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Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08

Titel: Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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konnten die Ramen und sogar die Ranyhyn leichter in einen Hinterhalt geraten.
    »Ich habe noch nie einen Wald gesehen«, sagte Liand versonnen. »Pahni drängt mich, ich solle mir die Bäume der Hochlandebene vieltausendfach vermehrt vorstellen, aber das geht über meine Vorstellungskraft.«
    Der Mähnenhüter nickte knapp. »Die Ramen lieben offenes Land und sanfte Hügel. Trotzdem haben unsere Vorfahren die Wälder des Landes verehrt. Ihre prachtvolle Herrlichkeit war unbeschreiblich. Jetzt bin ich begierig, den Salva Gildenbourne mit eigenen Augen zu sehen und seine ungezählten Wunder zu durchreiten.« An Liand gewandt fuhr er fort: »Du bist ein Steinhausener, von Geburt an an Stein und Dauerhaftigkeit gewöhnt. Trotzdem bezweifle ich nicht, dass die Pracht des Waldes auch dich andächtig machen wird. Und wir sprechen noch nicht von Andelain, wo die Schönheit des Landes in üppigster Blüte steht.«
    Liand und die Ramen unterhielten sich weiter, während Anele unruhig am Feuer schnarchte und die Haruchai Wache hielten, aber Linden hörte sie kaum. Durch ihre Befürchtungen isoliert, zog sie ihre Decke enger um die Schultern, hielt so die Kühle der Frühlingsnacht fern und versuchte nachzudenken: Wollte man Covenants Sohn glauben, hatte Kasteness nur einige wenige Skurj ins Land gerufen. In diesem Punkt hatte Roger vielleicht die Wahrheit gesagt, denn eine ganze Horde dieser Ungeheuer wäre der Aufmerksamkeit der Meister sicher nicht entgangen. Trotzdem waren die Ungeheuer, die Linden bei ihrer Versetzung in das Land gesehen hatte, zu schrecklichen Verwüstungen imstande. Linden hatte es schon zweimal geschafft, Zäsuren zusammenfallen zu lassen – und sie war jetzt stärker. Der Stab selbst war stärker. Aber sie hatte keine Ahnung, ob Gesetz und Erdkraft ausreichen würden, um die Skurj in Schach zu halten. Die Elohim hätten Kasteness wahrscheinlich nicht als Ernannten in seinen Gewahrsam geschickt, wenn irgendeine andere Theurgie ausgereicht hätte, um diese Bestien im Zaum zu halten.
    Als sie dann endlich schlief, wurde sie in ihren Träumen zu ihrem Erstaunen nicht von Krakenkiefern oder grausigen gelben Reißzähnen oder den Martern von Zäsuren heimgesucht. Stattdessen schien sie endlos lange in den tiefschwarzen Abgrund der Augen des Eggers zu fallen, in dem der einzige Laut das gequälte Weinen ihres Sohns war.
     
    *
     
    Als sie aufwachte, empfand sie drängende Ungeduld. Die Zwänge und Notwendigkeiten ihrer gegenwärtigen Lage drängten die Gedanken an Jeremiah immer wieder in den Hintergrund, aber wenn sie sich seiner verzweifelten Notlage zwischendurch wieder bewusst wurde, fühlte Linden sie mit doppelter Wucht. Vor ihr lag noch ein weiter Weg bis nach Andelain, zu dem Krill und zu den Toten, und das waren nur die ersten Etappen auf der Suche nach ihrem Sohn, und letztlich waren solche Dinge einfach notwendig, weil sie nicht wusste, wo sie sonst mit ihrer Suche nach Jeremiah hätte beginnen sollen. Während sie angespannt nervös mit ihren Freunden frühstückte, bemerkte Liand sanft: »Du hast nicht gut geschlafen, Linden.«
    Sie nickte, ohne wirklich zuzuhören. Stattdessen horchte sie auf ein wiederholtes Pfeifen und förmliche Begrüßungen. Auf ihren Wunsch hin hatten Stave und Mahrtiir sich den Gedemütigten am Ostrand des Tals angeschlossen, um mit ihnen die Ranyhyn herbeizuholen. Jetzt wartete Linden auf Staves Rückkehr. Sobald er ins Flussbett hinuntersprang, schob sie Bhapa den Rest ihres Frühstücks hin und stand auf.
    »Erstes Holzheim?«, fragte sie. »Wie weit ist es bis dorthin?«
    Stave zog wegen ihrer abrupten Art die Augenbrauen hoch. »Werden wir nicht aufgehalten, sind wir vor Mittag in der Nähe von Holzheim.«
    Linden biss sich auf die Unterlippe. »Hältst du es wirklich für richtig, dort haltzumachen? Haben wir nicht genügend Proviant?«
    Mussten die Holzheimer vor drohenden Gefahren gewarnt werden, konnte einer der Gedemütigten diesen Auftrag übernehmen, ohne gegen die Selbstverpflichtung der Meister zu verstoßen.
    Stave, der sie weiter prüfend musterte, zuckte mit den Schultern. »Die Zukunft ist ungewiss, Auserwählte. Vielleicht werden wir schon bald vom direkten Weg abgedrängt. Es wäre leichtsinnig, diese Gelegenheit, unseren Proviant zu ergänzen, nicht zu nutzen.«
    »Also gut«, murmelte sie unzufrieden. »Aber wir wollen uns möglichst beeilen. Jeremiah braucht mich.«
    »Und du verzeihst nichts«, bemerkte Stave. »Das verstehen alle Haruchai. Die

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