Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Sicherheit von Schwelgenstein und der Hochebene erreicht. Keiner von ihnen trug Spuren, die darauf hätten schließen lassen, dass sie verzweifelt um ihr Leben – und um Lindens Leben – gekämpft hatten. Aber das war noch nicht alles: Auf beiden Seiten der Urbösen warteten kleine Gruppen von Wegwahrern. Die grauen Diener des Landes waren nur halb so zahlreich wie die Urbösen; trotzdem standen hier mehr als das gute Dutzend, das Linden nach Herrenhöh begleitet hatte. Wie die Urbösen trugen auch sie keine Spuren erbitterter Kämpfe.
Was ...? Linden machte unwillkürlich einen Schritt rückwärts. Esmer ...?
Vor Jahrtausenden hatte er Dämondim aus der grauen Vorzeit des Landes geholt, um sie Linden angreifen zu lassen.
Sie sah sich erschrocken nach den umliegenden Hügeln um – und entdeckte weitere Wesen hinter sich. Diese erkannte sie jedoch: zwölf bis vierzehn Wegwahrer und halb so viele Urböse, die meisten mit Narben von der perlmuttfarbenen Säure der Dämondim oder der grausamen Virulenz des Weltübelsteins bedeckt. Um ihre Kräfte zu konzentrieren, bildeten sie separate Keile. Und die Spitzen beider Formationen zielten auf Esmer. Der mit Narben bedeckte Lehrenkundige der Urbösen richtete seinen spitzen kurzen Eisenstab, fast ein Szepter, warnend auf Cails Sohn.
Esmer, was hast du getan?
Wo hatte er so viele Urböse, so viele Wegwahrer finden können, wenn nicht in einer Zeit, ehe Covenant und sie das Sonnenübel bekämpft hatten? In einer Zeit, in der die Urbösen Lord Foul gedient und die Wegwahrer das Land verteidigt hatten – beide nach den unterschiedlichen Auslegungen ihres eigenen Wyrds?
Instinktiv wollte Linden Feuer heraufbeschwören, um sich selbst zu schützen. Aber die Wesen hinter ihr hatten ihr Leben und ihre Lehre für sie eingesetzt, als sonst niemand ihr hätte helfen können. Obwohl sie zahlenmäßig weit unterlegen waren, waren sie entschlossen, sie jetzt zu verteidigen. Und die Kraft ihres Stabes hätte ihnen geschadet. Um ihretwillen – und weil zu der Schar hinter Esmer auch Wegwahrer gehörten – unterdrückte sie ihre Angst.
Während sie noch um Beherrschung rang, begann die gesamte Gräuelinger-Brut gleichzeitig zu bellen. Ihre heiseren Stimmen schienen den Vogelgesang aus der Luft zu tilgen, ließen sogar die Luft selbst erstarren. Rau wie eine lang anhaltende Brandung aus Flüchen schlugen gutturale Proteste über ihrem Kopf zusammen, aber unter den Neuankömmlingen erschien keines der Messer mit blutroten Eisenklingen, mit denen die Urbösen bewaffnet waren. Keiner von ihnen schien ein Lehrenkundiger zu sein, und weder sie noch die Wegwahrer bildeten einen Keil, um ihre Energien zu fokussieren. Und in diesem Augenblick begriff Linden, dass die Neuankömmlinge sie nicht angreifen wollten. Sie waren nicht einmal darauf vorbereitet, sich selbst zu verteidigen. Ihre Stimmen klangen von Natur aus feindselig; raubtierhaft wie das Bellen wilder Hunde. Trotzdem blieb es eigenartig kraftlos. Ihr Gekläff war nicht von dem von Lindens Verbündeten zu unterscheiden.
Aus Esmers säuerlichem Grinsen sprach der Hohn über ihre offenkundige Besorgnis, seine Augen leuchteten in unheilvollem Grün.
»Großer Gott«, murmelte Linden. Zitternd zwang sie ihre Hand dazu, den Stab loszulassen, und ließ Covenants Ring wieder in ihre Bluse gleiten. Dann erwiderte sie Esmers Blick, so unerschrocken sie nur konnte: »Was soll es diesmal sein?« Sie musste fast schreien, um sich verständlich zu machen. Hilfe und Verrat. »Ich habe noch nie so viele ...«
Sie war mit Esmers angeborenem Hass gegen die Haruchai vertraut. Er hätte Stave aus diesem Hass heraus umgebracht, wenn Hyns und Hynyns Eintreffen ihn nicht glücklicherweise daran gehindert hätten ...
Durch die Schuld der Haruchai wird es endlose Verwüstungen geben!
Die Meister würden keinen Angriff von der Hochebene herab erwarten.
Billigten die Wegwahrer die Anwesenheit der Urbösen – oder duldeten sie sie zumindest –, konnte sie sich darauf verlassen, dass ihr persönlich keine Gefahr drohte. Vielleicht galt dasselbe für die Meister und Schwelgenstein. Und doch fiel ihr keine andere mögliche Erklärung für Esmers Handeln ein als Verrat. Inbrünstig hoffte sie, Mahrtiir würde ihr jetzt nicht zu Hilfe eilen – Mahrtiir, dem sie zwar vertraute, dessen Anwesenheit aber die Konfrontation mit Esmer noch weiter erschwert hätte. Allerdings trübte Kevins Schmutz die Sinne des Mähnenhüters, und die Gräuelinger-Brut konnte
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