorthin sind es drei Meilen, schätze ich.«
    Jeremiah starrte sekundenlang in die Ferne, dann schlug er vor: »Wie wäre es mit dem nächsten? Der aussieht, als hätte jemand ein Stück aus seinem Grat herausgebissen. Ich glaube, dass er etwas über vier Meilen entfernt ist.«
    »Einverstanden.« Covenant nickte. »Deine Augen sind besser als meine. Solange du ihn sehen kannst ...«
    Endlich wandte er sich direkt an Linden. »Wir wollen möglichst wenig Tamtam darum machen.« Ohne die rote Glut wirkten seine Augen leer, fast leblos. »Je mehr Energie wir aufwenden, desto mehr Aufmerksamkeit erregen wir. Also bewegen wir uns in kurzen Sprüngen weiter. Strikt in Blickrichtung. Und wir bleiben möglichst dicht am Rand der Würgerkluft. Die Gespräche zwischen dem Forsthüter und seinen Bäumen erzeugen starke Hintergrundgeräusche. Du kannst sie nicht hören, aber sie sind da. Sie erschweren es, uns zu entdecken.«
    »Was sagen sie?«, fragte Linden.
    Covenant zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Stück Holz.«
    Er hatte behauptet: Ich bin der Schlussstein des Bogens der Zeit – ich weiß alles. Oder kann alles wissen, wenn ich mir Mühe gebe.
    Jeremiah sah sie an, aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Sein trüber Blick konnte vorwurfsvoll oder mitleidig sein. »Tatsächlich, Mama«, sagte er unbehaglich, »sprechen sie über uns.« Der kleine Muskel in seinem linken Augenwinkel zuckte. »Sie hoffen, dass wir in den Wald hineingehen. Sie lieben den Geschmack von Menschenblut.«
    Bevor Linden sich dazu äußern konnte, fragte er Covenant gewohnt schüchtern: »Du bist bereit, nicht wahr?«
    »Ja, zum Teufel«, knurrte Covenant. »Das bin ich seit Tagen.«
    Lieben den Geschmack ... Und wenn sie ihn so sehr liebten, dass Caerroil Wildholz über die Grenzen seines Reviers hinausgriff? Was dann?
    »Erklär mir nur noch eine

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