Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Ihr Licht wurde durch die Masse des Wachtturms blockiert, aber ein grauer Schimmer ließ bereits den Feuerschein der Lampen und Fackeln verblassen.
»Linden Avery«, verkündete die Stimme der Meister, »nun kannst du die Ranyhyn rufen.«
Diese Worte schienen einen Teil der Beklommenheit in der Torhalle aufzulösen. Linden widerstand dem Drang, sofort auf den Innenhof hinauszugehen. Die belebende Morgenluft und die Aussicht darauf, Schwelgenstein verlassen zu dürfen, verliehen ihr neue Energie. Sie war wieder zuversichtlich. Sie hatte mit Hyn und Hynyn an dem Rösserritual teilgenommen; sie wusste bestimmt, dass die beiden kommen würden. Aber sie hatte noch andere Dinge zu erledigen ...
Als Erstes wandte sie sich mit einer Verbeugung an Handir, obwohl dieser sich noch nie vor ihr verbeugt hatte. »Auch wenn ich glaube, dass du dich irrst«, erklärte sie ihm ruhig, »zweifle ich deine Integrität nicht im Geringsten an. Sollte ich je etwas gesagt haben, das anders geklungen hat, bedaure ich das jetzt. Vielleicht können wir eines Tages wieder Verbündete sein.« Wie damals im Kampf gegen Sonnengefolgschaft und Sonnenübel. »Aber im Augenblick hoffe ich nur, dass du versuchen wirst, dir noch kein abschließendes Urteil zu bilden.«
Sie erwartete keine Antwort, und er gab auch keine. Sie empfand einen Anflug von Trauer, die ein Echo von Handirs Trauer zu sein schien, als sie ihre Gefährten mit einer Handbewegung um sich herum versammelte.
»Die Ranyhyn werden uns nicht im Stich lassen«, erklärte sie ihnen. »Das wisst ihr alle. Und Handir wird uns ziehen lassen. Ihm missfällt, dass Roger und der Croyel ihn überlistet haben. Das gefällt keinem der Meister. Und wir sind eine ständige Erinnerung daran, dass sie Fehler machen können. Sobald wir fort sind, können sie in Frieden über ihren Begriff von Dienst diskutieren. Aber wenn wir aufbrechen, müssen wir daran denken, dass Anele verwundbar ist, wenn er auf etwas anderem als Fels steht.« Jenseits des Wachtturms war der Boden mit Erde bedeckt. »Kasteness kann ihn erreichen. Lord Foul kann ihn erreichen. Sogar Esmer kann ihn in seinem Sinne beeinflussen. Und auch Covenant ...« Der wahre Zweifler, nicht sein Doppelgänger. »... der dabei aber nicht weniger zu leiden scheint als Anele selbst. Reitet Anele gerade nicht, müssen wir dafür sorgen, dass er auf Stein steht. Können wir keinen finden, müssen wir ihn vielleicht dazu überreden, auf einen Baum zu klettern. Und gibt es mal keine Bäume, reicht vielleicht zusammengerolltes Bettzeug aus, um ihn zu schützen. Oder ...« Sie sah bedeutungsvoll zu Liand hinüber. »Bleibt uns keine andere Möglichkeit, musst du ihn deinen Orkrest in der Hand halten lassen. Ich weiß, dass er es hasst, bei klarem Verstand zu sein. Aber alles ist besser, als zuzulassen, dass Kasteness oder Lord Foul ihn erneut verletzen.«
Der geistesgestörte Elohim oder der Verächter würden sie bestimmt ausfindig machen können, wenn Linden zuließ, dass sie von Anele Besitz ergriffen. Und sie würden wissen, wohin sie ihre Truppen schicken mussten.
»So soll es geschehen, Ring-Than«, versprach Mahrtiir ihr. »Die Ramen werden die Nöte des Alten nicht vergessen.«
Liand hielt den Kopf gesenkt, und als er Linden wieder ansah, entdeckte sie Schatten und Schmerz in seinem Blick. Stockend sagte er: »Ich kann das Feuer aus Gewalt und Zorn, das Anele schon zweimal fast verzehrt hat, nicht vergessen. Hält er den Orkrest in der Hand, sind seine Qualen erschreckend. Trotzdem sind sie meiner Überzeugung nach eine geringere Folter als jede Besessenheit. Ich werde tun, was getan werden muss, um ihn zu beschützen.«
Pahni ergriff seine Hand, als er sprach, und Stave nickte.
»Gut.« Linden drückte den Stab des Gesetzes nicht mehr an ihre Brust, sondern nahm ihn in die rechte Hand und stieß mit einem eisenbeschlagenen Ende auf den Steinboden. Mit der anderen Hand überzeugte sie sich davon, dass Covenants Ring noch unter ihrer Bluse hing – und dass sie Jeremiahs demoliertes Rennauto in einer Tasche hatte. Dann drehte sie sich nach dem Innenhof um. »Unter diesen Umständen bin ich so bereit, wie ich es jemals sein werde. Also los!«
Von ihren Gefährten begleitet schritt sie durch das innere Tor auf den unter freiem Himmel liegenden Innenhof zwischen Wachtturm und Feste hinaus. Hinter ihr folgten Handir und seine Phalanx aus Meistern wie Zuschauer bei einem Ereignis, das sie nicht mehr interessierte.
Mitten auf dem Hof blieb
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