Die Rückkehr des Zweiflers - Covenant 08
Ranyhyn warten auf dich. Und die Gedemütigten sind sich untereinander einig, dass dein Wunsch nach Eile gerechtfertigt ist. Wir setzen unsere Reise so schnell fort, wie wir können, ohne die nötige Vorsicht außer Acht zu lassen.«
Als seien seine Worte ein Befehl gewesen, beeilten Liand und Pahni sich, ihre Kessel, Schalen und Bestecke abzuwaschen, während Bhapa alles Bettzeug zusammenpackte. Gleichzeitig überraschten Branl und Galt Linden, indem sie ins Flussbett hinuntersprangen. Ohne ein Wort zu sagen, suchten sie den lockeren Schiefer ab, bis sie eine etwa zwei Finger starke Platte fanden, auf der ein bis zwei Menschen hätten stehen können. Die beiden hoben sie auf und warfen sie Clyme zu, der oben am Ufer wartete. Sobald Clyme die Schieferplatte richtig im Griff hatte, ging er mit ihr davon.
Auf Lindens erstaunten Blick hin erklärte Stave ihr: »Obwohl Erstes Holzheim von fruchtbarem Tiefland umgeben ist, sind die umliegenden Hügel so kahl wie ein großer Teil des Gebiets, das wir heute zu durchqueren haben. Deshalb wird Clyme diese Steinplatte auf Mhornyms Rücken mitnehmen. Sie kann den Alten notfalls vor Kasteness' Berührung schützen.«
Linden stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist gut!« Sie kannte die übermenschliche Kraft der Haruchai, aber manchmal vergaß sie, wie stark sie tatsächlich waren. »Ich bin froh, dass einer von euch daran gedacht hat.«
Sie hatte Anele mehrfach versprochen, ihn zu beschützen – und sich stattdessen wiederholt auf andere Dinge konzentriert.
Liand klopfte Stave anerkennend grinsend auf die Schulter. Dann erbot er sich, Linden zu helfen, aus dem Flussbett zu klettern. Als sie oben ankam, sah sie Mahrtiir bei den zusammengerufenen Ranyhyn warten. Hyn näherte sich Linden mit liebevollem Ausdruck in ihren sanften braunen Augen; Hynyn stampfte gebieterisch mit den Hufen. Clyme hatte bereits ein Tragegestell aus Lederriemen für die Schieferplatte zusammengeknotet und bestieg Mhornym mit ihr auf dem Rücken. Linden sah jetzt, dass der Hengst mit kräftigen Muskeln und breiter Brust fast eine Spanne größer als die anderen Pferde war. Also würde Mhornym das zusätzliche Gewicht auf Clymes Rücken leicht tragen können.
Obwohl die Gedemütigten wahrscheinlich vor allem Linden überwachen sollten, nahmen sie den Auftrag ernst, ihr und ihren Freunden zu helfen. In dieser Beziehung erinnerten sie an die Haruchai, die Thomas Covenant und Linden gekannt hatten. Brinn, Cail, Ceer und Hergrom hatten ihr lange zutiefst misstraut, aber ihre Zweifel hatten sie nicht davon abgehalten, Linden unter Einsatz ihres Lebens zu beschützen. Auch als sie zu Meistern des Landes geworden waren, hatten die Haruchai sich nicht grundlegend verändert.
Durch dieses Wiedererkennen beruhigt – und durch Hyns unverbrüchliche Zuneigung getröstet – war Linden eine Zeit lang ruhiger. Aber als ihre Gefährten und sie endlich im Sattel saßen und die Ranyhyn gegen die aufgehende Sonne nach Südosten trabten, musste sie dem Drang widerstehen, Hyn zum Galopp anzutreiben. Solange Lord Foul und der Croyel Jeremiah gefangen hielten, würde er keinen Sonnenstrahl mehr sehen. Der Verächter bevorzugte die finsteren Winkel der Welt. Und unter dem Melenkurion Himmelswehr hatte sie ihm Jeremiah beinahe entrissen. Das würde Lord Foul bestimmt nicht wieder riskieren. Jedenfalls, das war Linden bewusst, würden Andelain und Loriks Krill eher den Anfang ihrer Suche als ihr Ende sein.
Bleischwer wie Lindens Sorgen schleppte die Zeit sich dahin, und um ihretwillen beschleunigten die Ranyhyn ihren flotten Trab. Mahrtiir ließ Bhapa als Späher weit vorausreiten; Galt und Branl begleiteten die Gesellschaft fast außer Sicht auf beiden Seiten, und das stetige Wiegen von Hyns flüssiger Gangart wirkte beruhigend auf Lindens Nerven – ganz so, als werde sie von schützenden Armen gewiegt. Stave und Mahrtiir ritten rechts und links von ihr, hinter ihnen kamen Liand und Pahni, Anele in ihrer Mitte, Clyme mit Mhornym stets dicht hinter dem Pferd des Alten. Mit nur gelegentlichen Pausen, um einen Schluck Wasser zu trinken oder ein paar Schatzbeeren zu pflücken, ritten sie zwischen niedrigen Hügeln hindurch, leichte Steigungen hinauf und hinunter und durch sumpfige Senken und kleine Täler, in denen Wäldchen und einzelne Bäume wie Flussinseln in der schwachen Brandung eines Meers aus Gras standen. Als die Sonne eben die Vormittagsmitte überschritt, nahmen Lindens empfindliche Sinne den ersten Hauch von
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